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Page 18 - Stil 01 2018
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Oben: Ziehstrecke im Feinrohrbereich: Hier werden die Luppen mit einer Kraft von 60 t gezogen. Unten: Ali Aras, Erster Verzinker der Galvanisierungsanlage in Brackwede, untersucht, ob die Beschichtung der Ober äche in Ordnung ist. Er prüft das Werkstück im Sonnenlicht und ist zufrieden – keine Beanstandungen
für eine ununterbrochene Schmierung während der Umformung sorgt“, sagt Detlef Lange, der als Betriebsassistent im Fein- und Mittelrohrbereich in Werk Brackwede jeden Prozessschritt kennt und zu erklären weiß.
Er betont, dass die Rohre ab jetzt mit „Samt- handschuhen“ angefasst werden: Die Ziehwerkzeu- ge sind CVD-beschichtet: Ihre Ober äche wurde durch ein aufwendiges Verfahren (chemische Gasphasenabscheidung) so behandelt, dass sie Ziehkrä en von bis zu 120 t standhalten und dabei auch nicht die Rohrober ächen beschädigen. Zu- dem ergreifen Roboterarme die Rohre und stapeln die dünnsten in der Trommelzieherei, wo sie zu Coils gewickelt sind, übereinander. Die mechani- schen Greifer sind feinfühliger und gri sicherer als die Hände eines Menschen und beschädigen nicht die Rohrober ächen.
Nun folgen vier Schritte: Ziehen, glühen, ad- justieren und schneiden. Sie wiederholen sich in der Fertigungskette o  mehrfach, was die Ferti- gungstiefe in Brackwede zeigt. Erst dann sind aus den Luppen Präzisstahlrohre geworden, die für
die Auslieferung gebündelt und verpackt werden können. Während des gesamten Prozesses kontrol- lieren Mitarbeiter mithilfe moderner Prü echnik die Qualität der Rohre.
Prüfen und wachsam bleiben: Jeder Mitarbeiter ist auf Qualität geeicht
So begutachtet der Zieher Sahmettin Yilmazer am Monitor der Ziehmaschine, wie aus der dicken kürzeren Luppe ein längeres dünneres Rohr wird. Hierfür treibt die Maschine in die Ö nung der Luppe einen Dorn, der den Innendurchmesser vorgibt. Zugleich wird die Luppe durch einen Ziehring gezogen, der den Außendurchmesser formt. Auf dem Bildschirm sind alle Maße und Au ragsdaten zu sehen. Werden die Toleranzen nicht eingehalten, fällt das Sahmettin Yilmazer sofort ins Auge.
Jeder Mitarbeiter ist an seinem Arbeitsplatz für die Einhaltung der Anforderungen verantwort- lich. Wichtig ist hierbei die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander. An jedem Tag versam- meln sich die Verantwortlichen eines Bereichs am sogenannten Stammtisch, um Probleme anzu- sprechen und zu lösen. Grüne Magnet-Smileys an einer Pinnwand signalisieren, dass heute wie an den meisten Tagen alles in Ordnung ist.
Auch Edgar Friesen, Coach (Meister) in der Glüherei, hat heute nichts zu beanstanden. Das Glühen ist nötig, weil durch das Ziehen das Rohr zwar in Form gebracht wird, sich aber die Eigen- scha en des Materials verändern. Im Ofen erhält der Stahl die Bescha enheit, die vom Kunden bzw. der Anwendung gefordert werden.
Nach dem Glühen werden die Rohre in den Adjustage-Bereichen über eine 10-Walzen-Richt- maschine gerichtet – man könnte auch sagen: in Höchstform gebracht. Die Rohre sind nun gerade und spiegelglatt – für das Auge sind sie perfekt, aber entsprechen sie wirklich den Anforderungen?
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Fotos: Gunnar Garms


































































































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