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Page 62 - Best of 2016 Deutsch
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Skifahren auf dem Müllberg
Kopenhagen baut eine Müllverbrennungsanlage – mit Stahl aus Salzgitter. Klingt unspektakulär, ist aber der tolle Plan eines Kra werks mit Freizeitpark
openhagen wird kün ig viele Ufo- Schornsteinaufsatz soll die Abgase in Dampfringe Sichtungen zu notieren haben, denn von 30 m Durchmesser und 6 m Höhe umwan- bald dür en weiße Ringe Richtung deln. Während sie aufsteigen und abkühlen, soll Innenstadt schweben. Sie werden von das Wasser zu einer ringförmigen Gaswolke kon-
einer Landzunge östlich der Stadt und des Hafens densieren und so jedem Kopenhagener vor Augen
kommen. Dort baut der Kra werksbetreiber ARC die Müllverbrennungsanlage Amager Bakke, die mit mehr als 90 m Höhe Kopenhagens höchster Berg sein wird. Berg? Ja, weil das Kra werk als Aus ugsziel mit begrünter Dach äche geplant ist. Eine märchenha e Berglandscha  soll Aus üglern Pfade zum Wandern, Joggern Wege zum Laufen und Kindern Platz zum Spielen bieten – die Aus- sicht von dort oben auf die Stadt dür e einzigartig sein. Ein Teil der Außenwand soll für Sportklet- terer präpariert werden, für weniger Wagemutige sind auf dem Dach Klettergerüste geplant.
Das kühnste Vorhaben ist jedoch eine 31.000 m2 große Skipiste mit vier Streckenabschnitten, die jeweils einen eigenen Li  erhalten sollen. Die An- lage wurde in Zusammenarbeit mit der US-Firma International Alpine Design (IAD) entworfen, einem der führenden Skipisten-Planer. Den Hang sollen Amateure wie Leistungssportler hinunter- jagen – im Sommer auf Kunststo matten. Und nach der zweiten Kehre ist noch eine Rodelbahn vorgesehen. Nur ein Schornstein wird äußerlich daran erinnern, dass hier Müll zu Strom wird. Im Inneren dagegen soll ein gläserner Li  den Blick auf die Anlage freigeben. So jedenfalls ist die Idee.
Zu dem Konzept gehört auch die Sache mit den Ufos, die höchst irdischen Ursprungs sind: Ein
Zukunftsvision: riesige Dampfringe über Kopenhagen
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führen: Soeben wurde wieder eine halbe Tonne Kohlendioxyd in die Atmosphäre geblasen.
Die Idee zu dem Kra werk als Erholungsge- biet stammt vom dänischen Architektenbüro Bjarke Ingels Group (BIG). Für die Entwick-
lung des Schornsteinaufsatzes startete BIG ein Crowdfunding-Projekt – 399 Unterstützer trugen dafür bei Kickstarter 29.520 $ zusammen. An der Realisierung des Projekts sind auch zwei Ber- liner Künstler- und Architektenbüros beteiligt: realities:united kümmert sich um die Entwicklung der Nebelmaschine, Man Made Land entwarf
u. a. eine bep anzte Fassade, die je nach Jahreszeit in anderen Farben blüht. Ob alle diese Pläne auch umgesetzt werden können, ist aber noch nicht klar. Wahrscheinlich nicht.
Im Moment wird noch gebaut – auch mit Stahl, den die Gesellscha en der Salzgitter AG liefern. Den Au rag für den Gebäudestahlbau erhielt ein Salzgitter-Kunde: die Züblin Stahlbau GmbH in Hosena, unweit von Dresden. Züblin Stahlbau übernahm die Werkplanung, Herstellung und Montage des Gebäudestahlbaus inklusive Sand- wichwänden mit Brandschutzklassi zierung so- wie die Abdichtung und Entwässerung der Dach- konstruktion. Und auch den Schornstein für die Ring-Ufos liefert und montiert Züblin Stahlbau.
Stahlbau-Montage in luftiger Höhe
Fotos: BIG, MAN MADE LAND und TOPOTEK1


































































































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