zurück

Page 12 - Stil 03 2017
P. 12
Vorschaubild

TITELGESCHICHTE
„Wir haben ein sehr hohes Eigeninteresse,
nachhaltig zu wirtscha en“
Interview mit Dr. Jens Traupe, Leiter Umweltschutz- und Energiepolitik der Salzgitter AG
„Die ‚Stahlzeit‘ wird wegen der nachhaltigen Eigenscha en erhalten bleiben und nicht das Schicksal der Steinzeit teilen: Die ist ja nicht zu Ende gegan- gen, weil keine Steine mehr vorhanden gewesen wären, sondern weil es bessere Werk- sto e gab.“
Stil sprach mit dem Verantwortlichen für die Umweltschutz- und Energiepolitik der Salzgitter AG über Klimaschutz und Nach- haltigkeit.
STIL: Stahl ist der wohl wichtigste Werksto  der Welt mit nahezu unendlichen Einsatzmöglichkei- ten. Wie verhält er sich beim  ema Recycling? Dr. Traupe: Stahl ist multirecyclingfähig – dies
ist einer seiner entscheidenden Vorzüge. Er ist beliebig o  einschmelz- und wieder neu verwend- bar, ohne dass seine Eigenscha en beeinträchtigt werden oder verloren gehen. Das bietet in dieser Form kein anderer Konstruktionswerksto .
Es spricht also Vieles dafür, dass Stahl hervorra- gend auch in unsere hochmoderne Zukun  passt. Aufgrund der überzeugenden mechanischen Ei- genscha en, seiner Recyclingfähigkeit und den im Wettbewerb zu anderen Materialien günstigeren Herstellungskosten sehe ich kein anderes, in sich schlüssiges und damit nachhaltiges Werksto on- zept, vor dem sich Stahl verstecken müsste.
STIL: Die Stahlindustrie benötigt Rohsto e wie Erze und Kohle, zudem große Mengen Energie, Wasser und Schrott. Nun sind Nachhaltigkeit und Ressourcene zienz in aller Munde. Was unternimmt unser Konzern, um den Ansprüchen gerecht zu werden?
Dr. Traupe: Wir haben ein sehr hohes Eigeninte- resse, nachhaltig zu wirtscha en und sorgsam mit Ressourcen wie Energie, Erz, Wasser, Kokskohle
und Legierungsmitteln umzugehen. Deren Kosten- anteile an der Walzstahlproduktion liegen heute bei rund drei Viertel der gesamten Herstellungs- kosten. Die Motivation ist also naturgemäß sehr groß, unsere Material üsse verantwortungsvoll und sparsam zu organisieren. Hier sollte sich die Politik etwas zurückhalten, weil ständige und sich teilweise auch noch widersprechende regulato- rische Eingri e nicht notwendig sind und bestens funktionierende Marktmechanismen zurück- drängen könnten. Dafür gibt es viele Beispiele,
die aber in der ö entlichen Diskussion o  zu kurz kommen.
Die Salzgitter AG ist in Sachen Nachhaltigkeit sehr gut aufgestellt und hat dies bereits mehr-
fach bewiesen: Dazu gehört unter anderem das Energiee zienzprojekt der Salzgitter Flachstahl GmbH, welches mit dem ersten Platz beim Energy E ciency Award der Deutschen Energie-Agentur ausgezeichnet worden ist. Zu nennen ist hier sicher auch die Auszeichnung als „Best Newcomer Germany 2016“ bei unserer Erstteilnahme am sogenannten Carbon Disclosure Project (CDP). All das zeigt doch eines: Wenn man, so wie wir, Nachhaltigkeitsthemen und damit die Zukun  aktiv angeht, dann wird das o  auch honoriert und so für unser Umfeld sichtbar.
Innerhalb des Salzgitter-Konzerns arbeiten viele Mitarbeiter unterschiedlicher Tochterunterneh- men aktiv an einer nachhaltigeren Produktion. Im Team suchen sie gemeinsam nach Lösungen für bestehende Probleme und können dabei vonei- nander lernen. Es hat sich bereits viel getan, wir werden uns aber auch in Zukun  immer neuer Aufgaben annehmen müssen.
STIL: Wie de nieren Sie Ihre Rolle im Salzgitter- Konzern?
Dr. Traupe: Für die Salzgitter AG betreibe ich unter anderem politische Kommunikation, um den Dialog mit Stakeholdern und Entscheidungs- trägern in vielen Fällen überhaupt erst mal auf ein vernün iges inhaltliches Fundament zu stellen.
Diese sogenannte Lobbyarbeit eines Wirtscha s- oder Industrieunternehmens wird häu g zunächst mit etwas Negativem assoziiert. Dabei handelt es sich vor allem um Informationsvermittlung, für die Viele sehr dankbar sind. Wie sollen denn trag- fähige Gesetze und Verordnungen zustande kom- men, wenn diejenigen nicht ausreichend beteiligt werden, die sie technisch umsetzen sollen und am Ende die Kosten tragen? Wir dürfen und müssen da selbstbewusst sein: Zum einen stehen wir für rund 25.000 Arbeitsplätze, die es verdient haben,
12 STIL
Foto: Carsten Brand


































































































zurück    10   11   12   13   14    weiter

 

 

 

 

 

weiter