zurück

Page 7 - Stil 03 2017
P. 7
Vorschaubild

Sobald auf Deutschlands größtem Schrott- platz die Sonne scheint, beginnt er zu funkeln. Das Gelände der DEUMU glänzt so silbrig und metallisch, wie es nur Schätze
können. Der Eindruck täuscht keineswegs – jeder der Schrottberge hier ist mehrere zehntausend Euro wert, selbst wenn der Schrottpreis sich nur zwischen 100 bis 200 Euro pro Tonne bewegt.
Den Schatz hüten u. a. der DEUMU-Betriebslei- ter Marko Klickermann und Uwe Mauersberger, Leiter Produktion und Verfahrenstechnik. Beide wissen genau, wie was zu verwerten ist – und was nicht. „Ein Auto aus Stahl wird zu mehr als 95 % verwertet“, sagt Marko Klickermann und Uwe Mauersberger ergänzt: „Dagegen weiß zum Bei- spiel von Bauteilen aus Carbon heute niemand, wie dieser Werksto  je recycelt werden kann.“ Marko Klickermann nickt zustimmend: „Zudem  ndet bei der Stahl-Wiederverwertung kein so genanntes Downcycling statt wie bei Papier und Kunststo . Stahl bleibt Stahl – und hat nach dem Recycling die gleiche Qualität wie bei seiner Herstellung.“
Schrott ist und bleibt ein wertvoller und wichtiger Sekundärrohsto  in der Stahlerzeugung
Ohne Stahlschrott wäre die deutsche Stahlin- dustrie nicht denkbar, denn er deckt 43 % ihres Bedarfs. Weltweit liegt der Anteil nur bei etwas mehr als einem Drittel – auch weil in China, wo fast die Häl e des weltweit produzierten Rohstahls hergestellt wird, Stahlschrott nur 10 % zur Produk- tion beiträgt.
In diesem Moment rollt wieder ein Lkw auf das DEUMU-Gelände. Er kommt aus Bad Harzburg, das nur 40 Kilometer von Salzgitter entfernt ist. Schrott ist ein regionales Produkt, so wie der Apfel vom Bauern aus dem Nachbardorf. „Die Häl e unseres Schrotts kommt aus einem Umkreis von 150 bis 200 Kilometern“, sagt Marko Klickermann. Sehr weite Wege nimmt der Stahlschrott selten, nur in geringen Mengen kommt er aus Nachbar- ländern wie Tschechien und Polen. Lange Trans- portwege treiben die Preise zu stark in die Höhe.
Einfach hereinfahren und ihren Schrott abla- den dürfen die Lkw aber nicht. Jede Anlieferung nehmen die Experten der DEUMU genau unter die Lupe. Zwar ist das Material deklariert, dennoch wird alles kontrolliert – auch auf Radioaktivität hin. Selbst in den Greifern der Bagger sind Senso- ren installiert, die sofort Alarm schlagen würden. Eine schwache Strahlung wird aber sehr selten verzeichnet.
Auch nach der Art der weiteren Verarbeitung wird unterschieden: Was muss in Schredder oder Schere, was kommt in das Fallwerk oder wird sogar von Hand mit dem Schneidbrenner zerteilt wie etwa die Kesselwagen der Bahn?
„Wir unterscheiden zwölf verschiedene Fertig- schrottsorten und klassi zieren diese nach Größe, physikalischen Eigenscha en und chemischer
Stahl ist weltweit das am meisten recycelte Material
Jede Tonne eingesetzter Stahl- und Eisenschrott vermeidet den Abbau von 1,5 Tonnen Eisenerz
70%
Rund 70 % des jemals hergestellten Stahls sind noch in Gebrauch
Stahlrecycling vermeidet in Deutschland mehr als 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr
Stahl wird heute zu 30 % in Elektrostahl- werken und zu 70 Prozent in Hochöfen (Oxygenstahlverfah- ren) erzeugt
Stahlschrott deckt weltweit mehr als ein Drittel des Bedarfs der Rohstahlproduktion
STIL 7
Fotos: Gunnar Garms


































































































zurück    5   6   7   8   9    weiter

 

 

 

 

 

weiter