Page 55 - Salzgitter AG Verantwortung und Perspektiven
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 tigen Aufgaben, für deren Bewältigung die SZMF alle Forschungs­ und Entwick­ lungsaktivitäten in sechs Schlüsselbereiche aufgeteilt hat.
Eines dieser Arbeitsfelder ist die Ent­ wicklung neuer Werkstoffe und Anwen­ dungsbereiche. In Duisburg wie in Salzgitter wird an innovativen Werkstoffen bzw. Stählen für die jeweiligen Schwerpunkte des Standorts geforscht. Hier spielen com­ putergestützte Simulationen eine wach­ sende Rolle, bei denen die Forscher immer feiner auflösende Methoden und leistungs­ fähigere Simulationen auf Basis werkstoff­ bezogener und thermodynamischer Daten­ banken einsetzen. „Diese Simulationen dienen nicht als Ersatz, sondern als Er­ gänzung zur experimentellen Forschung“, stellt Dr. Ritterbach klar. „Unser Ziel ist, das Verhalten unserer Produkte bei der Weiterverarbeitung oder die Eigenschaf­ ten eines aus unserem Material gefertigten Bauteils exakt vorherzusagen.“
EXPERIMENT UND SIMULATION
So bleibt erfolgreiche Forschung immer ein Miteinander von Experiment und Simulation. Dies gilt für das Technikum in Salzgitter, wo die komplette Prozesskette für sämtliche Lieferformen der Salzgit­ ter Flachstahl (SZFG) im Labormaßstab effizient und effektiv nachgebildet werden kann, ebenso wie für den Standort Duis­ burg. Dort geben oft Zukunftstechnolo­ gien die Zielsetzung vor, wie zum Beispiel die Entwicklung neuer Rohrstähle für den Energiesektor. Denn hochmoderne Kraft­ werke mit regenerativen Brennstoffen wie Biomasse oder Abfall werden bei Tempe­ raturen von mehr als 700 °C betrieben. Nicht nur diese Hitze müssen in den Wär­ metauschern verbaute Stahlrohre mehr als 25 Jahre aushalten, auch 300 Bar Druck, Dampf, Rauchgase und Ascheablagerun­ gen dürfen ihnen nichts anhaben. Solche Anforderungen erfordern die Entwicklung hochspezialisierter Sonderstähle mit kom­ plexen Legierungskonzepten, wofür man in Duisburg bestens gerüstet ist. Ähnlich stark beansprucht werden Präzisrohre in Solarkraftwerken, da dort mehr als 600 °C heiße, aggressive Salzschmelzen als Ener­ giespeicher eingesetzt werden.
Zwei weitere Schlüsselbereiche der SZMF sind die Arbeit an den Prozessen
zur Herstellung, Verarbeitung und An­ wendung metallischer Werkstoffe sowie die an der Anwendungstechnik – von der Bauteilauslegung über die Umformtechnik bis zur Fügetechnik.
Bei Letzterem spielen Kunden aus dem Automobilbau eine große Rolle. Hier leistet die High­Speed­Umform­ presse im Technikum Salzgitter wertvol­ le Dienste. Sie erlaubt es, die Umform­ eigenschaften eines Werkstoffes an realen Bauteilen wie etwa einem Kotflügel zu bewerten. Ihre Presskraft von 1.000 t ermöglicht es, die Neuentwicklung höchst­ fester Stähle durch Bauteilversuche und spezielle Kennwertaufnahmen zu unter­ stützen. Mit Pressgeschwindigkeiten von 1 bis 500 mm/s kann dabei die Charak­ teristik der Kundenpressen nachgeahmt werden. Und auch das Presshärten, bei dem die Stahlbleche in speziellen Öfen aufgeheizt und mit einer Temperatur von 950 °C aus dem Ofen direkt ins Werkzeug gelegt werden, lässt sich mit der High­ Speed­Umformpresse nachbilden.
Ein weiteres Beispiel für Anwendungs­ technik ist die YAG­Laser­Versuchsanlage
Einrichtung des Lasers an der YAG-Laser- Versuchsanlage im Technikum Salzgitter. Die eine Million Euro teure Anlage verschaffte der SZMF einen technologischen Vorsprung
in Salzgitter, mit der Bleche von bis zu 18 mm Dicke geschweißt werden können. Als die Anlage 2012 in Betrieb ging, war sie eine der wenigen, die von industriellen Forschern eingesetzt wurde.
Ein vierter Schlüsselbereich der SZMF sind Forschungs­ und Entwicklungsarbei­ ten zur Oberflächentechnik mit Verede­ lungssystemen und ihrer Charakteristik vom Erscheinungsbild bis zur Korrosion. Da 80% des kalt gewalzten Materials, das die Salzgitter Flachstahl GmbH herstellt, oberflächenbeschichtet ausgeliefert wird, ist das Technikum Salzgitter auch hier ak­ tiv. So werden dort etwa in einem Schmelz­ tauchsimulator die Produktionsprozesse der kontinuierlichen Feuerverzinkungs­ anlagen der SZFG im Labormaßstab abge­ bildet, um das Verfahren produktionsbe­ gleitend zu analysieren und zu optimieren, neue Verfahrensschritte zu erproben und Produktentwicklungen durchzuführen.
VISIONEN & PERSPEKTIVEN
SALZGITTER MANNESMANN FORSCHUNG
 SALZGITTER AG 55





















































































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