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Page 12 - STIL 4 2021
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gasentspannungsturbine am Hochofen B. Sie nutzt den Überdruck des Gases aus dem Hochofen und erzeugt im Jahr rund 60.000 MWh Strom.
Die Umwandlung der Kuppelgase in Dampf und Strom sowie die Bedarfsplanung und Verteilung von Sauerstoff, Stickstoff und Druckluft ist ein wichtiger Teil der Energieverbundwirtschaft im integrierten Hüttenwerk. Deren Prozesse werden unter anderem in der Energiezentrale gesteuert und ausbalanciert. Sie koordiniert auch die Erzeu- gung und den Verbrauch der Kuppelgase. „Das Kraftwerk bekommt am Ende immer die Menge Kuppelgas, die nicht bei Produktionsprozessen direkt genutzt wird“, erläutert Michael Bock.
Dass der Strom bei der Salzgitter Flachstahl praktisch vollständig aus den Kuppelgasen der Stahlproduktion erzeugt wird, ist nicht nur effizi- ent, sondern auch nachhaltig. Denn die Selbstver- sorgung spart CO2, das sonst bei der Erzeugung von Fremdstrom freigesetzt werden würde. Allein die Turbine am Hochofen B vermeidet pro Jahr Emissionen von rund 36.000 t CO2. Insgesamt werden im Rahmen des 2009 gestarteten Projekts EE EnergieEffizienz und seinen bislang 263 Einzel- maßnahmen jährlich mehr als 200.000 t CO2 und circa 4 % an Energie eingespart.
Durch die fortschreitende Dekarbonisierung der Rohstahlerzeugung im Rahmen des SALCOS®- Projekts wird sich in den kommenden Jahren das Gefüge der Energieverbundwirtschaft im integ- rierten Hüttenwerk aber grundlegend ändern. Der
Verbrauch von Kohle und Koks wird abnehmen, Direktreduktionsanlagen und Elektro-Lichtbogen- öfen ersetzen schrittweise Hochöfen und Konver- ter, sodass immer weniger Kuppelgase anfallen und sich die eigene Stromerzeugung entsprechend reduziert. Gleichzeitig wächst der Strombedarf,
da der Betrieb von Elektro-Lichtbogenöfen und Wasserstoff-Elektrolyseuren viel Strom benötigt.
Die Energieversorgung des integrierten Hütten- werks wird sich folglich im Laufe der kommenden Jahre und Dekaden von Grund auf wandeln. Hier- für muss die Infrastruktur ausgebaut werden. „Wir benötigen einen neuen Stromnetzanschluss ans 380-kV-Übertragungsnetz, eine Erweiterung der Erdgasnetzanschlusskapazität und den Anschluss an ein noch neu zu schaffendes Wasserstoffpipe- linesystem oder Elektrolyseanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff “, fasst Michael Bock die wichtigs- ten Punkte zusammen.
Im Zuge dieses Transformationsprozesses stellen sich zwei große Herausforderungen: Erstens die Hauptkomponenten des SALCOS®-Projekts im vorgegebenen Zeitfenster zu errichten. Zweitens muss pünktlich zur Inbetriebnahme die Infra- struktur für die Wasserver- und -entsorgung sowie für Strom, Gase und Dämpfe vorhanden sein. Dafür ist die rechtzeitige Fertigstellung des neu geplanten 380-kV-Stromanschlusses eine unab- dingbare Voraussetzung (siehe Info). Denn, so Michael Bock: „Ohne 380-kV-Leitung gibt es auch kein SALCOS®!“
 Neue Turbine für das Kraftwerk: Im November 2020 ging dieser neue Stromerzeuger mit 35 MW Leistung in Betrieb
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Foto: Uwe Kruse
























































































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