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Page 9 - STIL 2 2022
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Produzieren, nutzen, wegwerfen und hierfür aus be- grenzten Quellen schöpfen. Niemand muss lange nachdenken, um zu erkennen, dass ein solcher Raubbau an den Ressourcen der Natur nicht dauer- haft funktionieren kann. Was besser wäre, wissen auch alle: Erneuerbare Energien nutzen und Roh- stoffe sowie daraus hergestellte Produkte wieder- verwenden; am besten beliebig oft und ohne Quali- tätsverlust beim Wiedereinsatz – so, wie dies beim Werkstoff Stahl schon seit jeher Usus ist.
Da zudem die Ressourcenverschwendung laut des „Circularity Gap Report 2022“ rund 70% der welt- weiten Treibhausgase verursacht, ist die Transfor- mation hin zur umfassenden Kreislaufwirtschaft (englisch: „Circularity“) auch angesichts des Klima- wandels unausweichlich. Das Potenzial für mehr Kreisläufe in der Wirtschaft ist riesig, auch das be- richtet der Report, weil im Jahr 2020 nur 8,6 % der verbrauchten Ressourcen wieder den Weg zurück in die Produktion fanden. Im Jahr 2018 lag dieser Anteil noch bei 9,1 %!
Kreislaufwirtschaft ist mehr als Recycling
Selbst steigende Recyclingquoten ändern zunächst nichts, weil Kreislaufwirtschaft etwas anderes meint als nur Recycling. Die beiden Ansätze dürfen nicht miteinander verwechselt werden, denn Recy- cling beginnt erst dort, wo Abfall anfällt. Das Prinzip einer Kreislaufwirtschaft aber lautet, möglichst erst gar keinen Abfall entstehen zu lassen. Das ge- lingt etwa durch eine höhere Reparaturfähigkeit der Anlagen und Produkte, und am Ende des Lebenszy- klus ist die Wiederverwendung die oberste Maxime: das Refurbishing, Remanufacturing oder die Refa- brication, was jeweils nichts anderes meint als eine Überholung ohne Qualitätseinbußen bzw. die Über- führung in einen Quasi-Neuzustand. Recycling, also die erneute Verwendung der in den Produkten ent- haltenen Materialien, ist die Variante für die Fälle, in denen Kreisläufe nicht zu einem früheren Punkt im Lebenszyklus geschlossen werden können.
Deshalb ist Recycling für den Salzgitter-Konzern eine wichtige Rohstoffquelle und damit eine wichti- ge Säule des Circularity-Konzeptes. Der Konzern hat im Rahmen seiner Strategie „Salzgitter AG 2030“ die Schaffung CO2-armer, ressourcenschonender und vor allem geschlossener Energie- und Material- kreisläufe als Unternehmensziel bestimmt. Einmal der Natur entnommene Ressourcen sollen mög- lichst lange in der wirtschaftlichen Verwendung gehalten und so deren Zufuhr in den Wirtschafts- kreislauf minimiert werden.
Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salz- gitter AG: „Die Marktbedingungen in unseren Kern- märkten verändern sich im Zuge der Nachhaltig- keitsdebatte und den Zielsetzungen zur CO2-Reduk- tion sehr dynamisch. Wir nehmen diesen Wandel aktiv auf und richten unser Unternehmen proaktiv auf eine Circular Economy aus.“
Das Circularity-Konzept der Salzgitter AG baut auf vier Säulen auf: den Ressourcen-Einsatz und die
Strategy Day 2022 Vorstand, Mitarbeiten- de, Vertreter der Geschäftsbereiche und Partner erläutern im aktuellen Konzern- video die Strategie, Ziele und Kooperatio- nen für die kommen- den Jahre.
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t1p.de/strategyday
CO2-Emissionen reduzieren („Reduce“), Ressourcen möglichst oft wiederverwenden und Anlagen lange nutzen („Reuse“), Rohstoffe wiederverwerten und den Schrottanteil steigern („Recycle“) sowie Prozes- se hinterfragen und sie neu und innovativ gestalten („Rethink“).
Der Konzern geht folglich ganzheitlich an die Auf- gabe heran. Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft weit mehr umfasst als Ressourceneinsatz und Recycling. Sie beginnt schon vor der Produktion und bestimmt die Planung der industriellen Prozesse sowie die Kon- struktion von Anlagen und die Entwicklung neuer Produkte („Rethink“).
Dies kann nur gelingen, wenn Kunden und Lieferan- ten in die Prozesse miteinbezogen werden. Der Salzgitter-Konzern verankert deshalb das Prinzip der Kreislaufwirtschaft in seinen Kooperationen und Partnerschaften und schafft so ein Circularity- Netzwerk mit Kunden und Partnern wie Lieferanten für die gesamte Wertschöpfungskette.
Kreisläufe in den Konzerngesellschaften
Beispiele hierfür gibt es reichlich. So gelingt es dem Konzern, neue Partner für grünen Stahl aus Salz- gitter zu gewinnen, und er strebt an, immer mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zu nutzen, um die energieintensive Herstellung der Produkte klima- neutral zu gestalten („Reduce“). Das Tochterunter- nehmen KHS, Hersteller von Abfüll- und Verpa- ckungsanlagen für die Getränke-, Food- und Non- Food-Industrie, überholt und modernisiert Kunden- anlagen nach jahrelangem Einsatz rundum, sodass die Maschinen wieder auf neuestem Stand einge- setzt werden können und einwandfreie Dienste leis- ten („Reuse“). Ein Ziel der neuen Strategie ist es, das Stahlschrottrecycling als Schlüsselkompetenz aus- zubauen („Recycle“).
Generelles Ziel ist es, dass die Transformation mit einer gesteigerten Profitabilität einhergeht. Hierfür bieten rasant verändernde Märkte und das Einbin- den von Kunden und Lieferanten – das Partnering – ein großes Potenzial, auch zur Sicherung der Unter- nehmensstandorte und der Arbeitsplätze.
Der Salzgitter-Konzern ist überzeugt, dass dies ge- lingen wird, und strebt an, mit seinen innovativen Produkten und Prozessen Marktführer für Circular- Economy-Solutions in den industriellen Wertschöp- fungsketten zu werden. Er bleibt dabei aber auf die Unterstützung und Förderung nicht nur der Partner und Beschäftigten angewiesen. Es bedarf auch einer Anschubfinanzierung für großindustrielle Pro- jekte wie SALCOS® und Anreizsysteme zur Etablie- rung grüner Leitmärkte, auf denen international faire Wettbewerbsbedingungen sichergestellt sind.
Zudem müssen die nötigen Infrastrukturprojekte beispielsweise für Energie- und Wasserstoffleitun- gen schnell realisiert werden. Nur so kann die Trans- formation der Gesellschaft und Wirtschaft hin zur Klimaneutralität gelingen.
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Fotos: adobestock ©akkraraj, ©MKS















































































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