Page 10 - Salzgitter AG Verantwortung und Perspektiven
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  Folglich wird knapp 98 % der angelieferten Menge wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt. Das ist eine beeindruckende Verwertungsquote. Sie liegt über dem Durchschnitt, der etwa 93 % beträgt. In der Disziplin „geschlossene Kreisläufe“ ist die Stahlindustrie damit Weltmeister – und die Salzgitter AG einer ihrer Leistungsträger.
AUS DER HÜTTE ENTSPRINGT EIN FLUSS
Neben Schrott benötigt der Stahlkocher Wasser – zur Kühlung der Anlagen und zum Abschrecken des Stahls und der Schlacken. Daher sind Hütten­ werke meist nah am Wasser gebaut. In Salzgitter gibt es keine Flüsse, doch in der Tiefe fließen sieben Grundwasserströme zusammen. Rund 450 Mio. m3
verschmutztes Reinigungswasser und Zutaten für den Bakterienwuchs beigemischt.
Dieses Gemisch sammelt sich im ersten Belüf­ tungsbecken, in das Luft eingeblasen wird. Dabei müssen permanent optimale Lebensbedingungen für verschiedene Bakterienarten herrschen. Der Stoffwechsel der Kleinstlebewesen baut Phenole und Cyanide sowie Stickstoffverbindungen biologisch ab. Diese Prozesse setzen sich in weiteren Belebungs­ becken fort. Am Ende sammelt sich ein Gemisch aus Wasser und „Belebtschlamm“ in zwei Nachklär­ becken. Die Schwerkraft sorgt dafür, dass sich die schwere Bakterien­Schlammmasse absetzt und dem neu ankommenden Abwasser aus der mechanischen Reinigung wieder beigemischt werden kann.
DIE SCHLACKEN SIND EIN GEZIELT HERGESTELLTES NEBENPRODUKT UND KEIN ABFALL DER STAHLPRODUKTION
 Wasser sammeln sich pro Jahr in einem unterirdi­ schen Kiesbecken. Daraus schöpft das Wasserwerk der Salzgitter Flachstahl (SZFG) über 80 Brunnen Wasser aus bis zu 65 m Tiefe. Es wird entsäuert, gefiltert und desinfiziert, dann leitet das Aufberei­ tungswerk Adersheim einen Teil als Trinkwasser weiter, während das Brauchwasser mit Grundwasser aus dem SZFG­Werk aufgefüllt wird. Am Ende wird das Wasser mit Kalk enthärtet. In den Betrieben der SZFG zirkulieren mehr als 500 Mio. m3 Wasser. Davon wird 77 % als Kühlwasser genutzt, der Rest als Prozesswasser in der Produktion.
In die Abwasserreinigungsanlage der Salzgitter Flachstahl GmbH strömen wiederum Abwässer aus dem Werksgelände, dem Industriegebiet und den Außengebieten. Hinzu kommen die Niederschläge aus dem rund 20 km2 großen Einzugsgebiet. Die mechanisch­biologische Abwasserreinigungsanlage läuft das ganze Jahr rund um die Uhr und verarbeitet pro Stunde bis zu 8.000 m3.
Am Anfang des Prozesses entfernt eine Grob­ rechenanlage alle Feststoffe aus dem Schmutzwasser. Dann setzen sich im Vorklärbecken Feststoffe ab, während leichte Stoffe von der Oberfläche abge­ räumt werden. Das Abwasser sammelt sich nun in zwei weiteren Becken. Dieser Außenbereich ist der wohl idyllischste Flecken auf dem Betriebsgelände, mit Wiesen, Bäumen und dem Stichkanal.
Ein Pumpwerk befördert das Abwasser in die biologische Reinigungsstufe, wo Bakterien die rest­ lichen Stoffe abbauen. Zuvor wird Prozessabwasser aus der Kokerei, Trübwasser aus der Schlamm­ behandlungsanlage, Straßenablaufwasser, gering
Das gereinigte Abwasser wird über den Lah­ manngraben ins Flüsschen Aue geleitet. Es ist eine wichtige Quelle der Aue. Aus der Hütte in Salzgitter entspringt also ein Fluss. Der ist so rein, dass er die Anforderungen an ein Badegewässer erfüllt.
SCHLACKE IST EIN WERTVOLLER ROHSTOFF
Auf dem nebenan liegenden Kanal transportieren Binnenschiffe Schlacke zu ihren Abnehmern. Sie ent­ steht bei der Stahlherstellung und lässt sich vielfach vermarkten und verwenden. Schlacken können sehr verschieden sein. Als Hochofenschlacke bezeichnet man die kristallinen, nichtmetallischen Schmelzrück­ stände, die bei der Metallgewinnung aus Erzen ent­ stehen. Sie bildet sich im Hochofen durch die Zugabe von Zuschlagstoffen wie Quarzsand und Kalk. Weite­ re Schlacken fallen bei der Stahlerzeugung im Konver­ ter und beim Schrott­Recycling im Elektroofen an.
Die meisten Hochofenschlacken aus Salzgitter gehen als Hüttensand in die Zementindustrie und senken dort die CO2­Emissionen erheblich, weil nur für das Mahlen des Hüttensand­Zements Energie benötigt wird – das energieintensive Brennen des Klinkers entfällt. Ein anderer Teil der Schlacke geht u.a. in den Straßenbau. Je nach Kalkgehalt können Schlacken zudem als Düngemittel verwendet wer­ den. So trägt auch dieses Nebenprodukt der Stahl­ herstellung zum Kreislauf der Ressourcen bei.
Oben: Cord Strathmann (l.) und Dirk Nowak, verantwortlich für die Wasserversorgung und Abwasseranlagen der SZFG, zeigen den „Quellfluss“ der Aue aus gereinigtem Abwasser. Unten: die Kühlstrecke im Warmwalzwerk
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