Page 29 - Salzgitter AG Verantwortung und Perspektiven
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an die Planer sind groß, denn eine Inte­ gration von Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen in ein bestehen­ des integriertes Hüttenwerk bei laufender Produktion gab es weltweit noch nicht.
Der Umstellungsprozess kann nur schrittweise und über einen längeren Zeitraum ablaufen. Das SALCOS®­Projekt sieht hierfür einen Mehrstufenplan vor: Bis nach 2020 könnte am Ende einer zweistufigen Pilotphase der CO2­Ausstoß schon um bis zu 26 % sinken. Die vollstän­ dige Umsetzung könnte wiederum in zwei Stufen bis 2040 vollzogen werden. Am Ende wäre es möglich, durch drei Direktreduk­ tionsanlagen, drei Elektrolichtbogenöfen und eine passend dimensionierte Elektro­ lyseanlage zur Produktion des grünen Wasserstoffs bis zu 95% des heute emit­ tierten CO2 einzusparen.
Technisch wäre das alles zu meistern, davon sind die Verantwortlichen bei der Salzgitter AG überzeugt. Doch käme in den Augen der Experten ein Startschuss unter den heutigen Rahmenbedingungen einem „wirtschaftlichen Harakiri“ gleich. Denn rein betriebswirtschaftlich betrachtet, ergeben für einen europäischen Stahlprodu­ zenten Investitionen in Direktreduktions­ technologie und Elektrostahlerzeugung derzeit keinen Sinn. Die Preiskonstella­ tionen der relevanten Einflussgrößen Kohle, Erdgas, Strom, staatlich induzierte Abgaben darauf und Wasserstoff sind zu ungünstig für einen kontinuierlich wirt­ schaftlichen Betrieb. Die Errichtung von Anlagentechnik im erforderlichen großen
Stil ist aber nur dann zu rechtfertigen, wenn damit weiterhin dauerhaft wettbe­ werbsfähig Stahl produziert werden kann.
Dies alles gilt übrigens in noch stärke­ rem Maße für die anfangs erwähnte CO2­ Verwertung (CCU), die noch weit mehr Energie aus erneuerbaren Quellen ver­ brauchen würde als die in Salzgitter an­ gedachte Strategie. Deshalb verfolgt die Salzgitter AG solche anfangs ebenfalls un­ tersuchten Wege nicht weiter und ist über­ zeugt: Der eigene Weg ist als einziger der drei vorgestellten Varianten (CCS, CCU, CDA) wirklich nachhaltig und technolo­ gisch der bessere – er hat aus Sicht von Salzgitter die besten Realisierungschancen.
Es braucht dafür aber – im Sinne des Klimaschutzes – veränderte Rahmen­ bedingungen für die hiesige Stahlindustrie. Dazu gehört neben wettbewerbsverträgli­ chen Regelungen auch eine weitestgehende Befreiung von der EEG­Umlage, eine Berücksichtigung im Emissionsrechte­ handel und eine maßgebliche Förderung der nötigen Investitionsmaßnahmen.
Trotz der Unwägbarkeiten verfolgt und fördert die Salzgitter AG SALCOS® und GrInHy im Sinne eines vorausschauenden und somit verantwortlichen Handelns. Schließlich ist es immer gut, die nötigen Technologien und Kenntnisse bereits zu be­ sitzen, wenn sich die Rahmenbedingungen positiv entwickeln sollten. Doch liegen die Schlüssel zur Realisierung nicht nur in den Händen der Ingenieure, Wissenschaftler und der Industrie, sondern vor allem in denen der politisch Verantwortlichen.
UNSERE VERANTWORTUNG
CO2-VERMEIDUNG
95%
WENIGER CO 2
1) ERNEUERBARE ENERGIEN Solarkraft- oder Windkraftwerke erzeugen Strom
2) WASSERSTOFF Mit dem klimaneutral erzeugten Strom wird per Elektrolyse Wasserstoff und Sauerstoff produziert
3) DIREKTREDUKTION Der Wasserstoff ersetzt in der Roheisengewinnung Kohle als Reduktionsmittel (trennt Sauerstoff vom Eisenerz) und bis zu 100 % des Erd- gases, das sonst für die Direktreduktion benötigt würde
4) WENIGER CO2 Stahlproduktion mit bis zu 95 % weniger CO2 als über
die konventionelle Hochofenroute
5) EISENSCHWAMM Festes, direktredu- ziertes Eisen und Schrott kommen
zur Stahlproduktion in den Elektrolicht- bogenofen
6) ZUSATZEFFEKT Ein mit erneuerbaren Energien betriebener Lichtbogenofen vermeidet indirekt CO2-Emissionen
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                 STAHLSCHROTT
   KRAFTWERK ELEKTROLYSE ERDGAS EISENERZ EISENSCHWAMM DIREKTREDUKTIONSANLAGE LICHTBOGENOFEN
ELEKTRO-
 SALZGITTER AG 29
ILLUSTRATION: DEWON VIDEOS










































































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