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Page 7 - Best of 2016 Deutsch
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reichbar. Die Folge wären massive Zusatzkosten für den Erwerb der erforderlichen Emissionsrechte und damit eine weitere schwere Belastung unserer Wettbewerbsposition.
Ein ganz aktuelles, wenig erbauliches Beispiel für wettbewerbsverzerrende Lasten der Energie- und Umweltpolitik ist die gravierende Kosten- steigerung der Netzentgelte zur Stromversorgung unserer Stahlstandorte in Niedersachsen. Sie steigen allein von 2016 auf 2017 um 80 %! Diese Millionenbeträge werden im kommenden Jahr einen Gutteil unserer Restrukturierungserfolge bei der Peiner Träger GmbH aufzehren!
Man sieht: Die Art der Bedrohung aus politi- schen Entscheidungen wechselt, aber das Level sinkt nicht. Deshalb ist und bleibt es leider eine ständige Aufgabe, mit der Politik um rationale Betrachtungsweisen zu ringen, damit wirtscha - liche Zusammenhänge und Fakten in Berlin und Brüssel nicht so ganz aus den Augen verloren werden.
STIL: Vor dem Hintergrund der Probleme der EU-Stahlindustrie wurde in der Ö entlichkeit viel über Fusionen der Branche in Europa spekuliert und die Salzgitter AG als möglicher Partner ins Spiel gebracht.
Prof. Fuhrmann: Ich bin fest davon überzeugt, dass Fusionen kein taugliches Instrument sind, subventionierten Dumping-Importen zu begegnen oder einseitige Belastungen aus der europäischen und deutschen Energie- und Umweltpolitik aus- zugleichen. Politische Herausforderungen können nur politisch gelöst werden. Wir fühlen uns auch nicht aufgerufen, zu unseren Lasten die Probleme des Stahlmarktes im Allgemeinen oder anderer Unternehmen im Besonderen zu lösen. Wir sind der Salzgitter AG und ihren Stakeholdern ver- p ichtet und tun nur das, was für unser Unter- nehmen gut ist. Keines der bis dato vorgestellten Konzepte verspricht einen Vorteil gegenüber dem seit 1998 erfolgreich realisierten Weg der Eigen- ständigkeit. Die langfristig angelegte Beteiligung des Landes Niedersachsen an der Salzgitter AG ist der Garant für unsere nachhaltige Konzernpolitik. Alle Stakeholder – Aktionäre, Beschä igte, Kun- den und Lieferanten – haben davon gleichermaßen pro tiert.
STIL: Schauen wir nach der Betrachtung der externen Rahmenbedingungen auf den Salzgitter- Konzern und seine Entwicklung. Wie fällt Ihre Bilanz der internen Maßnahmen aus?
Prof. Fuhrmann: Wir haben geliefert – und weit mehr erreicht als angekündigt! Mit unserem 360-Grad-Konzept und dem darin eingebetteten Restrukturierungsprogramm „Salzgitter AG 2015“ haben wir in den vergangenen Jahren unbestreit- bare Erfolge erzielt. Wir haben dem Konzern eine tragfähige Zukun sperspektive gegeben. Dabei pro tieren wir vor allem von unseren eigenen,
ab 2012 eingeleiteten Maßnahmen. Ohne deren positive Ergebniswirkung, die sich bis Ende 2015 auf rund 300 Mio. € jährlichen E ekt summiert
Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann im STIL-Gespräch
hat, wären wir bei diesen konstant schwierigen Rahmenbedingungen nicht über die Nulllinie gekommen. Es sind außerdem weitere Projekte
im Zuge von „FitStructure SZAG“ initiiert, die
bis 2020 noch einmal 260 Mio. € pro Jahr bringen sollen, sodass wir dann in Summe jährliche Poten- ziale von 560 Mio. € gehoben haben werden. Eine gewaltige Leistung der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dazu ebenso aktiv wie kreativ beigetragen haben!
Wenn nötig, haben wir auch harte Einschnitte nicht gescheut – zum Beispiel für den Turnaround der Peiner Träger GmbH. Der Standort schreibt jetzt wieder schwarze Zahlen und besitzt gute Perspektiven. Die HSP Hoesch Spundwand und Pro l GmbH in Dortmund mussten wir allerdings schließen, weil dort keinerlei Aussichten auf einen wirtscha lichen Weiterbetrieb bestanden. Das alles ist uns nicht leichtgefallen, aber ohne diese Schritte wäre es heute gänzlich unmöglich, im Konzern schwarze Zahlen zu schreiben.
STIL: Sind die konzernweiten Restrukturierungs- maßnahmen jetzt abgeschlossen?
Prof. Fuhrmann: Nein, wir haben wohl das Gröbste, aber nicht alles hinter uns. Nur kosten- deckende Arbeitsplätze sind dauerha  sichere Arbeitsplätze; und wo das nicht der Fall ist, müssen wir etwas unternehmen, sprich: etwas verändern! Im Grobblechbereich und bei den mitt- leren Leitungsrohren sind Fokus-Programme zur Flexibilisierung und nachhaltigen Verbesserung der Ertragssituation gestartet. Nicht zuletzt weil sie von unseren Mitbestimmungsgremien konstruktiv begleitet werden, besitzen sie – bei konsequenter Umsetzung – große Aussicht auf Erfolg.
SALZGITTER INSIDE 7
Foto: Carsten Brand


































































































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