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Page 12 - STIL 012 2019
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gegebenenfalls auch der bei der Elektrolyse produ- zierte Sauerstoff betrieblich genutzt werden.
In Salzgitter existiert bereits eine Wasserstoff- Infrastruktur für die Versorgung von Haubenglühe- rei und Feuerverzinkungsanlage (siehe Seite 16).
Für den Strom der Windkraftanlagen muss aufgrund der derzeitigen Gesetzgebung eine Ein- bindung ans öffentliche Netz geschaffen werden. Projektpartner Avacon obliegt der Betrieb und die Anbindung der Windkraftanlagen. Linde wiede- rum ist vor allem im Sinne der Wasserstoff-Ver- sorgungssicherheit am Projekt WindH2 beteiligt und betreibt einen Wasserstoffspeicher auf dem Betriebsgelände der Salzgitter Flachstahl. Alle drei Partner wollen mit WindH2 Know-how für eine klimafreundliche Wasserstofferzeugung mit An- bindung in ein integriertes Hüttenwerk gewinnen. 2020 soll der erste Wasserstoff mittels PEM-Elek- trolyse auf dem Werksgelände erzeugt werden.
Das Zukunftsprojekt GrInHy2.0
In kleinerem Maßstab geschieht dies schon
heute. Denn während WindH2 auf eine baldige Wasserstoffproduktion mit bewährter Elektrolyse- Technik setzt, erprobt das Forschungsprojekt „Green Industrial Hydrogen“ (GrInHy, sprich: „Green High“), an dem die Salzgitter AG beteiligt ist, perspektivisch einen alternativen Elektrolyse- Weg. Zusammen mit der Sunfire GmbH und weiteren Partnern aus fünf EU-Ländern hat die Salzgitter AG von März 2016 bis Februar 2019
an diesem erfolgreichen EU-Forschungsprojekt mitgearbeitet.
Bei GrInHy wird eine Hochtemperaturelektro- lyse (HTE) zur Wasserstoffproduktion verwendet. Anders als bei Wasser-Elektrolyseuren nutzt die HTE Wasserdampf bei etwa 150 °C, der mittels Abwärme aus der Stahlproduktion erzeugt wird.
Das Verfahren stellt eine vielversprechende Zukunftstechnologie dar, weil es durch die Ein- bindung von Abwärme einen signifikant höheren elektrischen Wirkungsgrad als alternative Elek- trolyse-Technologien besitzt. Das Projekt GrInHy hat die Machbarkeit nachgewiesen, eine HTE-
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Anlage im industriellen Umfeld eines integrierten Hüttenwerks zu betreiben und dabei die nötigen Wasserstoff-Qualitätsstandards über mehrere Tausend Stunden zu erfüllen.
Eine entsprechende Versuchsanlage ging bereits im Oktober 2017 auf dem Hüttengelände in Betrieb. Noch bevor das Projekt im Februar 2019 erfolgreich abgeschlossen wurde, starteten die Salzgitter Flachstahl GmbH, Salzgitter Mannes- mann Forschung GmbH und Sunfire GmbH im Januar 2019 mit neuen Partnern das Nachfolge- projekt GrInHy2.0. Mit an Bord sind die beiden Anlagenbauer Paul Wurth S. A. und Tenova S. p. A. sowie das französische Forschungszentrum CEA. Das Gesamtbudget aller Partner beträgt 5,5 Mio. €. Das Projekt erhält Unterstützung vom Fuel Cell and Hydrogen 2 Joint Undertaking und der Euro- päischen Kommission.
GrInHy2.0 soll im Vergleich zum Vorgänger- projekt den Wirkungsgrad noch einmal steigern – von 78 % auf mindestens 84 % (bezogen auf den Heizwert). Zudem ist geplant, die Leistung der Elektrolyse von 150 auf 720 kWel (Kilowatt elek- trisch) zu steigern. Mit WindH2 und GrInHy2.0 setzt die Salzgitter AG auf eine sinnvolle Kom- bination aus bewährter Technik und neueren Ansätzen und schafft so eine wichtige technische Basis für das SALCOS®-Projekt und damit
für die wasserstoffbasierte Dekarbonisierung
der Stahlerzeugung.
Modellrechnungen bescheinigen SALCOS®
ein großes Einsparpotenzial: Im ersten Ausbau- schritt könnte bis etwa 2025 der CO2-Ausstoß schon um bis zu 26 % sinken. Die CO2-Emissionen ließen sich bis 2050 sogar stärker reduzieren, als
es die EU-Klimaziele vorsehen. Wenn die gesamte Stahlproduktion in Salzgitter auf die neue Verfahrensroute mit Direktreduktionsanlagen, Elektrolyseuren und Elektrolichtbogenöfen umgestellt werden würde, wäre eine Reduktion
der CO2-Emissionen um bis zu 95 % möglich.
Die Salzgitter AG unternimmt schon jetzt wei- tere konkrete Schritte Richtung Zukunft, um das SALCOS®-Projekt zu forcieren. So unterzeichneten der Konzern und das Unternehmen Tenova im
„SALCOS® ist zugleich ein Weg zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Stahlstandorts Salzgitter und
der dortigen Arbeitsplätze“
Ulrich Grethe, Mitglied der Konzerngeschäftsleitung der Salzgitter AG
Salzgitter AG und Tenova unterzeichnen das Memorandum of Under- standing (v. l.): Dr. Volker Hille, Corporate Technology Salzgitter AG; Dr. Markus Dorndorf, Product Manager Melt Shops Tenova; Ulrich Grethe, Mitglied der Konzerngeschäftsleitung Salzgitter AG; Paolo Argenta, Executive Vice-President Upstream Tenova; Christian Schrade, Managing Director of Tenova Metals Deutschland GmbH; Dr. Alexander Redenius, Hauptabtei- lungsleiter Salzgitter Mannesmann Forschung
  Fotos: SZAG, Carsten Brand










































































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