Page 13 - Salzgitter AG Verantwortung und Perspektiven
P. 13

Bevor ein Unternehmen wie die Salzgitter AG eine dreistellige Millionensumme in die Hand nimmt, werden Alternativen zu einer solchen Investition gründlichst durchge­
rechnet und debattiert. Bei der umfassenden Erneu­ erung des Kraftwerks am Standort Salzgitter waren sich aber alle Experten schnell einig: Das lohnt sich! Die Investition würde den Wirkungsgrad des Kraft­ werks von 30 auf 40 % steigern und die Abhängigkeit von externen Energieunternehmen verringern.
Und so entstanden ab 2006 als wichtigste Groß­ aggregate zwei neue Kraftwerksblöcke mit je knapp 100 MW elektrischer Nettoleistung, nachdem vorher bereits ein alter Turbogenerator durch einen neuen ersetzt worden war. Parallel dazu wurde das Strom­ versorgungsnetz der Salzgitter Flachstahl GmbH (SZFG) bis 2010 grundlegend erneuert. Michael Bock, Leiter der Energiebetriebe der Salzgitter Flachstahl GmbH, sagte anlässlich der Inbetrieb­ nahme: „Aufgrund des verbesserten Wirkungsgra­ des erzeugen wir mit dem Kraftwerk 350.000 MWh im Jahr zusätzlich – Strom, den wir zuvor extern hinzukaufen mussten.“ Dadurch rechnet sich das Projekt für das Unternehmen nicht nur – es dient auch der Umwelt. „Da der Strom bei der SZFG prak­ tisch vollständig aus bei der Stahlherstellung erzeug­ ten Kuppelgasen gewonnen wird, welche aus Koke­ rei, Hochofen und Stahlwerk stammen, sparen wir mit der Verminderung des Fremdstrombezugs im erheblichen Umfang CO2 ein: Gerechnet gegen den bundesdeutschen Energiemix sind dies rund 200.000 t CO2 je Jahr“, sagt Dr. Jens Traupe, der
Links: Einer der zwei neuen Kraftwerksblöcke, die den Wirkungsgrad der Anlage steigern. Oben: Die fünf Kraftwerk-Kamine sind ein Wahrzeichen Salzgitters
Leiter der Umweltschutz­ und Energiepolitik der Salzgitter AG (siehe auch Interview Seite 24).
Das alte Kraftwerk war 1940 ans Netz gegangen und seitdem mit seinen fünf Kaminen zu einem Wahrzeichen Salzgitters geworden. Inzwischen steht es längst unter Denkmalschutz. Doch natürlich war das Kraftwerk im Laufe der Jahrzehnte immer wieder modernisiert worden. Das Zusammenspiel zwischen Alt und Neu ist nirgends deutlicher wahr­ zunehmen als in der Netzkommandostelle: Bis zur Inbetriebnahme der futuristischen neuen Zentrale war nebenan noch die 70 Jahre alte Leitstelle in Betrieb, die mit ihren Instrumenten und Anzeigen eher an Stummfilme wie „Metropolis“ denn an eine Kommandozentrale des 21. Jahrhunderts erinnerte. Aber sie funktionierte bis zum Schluss tadellos.
SINNVOLLE NUTZUNG DER PROZESSGASE
Das Kraftwerk ist der Motor des Standortes Salzgitter. Nach der Inbetriebnahme der neuen Kraftwerks­ blöcke betrug die gesamte in Salzgitter produzierte Strommenge rund 1,2 Mio. MWh – damit könnte man eine Großstadt wie Braunschweig mit 250.000 Einwohnern versorgen.
Fast noch wichtiger als die Stromerzeugung ist für die Energiegewinnung die Produktion von Prozess­ dampf für die Antriebe der Hochofen­Windgebläse, die Vakuumanlagen im Stahlwerk und die Gassauger in der Kokerei. Insgesamt werden rund 1,5 Mio. t Dampf pro Jahr so energetisch verwertet. Oben­ drein versorgt das Kraftwerk die Stadt Salzgitter mit Fernwärme.
Im Rahmen der Investitionen wurde auch das 70 Jahre alte Stromversorgungsnetz der Salzgitter Flachstahl GmbH grundlegend erneuert und auf 110 kV umgestellt. Henning Schmidt, Chef des Kraftwerks, nennt die Vorteile der Maßnahme: „Diese sind geringere Stromumwandlungsverluste durch moderne Transformatoren sowie eine größere Stabilität des Netzes.“
Ein rundum positives Fazit der Investitionen zieht Ulrich Grethe, Vorsitzender der Geschäfts­ führung der Salzgitter Flachstahl und Mitglied der Konzerngeschäftsleitung: „Durch die Erneuerung von Schlüsselaggregaten und des Stromverteilnetzes wurde ein zukunftsweisender Weg eingeschlagen, der die Abhängigkeit von externen Energieversor­ gungsunternehmen verringert und wirtschaftliche Ziele ermöglicht, die ohne diese Maßnahmen un­ denkbar gewesen wären.“
CO2
DAS NEUE KRAFTWERK: 200.000 TONNEN WENIGER CO2-AUS- STOSS
PRO JAHR
UNSER HANDELN
ENERGIEGEWINNUNG
     SALZGITTER AG 13
FOTOS: UDO BOJAHR; CARSTEN BRAND

















































































   11   12   13   14   15