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Page 15 - STIL 3 2019
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sich auch gegenseitig aus, falls Kapazitätsengpässe auftreten“, sagt Jean-Michel Pierrot. Er steht als Managing Director beiden Standorten vor und schildert die Historie des Betriebs. Die Ursprungs- gesellschaft wurde 1895 von zwei Brüdern in Tonnerre gegründet und produzierte Maschinen für Wassermühlen. Als Ende der 50er-Jahre mehr Platz benötigt wurde, eröffnete man 1964 ein Werk in Saint-Florentin, in dem später
der französische Rohrhersteller Vallourec eine Fertigung für Prä- zisionsstahlrohre aufbaute. 2007 wurden die Präzisrohraktivitäten von Mannesmann und Vallourec unter Leitung der Salzgitter AG zusammengeführt. Die Rohrferti- gung von Tonnerre wurde 2015 in andere Mannesmann-Precision- Standorte verlagert.
Aus Werken in Deutschland wird heute überwiegend das Vormaterial für Saint-Florentin und Vitry geliefert: Die nahtlosen Luppen kommen hauptsäch-
ihrer Art auf der Welt“, berichtet der Werkleiter, „Die kaltgezogenen Rohre werden auf 900 °C erhitzt, mit Wasser schnell auf Raumtemperatur abgekühlt und dann wieder auf 500 °C erhitzt, damit der Stahl die richtige Struktur und somit die gewünschten Eigenschaften erhält.“ Mit bis zu 80 t Zugkraft werden die Luppen kaltgezogen, bevor
Hitze und Wasser den Stahl vergüten. Je nach benötigter Zugkraft können bis zu drei Rohre gleichzeitig gezogen werden.
lich vom Mannesmannröhren-
Werk in Zeithain, Sachsen,
und die geschweißten Vorrohre
vom Mannesmann-Werk in Hamm. Und zwar ausschließlich per Lkw: Jean-Michel Pierrot verweist in diesem Zusammenhang auf die langen Wege in Frankreich und das französische Schie- nennetz, das erstens auf den Personenverkehr und zweitens vorrangig auf Paris ausgerichtet ist. Zwischen den Jahren 1990 und 2016 hat sich der Anteil der Schiene am Güterverkehr auf weniger als 10 % halbiert. Frankreich investierte 2018 nur 38 € pro Einwohner in den Schienenverkehr – Deutschland 69 €, Großbritannien 165 € und die Schweiz 362 €.
Im Werk Saint-Florentin ist man auf andere Dinge stolz – z. B. auf den Grad der Automatisie- rung. So erfolgt die Oberflächenbehandlung der Luppen ohne Mithilfe von Menschenhand. Unweit davon steht eine Streck- und Abschreckmaschine, die Alain Laplaud strahlen lässt. „Sie ist die einzige
Handarbeit ist noch dort gefragt, wo das Material für die Kunden
angearbeitet beziehungsweise angepasst wird. Die Mitarbeiter legen Stück um Stück in ihre Maschinen, um präzise Mulden in Rohre zu pressen, Kerben in Hülsen zu schlagen und kleinste Löcher in die Teile für Airbags zu bohren.
Diese Sorgfalt und Präzision wird von Kundenseite geschätzt und anerkannt. Mit besonderem Stolz präsentiert Alain Laplaud in seinem Büro eine Auszeich- nung: Der Kunde thyssenkrupp
Die Hinweisschilder am Ortseingang
Camshafts verlieh der Salzgitter Mannesmann Précision Etirage SAS den „Sup-
plier Award 2016“. Damit kürte das Unternehmen seinen besten Zulieferer. „Und zwar aus allen Be- reichen – nicht nur aus dem Präzisrohr-Bereich“, wie Alain Laplaud mit Stolz anmerkt.
Es gibt sehr viel, worauf die Menschen in Saint-Florentin stolz sind und auch sein dürfen. Am Ortsrand und noch über dem Hinweis
auf ihre deutsche Partnerstadt Zeltingen-Rachtig hat die Gemeinde ein Schild montiert. Es zeigt das Prädikat „Ville Fleurie“ – Blumenstadt. Es wird von einem „Nationalrat“ verliehen, dem „Conseil national des villes et villages fleuris“. Dieser versteht seine
Ehrung als „Label national
de la qualité de vie“ – als
nationalen Ausweis für
Lebensqualität.
Werksbesuch im Juli 2019 (v. l.): Jean-Michel Pierrot, Managing Director, Clemens Stewing, Leiter Geschäftsbereich Mannes- mann, Prof. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandvorsit- zender der Salzgitter AG, und Sébastien Chamon, Production Manager in Saint-Florentin
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Foto: MPT










































































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