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Page 16 - STIL 02 2018
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 Seitdem in Salzgitter Stahl produziert wird, gibt es die Werkfeuerwehr, in diesem Jahr feiert sie ihr 80-jähriges Jubiläum. Von Anbeginn an sind es hauptberufliche Feuerwehrmänner und heute auch -frauen, denen die Sicherheit des Hüttenwerks anvertraut wird. Inklusive des Standorts Ilsenburg sind derzeit 126 bei der Werkfeuerwehr beschäf- tigt, die zur Salzgitter Flachstahl GmbH gehört. Die Peiner Träger GmbH
unterhält eine eigene Werk-
feuerwehr.
Belastungstest“, berichtet Thomas Düerkop. Fitness und eine stabile psychische Verfassung sind für diesen Beruf unverzichtbar, denn im Ernstfall müssen Feuerwehrleute etwa Ohnmächtige aus der Gefahrenzone bringen können und dürfen dabei nicht die Nerven verlieren. Und nicht zu verges- sen: Je nach Einsatz hat ein Feuerwehrmann eine Ausrüstung von bis zu mehr als 30 Kilo zu tragen.
Die Beschäftigten der Feu-
erwehren sind ein Beispiel für
die vielfältigen und spannen-
den Möglichkeiten, die der
Konzern auch für Menschen
mit speziellen Berufswünschen
bietet. Einer davon ist Steffen Müller-Bell. Er zählt zu den Spezialisten unter den Spezialisten – der 33-Jährige ist einer von 15 Höhenrettern der Werkfeuerwehr in Salzgitter.
Erst in den 90er-Jahren konstituierte sich diese Fachdisziplin innerhalb der Berufsfeuerwehren. Höhenretter erklettern Kräne und Türme und seilen sich in Schächte und Gruben ab, um Perso- nen zu retten. Es ist ein Job, für den man beson- dere Fähigkeiten, aber auch Verantwortungsbe- wusstsein mitbringen muss und den nicht jeder Feuerwehrmann erledigen kann. Hasardeure sind weniger gefragt, denn der Respekt vor der Höhe muss bewahrt bleiben. Alles andere wäre Leicht- sinn. „Lernen kann man das nicht, man muss die Fähigkeit dazu, man könnte auch sagen: das Talent dafür, einfach mitbringen“, sagt Steffen Müller-Bell.
Wer Feuerwehrmann werden möchte, kann sich bei der Werkfeuerwehr in Salzgitter bewerben. Der Beruf ist ein Ausbildungsangebot des Kon- zerns, das zurzeit vier Personen wahrnehmen, darunter eine junge Frau. „Die Ausbildung dauert drei Jahre, für die zusätzliche Weiterbildung zum Notfallsanitäter kommen noch einmal drei Jahre oben drauf “, sagt Thomas Düerkop, Leiter der Werkfeuerwehr. Die meisten seiner Frauen und Männer haben zuvor schon im Hüttenwerk gear- beitet, was von unschätzbarem Wert ist, da ihnen so die Wege und Produktionsabläufe vertraut sind. Früher war eine vorherige Berufsausbildung die Voraussetzung für eine Feuerwehrausbildung, die
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TITELGESCHICHTE
 Ein Job mit Höhen und Tiefen
Die Salzgitter AG bildet auch Feuerwehrleute, Industrietaucher und FHöhenretter aus. Ein Besuch bei der Werkfeuerwehr in Salzgitter
ür Stahlkocher gehört es zum Alltag, Feuer dann 18 bis 24 Monate dauerte. Seit 2016 können zu entfachen. Die Aufgabe einiger Frauen sich Interessierte auch direkt nach der Schulzeit und Männer im Hüttenwerk ist es dage- bewerben, sodass die jüngsten Bewerber schon gen, Feuer zu löschen – und zum Glück mit 16 oder 17 Jahren ihre Unterlagen einreichen.
gehören für sie solche Einsätze nie zum Alltag. „Die meisten scheitern allerdings beim Sport- und
»Höhenangst darf man keine haben. Höhenrespekt dagegen muss man haben. Sonst ist es nicht mehr weit zum Leichtsinn – und der kann tödlich sein.«
Steffen Müller-Bell hatte seine Ausbildung zum Feuer- wehrmann 2007 begonnen. Zwei Jahre lang beobachtete er Höhenretter bei ihren Einsätzen und war von ihnen fasziniert. Es folgten ein Schnuppertraining und 2010 die Zusatzausbildung. Wichti-
ge theoretische und praktische Disziplinen hierbei sind die Material-, Geräte- und Seilkunde, Befesti- gungstechniken, Knotenkunde sowie der Umgang mit Seilzügen. Schließlich hängen Höhenretter über Abgründen an Seilen, für deren Befestigung sie selbst verantwortlich sind. Steffen Müller-Bell spricht zudem von „Materialvertrauen“, das unver- zichtbar ist und auch erst geübt sein will.
Dieses Vertrauen und die Fähigkeiten eines Höhenretters demonstriert er für STIL in der 1958 erbauten und seitdem immer wieder erweiterten und modernisierten Feuerwache des Hüttenwerks. Sie liegt im Süden des Werksgeländes und nur scheinbar abgelegen, da auch Orte außerhalb des eigentlichen Geländes angefahren werden müssen. „Unsere Maxime ist es, jeden Einsatzort innerhalb von fünf Minuten zu erreichen, und das schaffen wir auch“, sagt Thomas Düerkop.
Als Steffen Müller-Bell seine PSA anlegt, die persönliche Schutzausrüstung, hängen an seinen Gürteln Karabiner, Ösen, Schlaufen und Flaschen- züge – die typische Ausrüstung der Höhenretter, die die Verwandtschaft dieses Berufes mit der klassischen Bergrettung veranschaulicht. Um vor- zuführen, wie man sich fachgerecht abseilt, lenkt er ein Teleskopmastfahrzeug auf den Vorplatz der Feuerwache – alle Feuerwehrleute erwerben im Zuge ihrer Ausbildung Lkw-Führerscheine. Zum Fuhrpark der Werkfeuerwehr gehören zurzeit mehr als 30 Fahrzeuge bzw. Abrollbehälter, davon sind acht in Ilsenburg stationiert.











































































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