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Page 7 - Stil 04 2017
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quantitativ wachsen. Dazu gibt es für uns keine Alternative – weder radikale Redu- zierung von Investitionen noch Abtren- nung oder Fusion mit Wettbewerbern. Im Gegenteil: Wir investieren im Stahl kontinuierlich in große Projekte. Zwei Beispiele: In Salzgitter wird eine dritte Feuerverzinkung errichtet und in Ilsen- burg eine Standquette zur Vergütung von Grobblechen gebaut. Dies sind Schlüssel- bausteine der Strategie des qualitativen Wachstums. Der Bedarf an
Höhen getrieben. Es herrscht derzeit ein absoluter Verkäufermarkt. Außerdem gibt es im Geschä sbereich Technologie noch vorrangige interne  emen. Ein Zukun sprogramm für die KHS GmbH be ndet sich in der Formulierung.
Dass sowohl interne Fitness als auch internationales Wachstum auf unse-
rer Agenda stehen, zeigt sich in der Neuausrichtung der Präzisrohrgruppe. Deren Ziel ist eine nachhaltig gesteigerte
zahlreicher Unternehmensteams konkrete Maßnahmen, deren tatsächliche Umset- zung konsequent betrieben wird. Kultu- relle Weiterentwicklung im Unternehmen kann nicht von oben verordnet werden, sie muss von einer starken Bewegung getragen sein.
Die digitale Roadmap 2022 beschreibt, wie wir unseren Salzgitter-Weg in die „Industrie 4.0“ beschreiten wollen. Ich sehe „Industrie 4.0“ als Gestaltungs-
hoch- und höchstfesten Stäh-
len für Automobilzulieferer
und -hersteller steigt – dem
tragen wir mit der neuen Feu- erverzinkung Rechnung. Die
Errichtung der Quette in Ilsenburg belegt, dass der Salzgitter-Konzern aus strategi- schen Motiven heraus nachhaltig handelt, unabhängig von kurzfristigen Marktla- gen. Gleichzeitig ist dies ein Bekenntnis zur Stahlproduktion in Ilsenburg. Wie schon einmal hier in STIL gesagt: Bei uns gehen Restrukturierung und Zukun s- orientierung Hand in Hand.
STIL: Wie ist die Reduzierung der Betei- ligung an der Aurubis AG zu bewerten? Prof. Fuhrmann: Die Reduzierung des Anteilsbesitzes an Aurubis hat keinerlei strategischen Charakter. Am 8. November 2017 wurde die Umtauschanleihe fällig, die wir im Jahre 2010 auf etwa die Häl e unserer Aurubis-Aktien begeben hat-
ten. Wir haben von unserem Wahlrecht Gebrauch gemacht und uns dazu ent- schieden, die zugrunde liegenden Aktien einzusetzen. Das war in der gegebenen Situation die bessere, kalkulierbarere Alternative. Wir bleiben mit aktuell
17 % weiterhin Kernaktionär, und – wer weiß – das muss auch nicht das Ende der Entwicklung unseres Engagements markieren.
STIL: Wie sieht es mit externem Wachs- tum aus? Wo könnte dies statt nden? Prof. Fuhrmann: Wie gesagt, ein quan- titatives Wachstum ist ausschließlich in „stahlferneren“ Aktivitäten, insbeson- dere im Geschä sbereich Technologie, möglich. Auf mehr Tonnage im Stahl wartet niemand auf der Welt.
Externes Wachstum über Unter- nehmensakquisitionen ist für die positive Entwicklung des Konzerns nicht zwingend erforderlich, für den Geschä sbereich Technologie aber durchaus wünschenswert, insbesondere zur Programm- und Technologieergän- zung. Allerdings hat die lang anhaltende Niedrigzinsphase auch die Kaufpreise für Unternehmen in schwindelerregende
Vorsteuerrendite mit Schwerpunkt auf pro tablen Produkten, einer erweiterten Wertschöpfungskette sowie verstärkter Internationalität. So bauen wir unser Werk in Mexiko aus und werden dessen Kapazität verdoppeln. Damit orientie- ren wir uns an den Bedürfnissen unse- rer Kunden im NAFTA-Raum. Neben Investitionen ist ein umfangreiches Zukun sprogramm zur Ergebnissteige- rung der Präzisrohrgruppe aufgesetzt, das nicht weniger als 180 Einzelmaßnahmen umfasst.
Wenn man für die Maßnahmen bei KHS und Präzisrohr ein gemeinsames Motto formulieren möchte, so lautete dies: Formierung stringent ausgerichteter, marktführender Unternehmensverbünde mit einer in jeder Hinsicht konsistenten Strategie und Führung.
STIL: Was sind die organisatorischen Aspekte der Konzernentwicklung?
Prof. Fuhrmann: Entsprechend unserem 360-Grad-Konzept erfüllen wir unser Leitbild „YOUNITED“ weiterhin mit Leben. Der aktuelle, konzernweit bearbei- tete Wert ist die Kundenorientierung. Das Verfahren ist eingespielt und hat sich bes- tens bewährt. Wir kommen hier nicht mit bunten Präsentationen daher, die schnell in den Ablagen verschwinden, sondern formulieren im Rahmen von Workshops
Wir sind zielgerichtet in Bewegung und bleiben auf Kurs – unser Kompass dafür ist das 360-Grad-Konzept
aufgabe für das gesamte sozio- technische System unserer kün igen Arbeitswelt. Sie betri  nicht nur die konsequente und allumfassende Durchdringung der Produktionstechnik mit
Informationstechnologie über die ge- samte Wertschöpfungskette hinweg. Die Nutzung der dahinterliegenden Potenzi- ale hängt ebenso stark von der digitalen Befähigung der Menschen, der Organisa- tionsstruktur und der Kultur im Unter- nehmen ab. Einfacher formuliert: Es ist unsere Aufgabe und zugleich eine große Chance, die Arbeitsplätze der Zukun  gemeinsam zu gestalten.
STIL: Wie blicken Sie konkret auf das Jahr 2018 und die Perspektiven des Salzgitter-Konzerns?
Prof. Fuhrmann: Mit dem mir eigenen realistischen Optimismus. Dafür gibt es gute Gründe: Wir sind zielgerichtet in Bewegung und bleiben auf Kurs – unser Kompass dafür ist das 360-Grad-Konzept. In den vergangenen Jahren haben wir vie- le wichtige Herausforderungen gemeistert und unsere dringenden Hausaufgaben erledigt. Die nachhaltig verbesserten Ergebnisse zeigen, dass das Geschä smo- dell des Salzgitter-Konzerns robust und widerstandsfähig ist. Es wird sicherlich immer wieder Anlässe geben, hier und da korrigierend einzugreifen. Das ist wie bei einem nicht mehr ganz jungen Menschen: Manchmal zwickt es irgendwo, und das muss behandelt werden – ist aber kein Anlass zur Panik. Unsere Reaktionsge- schwindigkeit ist gestiegen. Wir sind  nanziell und bilanziell gesund. Unsere Anlagen sind topmodern. Also, um Ihr Bild vom Anfang wieder aufzugreifen: Alle Ampeln stehen in der Tat auf Grün, aber wir müssen auch Gas geben und beherzt in die richtige Richtung lenken! Hektische Richtungsänderungen füh-
ren mitunter zu schweren Unfällen; das haben wir nicht nötig. Autonomes Fahren für Unternehmen wird es auch in der Zukun  nicht geben. Und die notwen- digen Wartungsarbeiten erledigen wir unterwegs selbst – wir haben bewiesen, dass wir das können!
STIL 7
Foto: Salzgitter AG







































































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