Page 22 - Salzgitter AG Verantwortung und Perspektiven
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 Links oben: Kiruna liegt 150 km nördlich des Polarkreises. Die Berge im Hintergrund gehören teilweise schon zu Norwegen
Links unten: Pellets aus Kiruna, von denen die Salzgitter AG jährlich 3,5 Mio. t bezieht
Rechts: Acht unterirdische Züge sammeln das Erz an zehn Ladestationen ein und transpor- tieren es an die Erdoberfläche
zählenden Stadt. Sie alle leben zumindest indirekt von der Mine – LKAB beschäftigt Menschen aus 200 Berufen. Und sie alle sind sehr, sehr fleißig: Pro Stunde werden in der Mine fünf Millionen Pellets produziert – von dem täglich in Kiruna geförderten Erz könnten sechs Eiffeltürme gebaut werden.
Transportiert wird das Erz über ein unterirdisches Straßennetz mit einer Gesamtlänge von
400 Kilometern, pro
Jahr werden 24 km
neue Tunnel gebaut.
Für die nächtlichen
Sprengungen des Ge­
steins benötigt LKAB
7.000 t eines speziell
entwickelten Sprengstoffes. Probeboh­ rungen sind schon auf 2.000 Meter Tiefe vorangebracht worden. Von den Tempera­ turen über Tage spürt man hier unten auch im Winter nichts: In der Hauptsohle auf Level 1365 herrscht eine ewige Temperatur von 20 °C.
Wer unter Tage Bergbauromantik erwartet, wird allerdings enttäuscht. Hier transportieren keine vergitterten Fahr­ körbe in rasender Geschwindigkeit Kumpel mit rußgeschwärzten Gesichtern in die Tiefe. Es sind vielmehr gepflegte Klein­ busse, die die Arbeiter in rund zwanzig­ minütiger Tunnelfahrt völlig unspektakulär auf Level 1365 fahren.
Dort wird das nach den nächtlichen Sprengungen gelöste Gestein – mehr als 75.000 t täglich – auf eine Korngröße von rund zehn Zentimetern zerkleinert und verladen, bevor es mit einer speziellen För­ dertechnik (Skipförderung) an die Ober­ fläche zur Weiterverarbeitung gebracht wird.
Die Sohle auf Level 1365 ist ein Ort der Superlative, denn von hier werden neue Tiefenweltrekorde vermeldet. Das gilt für die klinisch reine Reparaturwerkstatt von der Größe mehrerer Fußballfelder – und für das Restaurant im Ikeachic, in dem die 250 Arbeiter jeder Schicht rund um die Uhr verpflegt werden.
ZARTE HÄNDE ZERKLEINERN GESTEIN
Die meisten der rund 2.000 in Kiruna tätigen LKAB­Mitarbeiter sind aber über Tage beschäftigt – zum Beispiel im Kon­ trollzentrum der Mine. Joystick statt Hacke lautet hier das Motto: Auf zahllosen Bild­ schirmen wird das Geschehen aus der Tiefe übertragen. An den Tastaturen und Konsolen sitzen entspannte junge Leute, die unterirdische Züge und überdimensio­ nale Presslufthämmer bedienen. Mathilda Aidanpää zum Beispiel zerteilt gerade mit ein paar Fingerbewegungen in 1.000 Me­ ter Tiefe einen besonders widerspenstigen Gesteinsbrocken in praktikable Portionen. „Normalerweise geht das ja automatisch, aber die ganz dicken Dinger landen bei mir“, berichtet sie.
Manchmal sorgt die Arbeit der zarten Hände für Fassungslosigkeit. „Kürzlich war ein Kunde aus dem Nahen Osten bei
uns“, erinnert sich der Schichtleiter Ulf Efraimsson, „und zu­ fällig saßen genau an diesem Tag nur Frau­ en an den Konsolen. Für den Herrn brach eine Welt zusammen.
Dreimal hat er uns gefragt, wo denn hier die Männer wären, die Chefs ...“
In einer Brech­ und Mahlanlage, in zwei Konzentratoren und drei Pelletieranlagen wird das geförderte Erz zum Endprodukt verarbeitet. Roger Klema, Manager bei LKAB: „Nachdem das Erz oben ange­ kommen ist, wird es durch magnetische Separation vom tauben Gestein getrennt, aufeineKorngrößevon0,05mmzermah­ len und nach Entfernung der Phosphor­ anteile mit Zuschlagstoffen wie Dolomit, Olivin, Kalkstein und Quarzit vermengt. Diese sind notwendig als Bindemittel und für die Verwendung als Möller im Hoch­ ofen.“ Klema weiter: „Die eigentlichen Pel­
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UNTERIRDISCH BESTEHT EIN STRASSENNETZ VON MEHR ALS 400 KM LÄNGE











































































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