Page 21 - Salzgitter AG Verantwortung und Perspektiven
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Mit Erz aus Nordschweden verringert die Salzgitter Flachstahl GmbH nicht nur ihren CO2-Ausstoß – auch Abbau, Herstellung und Transport der Pellets sind effizient. Eine Reportage von jenseits des Polarkreises
Sie sind grau, unscheinbar und messen gerade mal zehn Millimeter im Durchmesser, doch sie haben es in sich – die Pellets aus dem schwedischen Kiruna. Ihr hoher Eisengehalt von 68% ist herausragend. Mit 3,5 Mio. t im Jahr deckt die Salzgitter Flachstahl GmbH gut 50 % ihres Gesamtbedarfs an Eisenerz in Schweden, der Rest stammt u.a. aus Gru­ ben in Kanada, Südafrika und Brasilien.
Die Eisenerzmine Kiruna gehört wie die Mine in Malmberget dem schwedi­ schen LKAB (Luossavaara­Kiirunavaara Aktie Bolag) und gilt als weltweit größtes Eisenerzbergwerk. Dort und in Malm­ berget werden jährlich rund 26 Mio. t Erz gefördert. Weil die Mine fast ausschließ­ lich aus den Mineralien Magnetit und Apatit besteht, beeinflusst sie sogar das Magnetfeld der Erde.
Magnetiterz bietet einen unschätzbaren Vorteil: Es oxidiert bei der energieinten­ siven Herstellung von Pellets zu Hämatit, wobei extrem viel Wärme entsteht. Patrick Kansa, Minenmanager der Bergbaugesell­ schaft LKAB: „Das bedeutet, dass wir bei unserem Verfahren weitaus weniger fossile Brennstoffe wie Erdöl und Kohle zuführen müssen als konkurrierende Unternehmen, die reine Hämatiterze abbauen.“
WARUM GREEN PELLETS „GRÜN“ SIND
Die LKAB vermarktet ihr Produkt des­ halb auch als „Green Pellets“ – und die sind extrem gefragt. Michael Reuber, Di­ rektor Einkauf bei Salzgitter Flachstahl, sagt: „Für uns liegt der Vorteil der Pellets in ihrem hohen Eisengehalt und der guten chemischen Zusammensetzung. Bei der Reduktion von Erz zu Roheisen benötigen wir dadurch weniger Koks pro erzeugter Tonne Eisen und verringern damit un­ seren CO2­Ausstoß.“ Bernhard Kleiner­ mann, Direktor Konzernkommunikation Salzgitter AG, ergänzt: „Kunden verlan­ gen zunehmend den Nachweis von uns, dass auch unsere Lieferanten auf höchs­ tem Umweltschutzniveau arbeiten. Da ist
DIE MENGE DES TÄGLICH GEFÖRDERTEN ERZES WÜRDE FÜR DEN BAU VON SECHS EIFFELTÜRMEN AUSREICHEN
es gut, einen Erzlieferanten wie LKAB zu haben.“
Die Pellets aus Kiruna bieten für die Salzgitter AG schon wegen der nachhal­ tigen und umweltschonenden Produktion viele Vorteile. Das größte umweltpolitische Plus der Pellets aus Kiruna ist die besagte Wärmeentstehung bei der Umwandlung des Magnetits – oder Magneteisens – in Pellets aus Hämatit. Darüber mindert die LKAB durch viele weitere Maßnahmen die Umweltbelastungen durch den Erzabbau – sogar in einem Maß, die die EU­Vorgaben teilweise noch übertreffen.
So erstellte die LKAB zum Beispiel für alle fünf betriebenen Minen umfangreiche Sanierungspläne. Allein in Mertainen hat das Unternehmen vor Beginn der Produk­ tion alte Bäume und seltene Pflanzen in ein Ersatzgebiet verpflanzt, das die drei­ fache Fläche des Minengeländes umfasst und in dem u. a. Feuchtgebiete renaturiert werden. Die allein hierfür freiwillig auf­ gewendeten Kosten betragen in Mertainen mehrere Millionen Euro.
Zudem werden 75% des im Konzern verwendeten Wassers recycelt. Für eine weitgehend saubere Abluft sorgen um­ fangreiche Verkapselungen und ausgeklü­ gelte Filtersysteme in den Pelletieranlagen. Die Pelletieranlage KK4 gilt als die sau­ berste der Welt, denn sie kann als einzige auch Stickoxide herausfiltern. Letztlich lie­ fern noch eigene Windkraftanlagen 50% der Energie, die für den Zugtransport der Pellets zu den Häfen benötigt wird. Weitere gute, weil „grüne“ Gründe für Lieferungen aus Schweden ergeben sich aus dem relativ kurzen Transportweg nach Salzgitter – im Vergleich zu dem Erz aus Südafrika und Brasilien.
EIN BESUCH UNTER TAGE
Mitte Juni, Mittsommernacht in Kiruna. Hier, rund 150 km nördlich des Polarkrei­ ses, geht die Sonne zu dieser Zeit wochen­ lang nicht unter. Der Erzberg Kiirunavaara dominiert die Skyline der 18.000 Einwohner
UNSER HANDELN
ROHSTOFFE
     Links: Arbeiten in mehr als 1.000 Meter Tiefe. Tagsüber werden die Löcher für die Sprengungen gebohrt, die jede Nacht das Erz aus dem Berg herausbrechen
SALZGITTER AG 21
FOTO: LKAB, FREDRIC ALM

















































































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