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Page 32 - STIL 4 2019
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 Der Freischwinger-Stuhl aus Stahlrohr – ein Klassiker des Bauhauses. Das Konzept stammt von Mart Stam und Ludwig Mies van der Rohe, der Architekt und Designer Marcel Breuer entwickelte es weiter
versuchte. Gleiches gilt für den „Deutschen Werk- bund“, einer Vereinigung von Künstlern, Archi- tekten, Unternehmern und Sachverständigen. Sie trat seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts für eine neue Ästhetik in der kunstgewerblichen Industrie- produktion ein.
So wie alle anderen Bewegungen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts den bürgerlichen Zierrat los- zuwerden trachteten, zielte auch das Bauhaus auf eine Zusammenarbeit mit der Industrie und ging dabei noch weiter. Es strebte nach der Massen- fertigung nicht nur von Gebrauchsgegenständen, sondern sogar von Wohnungsbau-Architektur – mit Stahl als Material. Zudem bekannte sich das Bauhaus zu einer sozialen Verantwortung.
Walter Gropius, Gründer und erster Direktor des Bauhauses, definierte 1926 in seinem Artikel „Der große Baukasten“ als Ziele u. a. die „Fest- stellung der sozial und wirtschaftlich günstigsten Wohnform“, die „fabrikmäßige Herstellung von Wohnhäusern auf Vorrat“ sowie die „Anwendung neuer, raum- und materialsparender Techniken und Baustoffe“. Er beschrieb hier seinen Traum vom Fertighaus, dem Heim von der Stange. Und
zu den von Gropius angeführten neuen Baustoffen gehörte auch Stahl.
Der Architekt verfolgte sein funktional-minima- listisches Konzept schon Jahre vor Gründung des Staatlichen Bauhauses als Kunstschule. So entwarf er mit Adolf Meyer die Pläne für eine Fabrikan- lage, welche die Firmen Fagus-GreCon und Weinig Grecon 1911 im niedersächsischen Alfeld errich- teten. Der Bau nahm vieles vorweg, was später für das Bauhaus stilbildend werden sollte. Dazu zählt die kubische Form ebenso wie die Tragkonstruk- tion – ein Skelettbau aus Stahlträgern, den eine Vorhangfassade aus Glas umschließt. Material für den Bau lieferte u. a. das damalige Peiner Walz- werk, das der Peiner Träger GmbH gehört, einem Tochterunternehmen des Salzgitter-Konzerns.
Mit seinen klaren Linien, großen Fenstern, der puristischen Architektur sowie den Baustoffen Stahl und Glas stellte das Fagus-Werk eine radikale Abkehr von der verspielten Gründerzeit- und Ju- gendstilarchitektur dar. Es gilt als erster Industrie- bau im Bauhaus-Stil und trägt seit 2011 den Titel UNESCO-Weltkulturerbe. Die Skelettbauweise mit einer Tragkonstruktion aus Stahl oder Stahlbeton
 Das Bauhaus in Deutschland (1919–1933)
1919:
Der Architekt Walter Gropius gründet in Weimar das Staatliche Bauhaus als Kunstschule.
1925:
Die thüringische Landesregierung kürzt der Schule die Hälfte ihrer Mittel. Sie zieht daraufhin nach Dessau um. Hier werden die Möbel aus Stahlrohr entwickelt.
1926:
Das Bauhausgebäu- de in Dessau wird fertiggestellt.
1928:
Der Architekt Hannes Meyer wird neuer Direktor des Bauhauses. Er stärkt die Zusammen- arbeit mit der Indus- trie und richtet
den Fokus auf die Architektur.
1930:
Der Architekt Ludwig Mies van der Rohe wird Direktor des Bauhauses.
1932:
Die NSDAP schließt mit ihren Stimmen im Gemeinderat Dessau das Staatliche Bauhaus. Es wechselt als private Einrichtung nach Berlin.
1933
Die Nationalsozialis- ten erzwingen die Auflösung, viele Bauhaus-Repräsen- tanten fliehen ins Ausland.
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Foto: Thonet GmbH










































































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