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Page 7 - Best of STIL 2018 Deutsch
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kürzlich der erste Spatenstich im Beisein von Ministerpräsident Dr. Haseloff und Wirtschaftsminister Prof. Dr. Willing- mann erfolgt ist. Wir werden dort mehr als 150 Mio. Euro investieren und dann auf höchstem technologischen Niveau Grobbleche für anspruchsvollste An- wendungen produzieren. Das Projekt
ist ein klares Bekenntnis zur Grobblech- produktion in Ilsenburg und belegt, dass Restrukturierung und Zukunftssicherung bei uns Hand in Hand gehen. Es ist auch Ausdruck der Wertschätzung und des Vertrauens, das Vorstand, Konzernge- schäftsleitung und Aufsichtsrat in die Motivation, Qualifikation und Loyalität der Belegschaft vor Ort setzen.
Dass wir unsere internationalen Ak- tivitäten weiter stärken, dokumentiert
der Ausbau des Präzisrohrstandorts El Salto in Mexiko. Dort entwickeln wir uns sowohl quantitativ als auch qualitativ weiter und folgen den Bedürfnissen der internationalen Kunden aus der Automo- bilindustrie. Ohne jetzt jede Investition und Portfolioerweiterung zu nennen:
Wir sind gut unterwegs und können sich uns bietende Chancen aufgrund unserer soliden Finanzen nutzen. So hat Mannes- mann Stainless Tubes den französischen Edelstahlrohrhersteller SOTEP übernom- men. Die Salzgitter Hydroforming hat in China ein Joint Venture gegründet, um dort mit dem Partner Baolong Hydrofor- ming-Komponenten für Fahrwerk- und Karosserieteile zu produzieren. So werden wir die europäischen Automobilhersteller und deren Zulieferer im chinesischen Markt direkt bedienen können. Als in Niedersachsen gern beheimateter Kon- zern verschließen wir uns keineswegs kreativen Konzepten. Sie müssen nur durchdacht sein.
STIL: Die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht aber auch im Fokus. So haben Sie dieses Jahr wieder an der Veranstaltung „Vor- stand meets Azubi“ teilgenommen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Prof. Fuhrmann: Durchweg positiv. Ich habe mich mit meinen Vorstandskollegen Burkhard Becker und Michael Kieck- busch über einen kompletten Vormittag der Veranstaltung gewidmet. Mich hat wirklich gefreut, wie interessiert und umfassend die 21 Auszubildenden in die unterschiedlichen Fragestellungen rund um den Konzern eingestiegen sind – und Tabuthemen gab es nicht. Wir haben sehr offen und auf Augenhöhe diskutiert. Am nachhaltigsten hat uns die Bereitschaft
Professor Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann
zu differenziertem Denken beeindruckt, verbunden mit einer lebensbejahenden Grundeinstellung. Diese nicht nur fürs Unternehmen, sondern besonders für den einzelnen jungen Menschen so wichtige Haltung muss vielleicht noch mehr als früher beachtet und gefördert werden. Solche Veranstaltungen und auch die sys- tematische Umsetzung unseres Leitbilds „YOUNITED“ tragen viel zu der besonde- ren Unternehmenskultur bei, die unseren Konzern auszeichnet. Wir investieren in unseren Nachwuchs, denn qualifizier-
te und motivierte Fachkräfte sind eine enorm wichtige Voraussetzung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
STIL: Kommen wir zu den externen Einflussfaktoren: Die USA schotten sich mehr und mehr ab, und die stahlbezo- genen Geschäftsbereiche des Salzgitter- Konzerns sind schon jetzt mit hohen umgeleiteten Importmengen in den EU-Markt konfrontiert. Wie kann sich die Branche schützen?
Prof. Fuhrmann: Ja, es geht derzeit ziem- lich rauh zu in der globalen Stahlland- schaft! Das bekannteste Beispiel sind die sogenannten „Chapter-232-Strafzölle“ der USA, mit denen man die dortige Stahl- industrie schützen will. Die Rechtferti- gung dieser Maßnahme mit nationalen Sicherheitsbedenken ist aus meiner Sicht unwahrhaftig und nicht WTO-konform (WTO = Welthandelsorganisation). Dagegen wehrt sich die EU-Kommission zwar juristisch, aber ohne große Aussicht auf kurzfristigen Erfolg. Erfreulicherweise hat sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten ebenso schnell wie entschlossen reagiert und Schutzmaßnahmen (Safeguards) ein-
geführt. Seit Juli 2018 gelten Quoten auf Basis der Rekordeinfuhren in den Jahren 2015 bis 2017; erst wenn dieses Niveau überschritten wird, müssen Importeu-
re einen Zoll von 25 % zahlen. Diese Maßnahme hat stabilisierende Wirkung gezeigt und muss nun verlängert wer- den, um schädliche Umleitungseffekte in unsere Richtung zu vermeiden. Denn der Importdruck in die EU wird unvermin- dert anhalten, weil auch andere globale Marktplätze sich aufgrund der US-Han- delspolitik mit Zöllen abschotten.
STIL: Wie bewerten Sie die Effekte der Umleitungen in den EU-Markt?
Prof. Fuhrmann: Zunächst einmal: Der EU-Markt ist noch immer der vergleichs- weise offenste Markt mit hohem Stahlbe- darf – hier sitzen viele Branchen, für die unser Werkstoff ein wichtiger Ausgangs- punkt ihrer Wertschöpfungsketten ist. Deshalb ist der europäische Stahlmarkt für viele Exporteure die erste Alternative zum abgeschotteten US-Markt. In Folge sind die extrem hohen Importe aus der Türkei, aber sogar aus anderen Ländern, die bisher gar nicht oder in geringem Umfang als Lieferanten bekannt waren, aufgetreten. Insgesamt befinden sich die Stahlimporte in 2018 auf einem absoluten Rekordniveau!
Die Forderungen – wie jüngst auf dem nationalen Stahlgipfel in Saarbrücken formuliert – nach einer Fortführung der Safeguard-Maßnahmen sind daher absolut berechtigt. Um es klarzustellen: Wir sind für einen freien und fairen Handel, der zu allseits geltenden, gleichen Rahmenbedin- gungen stattfinden muss. In diesem Sinne brauchen wir keinen Wettbewerb zu scheu-
 SALZGITTER INSIDE 7
Foto: SZAG
















































































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