Die Stahlindustrie gilt meist als klassische Männerdomäne, in der Frauen für gewöhnlich in der Verwaltung und nicht in den Werkshallen arbeiten. Dass diese Vorstellung nicht mehr ganz der Realität entspricht, davon konnten sich 20 Studentinnen technischer Studiengänge beim ersten Studentinnen-Tag der Salzgitter AG überzeugen.

Berichte aus der Praxis
Dr.-Ing. Pamela Wolf, Projektingenieurin bei der Salzgitter Flachstahl, Dr.-Ing. Marion Calcagnotto, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Salzgitter Mannesmann Forschung, und Diplom-Logistikerin Karin Rabe, Industrial Engineer bei der KHS, berichteten über ihren Berufseinstieg und gaben spannende Einblicke in ihren Arbeitsalltag in der „Stahlwelt“. Insgesamt, so die Ingenieurinnen, tut die Salzgitter AG sehr viel dafür, dass sich Nachwuchskräfte im Unternehmen zurechtfinden und ihren Weg machen. Neben einer intensiven Einarbeitungsphase unterstützen kontinuierliche Personalentwicklung und herausfordernde Aufgaben die persönliche Weiterentwicklung.

Pamela Wolf beispielsweise startete bei der Salzgitter Flachstahl zunächst in der Instandhaltung, wo sie für die Wartung und Reparatur von Produktionsanlagen zuständig war. Inzwischen ist sie im Anlagenneubau tätig und verantwortet Bauprojekte mit mehreren Millionen Euro Investitionssumme.

Kommunikationsfähigkeit und Offenheit im Umgang mit verschiedensten Menschen sind weiterhin wichtig, um Projekte erfolgreich durchzuführen und eigene Ideen voranzutreiben. So schildert Marion Calcagnotto, dass die Entwicklung neuer Werkstoffe nur in enger Kommunikation mit den verschiedenen Beteiligten funktioniert – vom Kunden, der eine Anforderung definiert, bis zum Meister im Betrieb, der Versuche an seiner Anlage durchführen muss.

Wie aber gelingt der Berufseinstieg am besten? Über ein schnelles Studium oder doch eher über Praktika? Hier waren sich die Ingenieurinnen einig, dass das Sammeln von Praxiserfahrung wesentlich wichtiger als das Einhalten der Regelstudienzeit ist. Praktika, Studien- oder Abschlussarbeiten sind gute Gelegenheiten, frühzeitig Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen. Ein gutes Beispiel dafür ist Karin Rabe. Sie hat 2008 ihre Diplomarbeit bei der KHS geschrieben und wurde im Anschluss direkt als Projektingenieurin übernommen. Seit Juli dieses Jahres ist sie nun Gruppenleiterin im Industrial Engineering und entwickelt mit ihrem vierköpfigen Team u.a. Konzepte zur Verbesserung von Produktions- und Montageabläufen.

Werden Frauen anders behandelt?
Nachteile als Frau in einem technisch geprägten Unternehmen konnte keine der Ingenieurinnen erkennen, im Gegenteil, „als Frau wird man viel mehr wahrgenommen und bleibt besser in Erinnerung“. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in einem technischen Umfeld möglich.

Zum Abschluss der Veranstaltung ging es für die Studentinnen noch in das Werk Salzgitter, wo sie die Stahlherstellung live verfolgen konnten. Nach einem langen Tag waren sich die Teilnehmerinnen dann einig: die Welt des Stahls bietet vielfältige Chancen und Perspektiven – nicht nur für Männer.

Kooperationspartner
Der Studentinnen-Tag fand in Kooperation mit dem Projekt fiMINT – Frauen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – statt. fiMINT ist an der Niedersächsischen Technischen Hochschule, einer Allianz der TU Braunschweig, der TU Clausthal und der Leibniz Universität Hannover, angesiedelt und hat das Ziel, Studentinnen und Absolventinnen aus MINT-Studiengängen bei der Berufsorientierung und beim Berufseinstieg zu unterstützen. fiMINT bietet überfachliche Qualifizierung, Coaching, Beratung sowie Veranstaltungen in Kooperation mit Unternehmen.

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