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Page 15 - STIL 3 2022
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und geliefert werden können. Hierbei bewährt sich das Partneringprogramm des Konzerns. Es bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich schon heute eine definierte Tonnage klimafreundlichen Stahls zu sichern. Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG, sieht das große und frühe Kun- deninteresse als Bestätigung für den eingeschlage- nen Weg: „Die Partneringvereinbarungen zeigen, dass die Kunden Vertrauen in unseren Weg haben, einen Mehrwert in der Transformation hin zu grü- nem Stahl sehen und diesen aktiv mitgestalten.“
Die Automobilbranche als Vorreiter
Zu den Kunden, die bereits Liefervereinbarungen mit dem Salzgitter-Konzern getroffen haben, gehö- ren namhafte Hersteller aus der Automobil-, Wind- energie- und Haushaltsgeräteindustrie sowie Ener- gieunternehmen und Anlagenbauer. Als erster Au- tomobilhersteller hatte Mercedes-Benz im Juli 2021 eine Vereinbarung unterzeichnet. Noch im selben Jahr begann Salzgitter Flachstahl mit der Lieferung grüner Flachstahlprodukte an vier deutsche Werke der Mercedes-Benz AG.
Mit der BMW Group und mit Volkswagen vereinbarte der Konzern Lieferungen nach der Fertigstellung der ersten SALCOS®-Stufe ab 2026. Dann werden alle europäischen Werke der BMW Group SALCOS®- Stahl aus Salzgitter erhalten. Auch die Volkswagen AG will diesen in wichtigen Zukunftsprojekten wie dem E-Modell Trinity, das ab 2026 in Wolfsburg pro- duziert wird, verwenden. Abnahmemengen für den Zeitraum 2025 bis 2030 werden mit VW konkreti- siert und vertraglich vereinbart.
Die Übereinkünfte mit Ørsted, dem Weltmarktfüh- rer im Bereich der Offshore-Windenergie, und GRI Renewable Industries, einem führenden Hersteller von Windkraftanlagen, sind weitere gute Beispiele für den Erfolg des Partneringprogramms und zeigen obendrein, dass ökologisch orientierte Energieun- ternehmen das Angebot für grünen Stahl gern an- nehmen.
Zu den „Pionieren“ in Sachen grüner Stahl gehören auch die beiden Hausgerätehersteller Miele und BSH, die jeweils 2021 Liefervereinbarungen unter- zeichneten. Miele baut im Rahmen eines Pilotpro- jektes CO2-arm produzierten Stahl in Herde und Backöfen ein, die BSH Hausgeräte GmbH nutzt ihn für Gehäusehalterungen von Waschmaschinen, die im polnischen BSH-Werk Lodz produziert werden. Mit der Mendritzki Gruppe, einem der führenden Kaltwalzer, und der Waelzholz Gruppe, einem welt- weit agierenden Produzenten kaltgewalzter Stahl- bänder und -profile, sind zudem jüngst zwei stahl- verarbeitende Unternehmen Partner des Salzgitter- Konzerns geworden, die höchste Qualitätsanforde- rungen an ihre Materiallieferanten stellen.
Diese Liste wird in den kommenden Monaten und Jahren kontinuierlich wachsen. Phillip Meiser, Di- rektor Vertrieb Salzgitter Flachstahl, sieht noch viel Potenzial im Partneringprogramm: „CO2-armer Flachstahl stößt auf immer größeres Interesse bei
„CO2-armer Flachstahl stößt auf immer größe- res Interesse bei unseren
Phillip Meiser
unseren Kunden aus verschiedensten Branchen. Für sie ist es wichtig, schon jetzt ein tatsächlich CO2-reduziertes Erzeugnis zu beziehen.“
Gute Marktchancen für grünen Stahl
Aber kann auch in großen Mengen produzierter grü- ner Stahl wettbewerbsfähig sein, insbesondere an- gesichts der hohen Preise für Erdgas, das über- gangsmäßig im Mix mit Wasserstoff in den neuen Direktreduktionsanlagen zum Einsatz kommen soll? Hinsichtlich der Gaskrise zeigt sich Gunnar Groebler zuversichtlich: „Wir benötigen das Gas hierfür erst ab Ende 2025 und in den Folgejahren. Ich glaube nicht, dass wir dann noch über eine Gaskrise spre- chen werden, wie wir es heute tun.“ Vielmehr sieht er in der Krise auch neue Chancen: „Vielleicht hilft sie ja, den Aufbau von Wasserstoffkapazitäten zu beschleunigen und uns noch schneller den Umstieg zu ermöglichen.“ Eines scheint jedenfalls klar zu sein: An der Notwendigkeit zur Dekarbonisierung der Industrie ändert die momentane geopolitische Lage nichts.
Eines ist auch klar: Je größer der Markterfolg der neuen Stahlprodukte und auf den Absatzmärkten die Nachfrage nach CO2-armen Stahlgüten ist, des- to geringer können staatliche Anschubfinanzierun- gen zur Etablierung grüner Leitmärkte ausfallen. Zur Bildung entsprechender Nachfragen auf dem EU-Binnenmarkt können marktunterstützende Maßnahmen des Bundes, anderer EU-Mitgliedstaa- ten wie auch der Europäischen Kommission we- sentlich beitragen. Dies ist auch die Meinung der Wirtschaftsvereinigung Stahl, dessen Geschäfts- führer Dr. Martin Theuringer in einem Diskussions- beitrag die Frage an die Politik stellt, „wie erreicht werden kann, dass der in der Herstellung absehbar teurere grüne Stahl den Weg in die Anwendung fin- det“. Er fordert Anreize für Verwender und Abneh- mer in Leitmärkten, wozu er das öffentliche Be- schaffungswesen und jene Abnehmersegmente zählt, „in denen bereits heute ein hoher Druck be- steht, Vorkettenemissionen zu reduzieren“.
Solche Anreize könnten „Mindeststandards, Prä- mienmodelle oder gezielte Anrechnungsmöglich- keiten, etwa im Bereich der Sektorkopplung“ sein. Dr. Theuringer nennt hierzu ein Beispiel, warum sich grüner Stahl lohnt: „Bei einem E-Auto lassen sich allein durch den Einsatz von klimaneutral her- gestelltem Stahl 16 Prozent der produktionsbeding- ten Gesamtemissionen reduzieren – und das bei ei- nem Kostenanstieg für Endverbraucher von deut- lich unter einem Prozent.“ Sein Fazit lautet daher: „Die Finanzierung von grünem Stahl über den Markt ist somit volkswirtschaftlich geboten.“
Das heißt nicht, dass bereits alle Fragestellungen rund um das Thema „grüner Stahl“ geklärt sind, es bleibt auf allen Seiten, bei Herstellern, Kunden und Politik, noch viel zu tun. Gunnar Groebler sagte dazu bereits bei der Veröffentlichung der neuen Strate- gie im Februar: „Meine Erfahrung ist: Es ist besser, vorneweg zu gehen, statt erst zu bremsen und dann hinterherzulaufen.“
Kunden.“
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