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Page 35 - Stil 01 2018
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und diese dann noch ansteigen würden, wäre dem Klima auch nicht geholfen.
Stahlindustrie und Politik stehen also vor
der Herausforderung, technische Lösungen zur Reduzierung der CO2-Emissonen zu  nden und andererseits politische wie ökonomische Rahmen- bedingungen zu gewährleisten, die eine ebenso wirtscha liche wie nachhaltige Stahlproduktion in Europa sichern.
Damit weniger CO2 in die Atmosphäre gelangt, wollen einige Industrien wie die Energiewirtscha  CO2 dauerha  im Erdboden endlagern (Carbon Dioxide Capture and Storage, CCS). Manche Stahlhersteller versuchen wiederum, CO2 in an- dere Sto e chemisch umzuwandeln und somit zu verwerten (Carbon Capture and Usage, CCU). Die Salzgitter AG geht einen dritten Weg: Statt sich
zu überlegen, was mit dem klimaschädlichen Gas geschehen soll, will der Konzern von vornherein weniger CO2 erzeugen. Das klingt naheliegend und logisch, ist aber technisch und wirtscha lich ambitioniert. Denn die Entstehung des Gases ist bei der heutigen Stahlherstellung unvermeidbar, die fast ausschließlich auf dem Einsatz von Koh- lensto  beruht. Durch die Prüfung eines substan- ziell veränderten Produktionsverfahrens will die Salzgitter AG neue Wege aufzeigen.
Um alternative Verfahrenstechniken zu ent- wickeln und die Folgen einer Umstellung der
metallurgischen Prozesse zu untersuchen, hat der Konzern das Projekt SALCOS® (SAlzgitter Low CO2 Steelmaking) ins Leben gerufen. Forscher und Produktionsfachleute des Konzerns kooperieren dabei mit Fraunhofer-Instituten und weiteren Partnern, um durch neue Technologien und deren Einbindung in das integrierte Hüttenwerk die CO2-Bildung weitgehend zu vermeiden und so die entsprechenden Emissionen massiv zu senken. Die Salzgitter AG nennt diesen Ansatz Carbon Direct Avoidance (CDA) und hat hierfür klare Rah- menbedingungen de niert: Der Standort sowie
die Arbeitsplätze sollen erhalten werden und die Rohstahlkapazität bei 5 Mio. t/Jahr bleiben.
Der technische Ansatz zur CO2-Vermeidung heißt im Kern zunächst einmal: Direktreduktions- prozess (DRP). Was ist damit gemeint? Bei der Stahlerzeugung über die Hochofenroute wird in Europa Eisenerz fast nur mit Kohlensto  in Form von Koks, Einblaskohle, Kunststo  oder Öl redu- ziert. Dabei entsteht CO2. Direktreduktionsanlagen verwenden dagegen als Reduktionsmittel neben Kohlensto  auch erhebliche Mengen Wassersto . Dieser wiederum stammt aus Erdgas, dessen Haupt- bestandteil Methan (CH4) viel Wassersto  enthält. Der reagiert bei der Reduktion mit dem Sauersto  aus dem Eisenerz, dabei entsteht Wasser (H2O). Folglich verringern Direktreduktionsanlagen mit Erdgaseinsatz die CO2-Emissionen erheblich.
WENIGER CO2
–95 %
Stahlproduktion mit bis zu
95 % weniger CO2 als über die konventionelle Hochofen-Route
CO 2
EISENSCHWAMM
Festes, direktreduzier- tes Eisen und Schrott kommen zur Stahl- produktion in den Elektro-Lichtbogenofen
ZUSATZEFFEKT
Ein mit erneuerbaren Energien betriebener Lichtbogenofen vermeidet indirekt CO2-Emissionen
Direktreduktions- Eisen- Stahlschrott Elektro-Lichtbogenofen anlage schwamm
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Illustration: DEWON Videos


































































































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