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Page 6 - Best of STIL 2018 Deutsch
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„Unser Geschäftsmodell ist robust“
VJahresinterview mit Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG
or gut 20 Jahren ging der wie vor 20 Jahren. Obwohl wir keine Ka- der einen Seite steht das beste Resultat Salzgitter-Konzern an die pitalerhöhung beansprucht haben, konn- der letzten zehn Jahre. Andererseits wa- Börse. STIL sprach mit dem ten wir das Eigenkapital vervierfachen. ren die Aktienkurse im Verlauf von 2018 Vorstandsvorsitzenden Prof. Das alles aus eigener Kraft, ohne Hilfe rückläufig, weil die Skepsis der Markt-
Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann über die von außen und begleitet von überdurch- teilnehmer unter anderem aufgrund der
von internem und externem Wachstum geprägten zwei Jahrzehnte sowie aktuelle Perspektiven und Herausforderungen.
STIL: Als Unternehmen mit mehr
als 160-jähriger Tradition haben die Salzgitter AG wie ihre Rechtsvorgänger schon eine große Anzahl von Umbrü- chen durchlebt; sie sind dabei auch durch einige Höhen und Tiefen gegangen. Vor 20 Jahren erschien die Schlagzeile „Auf Jubel folgt Jammer“ – können Sie sich an den Anlass erinnern?
Prof. Fuhrmann: Sicher, das war aber fast noch eine der netteren Formulierun- gen, mit denen unsere Loslösung von der Preussag AG und der daraus resultieren- de Börsengang am 2. Juni 1998 zum Ende des gleichen Jahres kommentiert wurde. Eine andere aus der Zeit lautete schlicht: „Ein Albtraum?“. Es gab damals eine Ar- mada von Kritikern, die unsere Fähigkeit zur unternehmerischen Eigenständigkeit massiv anzweifelten. Und der eigentliche Grund für die zunächst wenig erfreuliche Kursentwicklung war die Finanz- und Wirtschaftskrise in Ostasien, deren Aus- wirkungen uns und die gesamte Stahl- branche während der zweiten Jahreshälfte 1998 massiv getroffen hatte.
STIL: 20 Jahre später gibt es die Salz- gitter AG immer noch, der Konzern ist kerngesund, schreibt schwarze Zahlen sowie positive Schlagzeilen. Verspüren Sie Genugtuung?
Prof. Fuhrmann: Durchaus. Neun Jahre später, im Jahr 2007, titelte die Neue Presse aus Hannover: „Das Wunder von Salzgitter“. Denn allen Unkenrufen zum Trotz hatte sich die Salzgitter AG bis dahin wirtschaftlich gut behauptet und zu einem prosperierenden, vielseitigen Konzern fortentwickelt. Es zeigt sich bis heute, dass unser Geschäftsmodell robust ist, denn es hat inzwischen mehreren Fi- nanz- und Branchenkrisen widerstanden. Zahlen und Fakten sagen da mehr als tausend Worte: Der Konzernumsatz hat sich auf rund 9 Mrd. Euro verdreifacht, die Stammbelegschaft verdoppelt. Unsere Eigenkapitalquote liegt bei 36 % – heute
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schnittlichen Dividendenzahlungen. Diese positive Entwicklung des Konzerns spiegelt sich auch im Aktienkurs wider: Ende 1998 lag er bei 8,95 Euro, aktuell sind es 27,60 Euro (Stand 9.1.2019). Das kann sich übrigens auch im Vergleich zu den Wettbewerbern absolut sehen lassen. Dies alles haben wir als Unternehmen – Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – im Verbund mit zahl- reichen Wegbegleitern und Mitstreitern erreicht, die uns während der vergange- nen 20 Jahre mit Weitblick und Courage unterstützt haben.
Die grundsätzlichen, langfristig angelegten Weichenstellungen
des Konzerns sind richtig
STIL: Trotzdem wurde uns auch immer mal wieder vorgehalten, dem Sharehol- der-Value nicht genügend verpflichtet zu sein.
Prof. Fuhrmann: Die Salzgitter AG ist ganz bewusst ein Stakeholder-orientierter Konzern und die kurzfristige Maxi- mierung des Aktienkurses ist nicht das vorrangige Ziel. Wir fühlen uns neben den Aktionären genauso den Mitar- beitern, Kunden und dem Umfeld der einzelnen Standorte verpflichtet. Mit dieser auf langfristigen Erfolg angelegten Unternehmensführung, also einem ganz- heitlichen Ansatz, sind unsere Aktionäre freilich sehr gut gefahren. Die Fakten sprechen auch in diesem Kontext für uns: Wir haben für unsere Anleger Mehr- wert erzeugt, besonders wenn man die Dividendenzahlungen berücksichtigt: Die Gesamtrendite für einen Aktionär, der seine Aktien seit dem Börsengang hält, beträgt stolze 251 %.
STIL: Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage des Konzerns? In 2018 wurde die Ge- winnprognose zweimal angehoben – also „alles eitel Sonnenschein“?
Prof. Fuhrmann: Wie immer ist eine differenzierte Betrachtung geboten. Auf
Handelskonflikte und des zunehmenden Protektionismus sowie der Diskussionen rund um die Automobilindustrie zuge- nommen hat. Dabei ist die Stimmung eher noch schlechter als die tatsächliche Lage, denn der positive langfristige Trend der vergangenen Jahre ist zwar spür-
bar getrübt, aber nicht gebrochen: Die EU-Industrieproduktion ist auch übers letzte Jahr gesehen leicht angestiegen;
der Motor ist und bleibt Deutschland. Unsere eigene, überdurchschnittlich gute Performance in 2018 haben wir uns dabei zum großen Teil selbst erarbeitet. Da knüpfe ich noch mal an den 20-Jahres- Rückblick an: Die grundsätzlichen, langfristig angelegten Weichenstellungen des Konzerns sind richtig. In Verfolgung unserer Strategie „Salzgitter AG 2021“ entwickeln wir uns systematisch fort. Das ist Teil unserer permanenten Manage- mentaufgabe; ebenso wie dafür zu sorgen, dass sämtliche Tochtergesellschaften in den fünf Geschäftsbereichen bestmöglich für den Wettbewerb der Zukunft aufge- stellt sind. Ich denke, darauf kommen wir noch zurück.
STIL: Was sind für Sie die Highlights der Konzernentwicklung 2018?
Prof. Fuhrmann: Zunächst ist 2018
das fünfte Geschäftsjahr mit steigenden Ergebnissen in Folge. Dergleichen gibt es nicht so häufig, zumal die Kraftquellen dessen überwiegend eigene Maßnahmen und nicht bessere Marktverhältnisse sind. Ganz generell ist unser Konzern zielge- richtet in Bewegung – und das werden wir auch bleiben. Das seit 2013 verfolgte 360-Grad-Konzept beschreibt ganz kon- kret die Projekte für alle Geschäftsberei- che in den Themenfeldern Effizienz, Ent- wicklung, Innovationen, Motivation und Qualifikation. Selbstverständlich setzen wir in den Gesellschaften der Geschäfts- bereiche unterschiedliche Akzente.
Wenn man die aktuellen Highlights an konkreten Zahlen misst, dann dominie- ren sicherlich die großen Investitionen im Stahl, die sehr kapitalintensiv sind. Ein gutes Beispiel ist die neue Wärmebe- handlungslinie in Ilsenburg, für die










































































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