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Page 33 - STIL 4 2019
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 zeigte die technische und gestalterische Moderni- tät des Bauhauses.
Was lag für die Bauhaus-Architekten da näher, als im Wohnungsbau ebenfalls mit Stahl als Bau- stoff zu experimentieren – auch um der Idee einer „fabrikmäßigen Herstellung“ von Wohnraum nach sozialen und wirtschaftlichen Richtlinien zu folgen.
Die Umsetzung schrieb leider ein weniger gelun- genes Kapitel in der Bauhaus-Geschichte und kam über den Status eines Prototyps nie hinaus: Das von Georg Muche und Richard Paulick zwischen November 1926 und Frühjahr 1927 in Dessau-Tör- ten errichtete Stahlhaus erwies sich als im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß. Der Konstruk- tion eines Stahlskeletts aus Doppel-T-Profilen
mit 3 mm starken Stahlplatten als Verkleidung mangelte es an einer ausreichenden Isolierung und Belüftung. Dass die Idee eines Eigenheims mit Stahlskelett aber nach wie vor lebt, zeigen Häuser wie die der Firma K-MÄLEON (siehe Seite 18).
Weil die Bauhaus-Architektur nicht nur eine Formsprache umsetzen, sondern auch den An- forderungen der industriellen Fertigungsprozesse gerecht werden wollte, wurde Kritik laut. Der
Das Bauhaus-Museum in Dessau
Vorwurf: Wer das Bauen industrialisiert, verliert die Bedürfnisse der Menschen aus den Augen, weil er sich zu sehr an den technischen Erfordernissen der Maschinen und Technik orientiert.
Dieser Vorwurf richtete sich nicht gegen das zweite Standbein der Bauhaus-Schule – dem Design von Alltagsgegenständen wie Teekesseln, Leuchten und Möbeln. Bei vielen Entwürfen und Produkten kam dem Stahl eine entscheidende Rolle zu.
Das vielleicht bekannteste und bis heute allge- genwärtige Beispiel hierfür ist der „Freischwinger“ – ein Stuhl ohne Hinterbeine mit einem Rahmen, der aus einem einzigen gebogenen Metallrohr ge- fertigt ist. Erst die Eigenschaften der von Mannes- mann erfundenen nahtlosen Präzisionsstahlrohre ermöglichten eine so hohe Elastizität der Kon- struktion, dass der Stuhl schwingen konnte.
Die Stahlrohrmöbel des Bauhauses wurden weltberühmt. Die bekanntesten Exemplare entwar- fen Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe. Sie werden zum Teil heute noch produziert – und ebenso wie viele andere erfolgreiche Bauhaus- Entwürfe natürlich aus Stahl.
Das Bauhaus-Gebäude in Dessau. Der Gebäudekom- plex entstand von 1925 bis 1926 nach Plänen von Walter Gropius und trägt seit 1996 den Titel einer UNESCO-Welterbestätte
  Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit wurde am 8. September in Dessau das Bauhaus Museum eröffnet. Mit mehr als 1.000 Exponaten stellt die Ausstel- lung „Versuchsstätte Bauhaus“ den Unterricht und die Geschichte der Schule in Dessau sowie die Studierenden in den Vordergrund. „Auffällig und un- übersehbar ist das Stahlrohr, vor allem durch die Zahl der Exponate aus dem Möbelbereich“, berichtet Dr. Kornelia Rennert, Leiterin des Salzgitter AG- Konzernarchivs nach ihrem Museumsbesuch. Infos: www.bauhaus-dessau.de
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Foto: Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Thomas Meyer/OSTKREUZ
Foto: Tadashi Okochi © Pen Magazine, 2010, Stiftung Bauhaus Dessau




















































































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