zurück

Page 18 - STIL 02 2018
P. 18
Vorschaubild

 Thomas Düerkop (l.) und Steffen Müller-Bell auf dem Weg zu einem Einsatzfahrzeug mit Teleskoparm, das sie für STIL aus der Feuerwache fahren werden
Der Teleskoparm hievt Steffen Müller-Bell
in eine Höhe von mehr als 30 m, wo er sich mit geübten Handgriffen anseilt und rücklings fallen lässt, bis sich die Seile straffen und er frei schwe- bend über dem Hofplatz hängt – spätestens jetzt versteht der Laie, was er mit „Materialvertrauen“ meinte.
Um in Übung zu bleiben, müssen Höhenretter jährlich Einsatzzeiten von 72 Stunden nachweisen. Ihre typischen Einsatzgebiete sind Mobilfunk- masten, Baukräne, Gerüste oder Notfälle bei Baum- pflegearbeiten und ähnlichen Tätigkeiten. Zu den Routineaufgaben der Höhenretter im Hüttenwerk gehört etwa ihre Anwesenheit, wenn die ca. 100 m hohen Gichtgasometer inspiziert werden. Im Not- fall müssten die Kollegen, die sich dort oben für die Inspektion abseilen, gerettet werden.
Höhenretter steigen auch in Gruben und Kanäle, um Kollegen zu retten
Höchster Punkt im Hüttenwerk ist der 150 m aufragende 70 MW-Block des Kraftwerks. Das Bauwerk musste Steffen Müller-Bell zum Glück nur zur Übung besteigen, doch er erinnert sich
an einen Notfall, bei dem die Höhenretter einen Kranführer retteten. „Der Kollege hatte dort
oben einen Herzinfarkt erlitten, zum Glück hat
er überlebt“, erinnert er sich. Auch mussten sie einmal eine Person retten, die in eine Umfüllgrube gestürzt war und mit einer Korbtrage nach oben befördert wurde. Der Job eines Höhenretters kennt nämlich nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Der Unterschied ist dabei nicht groß, bei Höhen geht es erst nach oben, dann nach unten, und bei Tiefen eben umgekehrt. Zu rettende Personen werden entweder abgeseilt oder hochgezogen.
Andere Experten der Werkfeuerwehr für Tiefen sind die Berufstaucher, die in Salzgitter sogar
18 STIL
ausgebildet und bis zu 50 m tief tauchen dürfen. Eine ihrer regelmäßigen Aufgaben ist es, in die Kühltürme abzutauchen und sie zu reinigen. Auch der Stichkanal und die zahlreichen Gewässer der Umgebung gehören zu ihren Einsatzgebieten. Da- bei werden die Berufstaucher immer wieder von der städtischen Berufsfeuerwehr angefordert – so wie alle andere Einsatzkräfte der Werkfeuerwehr, die regelmäßig ausrücken, um ihre städtischen Kollegen bei großen oder komplizierten Notfällen zu unterstützen.
Spektakuläre Einsätze sind aber – zum Glück
– für die Werkfeuerwehr die absolute Ausnah- me. Am häufigsten müssen die Rettungsdienste ausrücken – zurzeit etwa 330 Mal pro Jahr. Das klingt viel, ist aber eine Zahl, die für eine positive Entwicklung steht: Die Rettungseinsätze sind seit Jahren rückläufig, was Thomas Düerkop u. a. auf die Arbeitssicherheitskampagne der Salzgitter Flachstahl zurückführt. Auch die Schwere der Unfälle hat in dieser Zeit abgenommen.
So kann sich die Werkfeuerwehr auf viele an- dere wichtige und vor allem präventive Aufgaben konzentrieren. Sie halten Sicherheitswachen, wenn etwa am Hochofen die Gasschieber gezogen werden, und bei Bauarbeiten. Sie überwachen die Brandschutzeinrichtungen und schulen Mitarbei- ter hinsichtlich der Brandschutzvorschriften und -maßnahmen. Zudem werden pro Jahr mehr als 1.000 Beschäftigte in Erste-Hilfe-Kursen geschult.
Zu den Routineaufgaben gehört letztlich ganz allgemein die Beherrschung der Gase und aller anderen brennbaren Stoffe im Hüttenwerk. Ins- besondere die Gefahren durch die Gase sind nie zu unterschätzen. „Dagegen geht bei uns kaum der Puls hoch, wenn wir flüssigen Stahl sehen“, sagt Thomas Düerkop. Dafür sind die Frauen und Männer der Werkfeuerwehr immer zu sehr
auch Hüttenwerker.
Foto: Gunnar Garms

















































































zurück    16   17   18   19   20    weiter

 

 

 

 

 

weiter