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Page 27 - STIL 3 2019
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 für eigens ausgebildet wurden. Das kostet 4 Mio. € und dauert 15 Monate.
Heute ist das Monument aus Stahl ein Symbol für Paris und Frankreich, wie es weltweit kaum
ein anderes Bauwerk für eine Stadt oder Land sein dürfte. Es ist so typisch französisch wie eine Kugel aus Stahl: Das Boule-Spiel ist mindestens seit dem Mittelalter in Frankreich bekannt und dort in seiner Variante Pétanque, die ohne Anlauf gespielt wird, bis heute in vielen Parks und auf öffentlichen Plätzen präsent. Traditionsreiche Hersteller, von großen Unternehmen wie Obut bis zu kleineren Manufakturen wie „La boule bleue“ in Marseille, produzieren die Stahlkugeln und unterscheiden dabei Legierung, Durchmesser und Gewicht. Das typische Streifenmuster wird bei „La boule bleue“ seit 1904 nach Kundenwünschen von Hand in die Rohlinge gefräst. Es ist nicht nur zur Unterschei- dung der Kugeln wichtig, es beeinflusst auch deren Bremsverhalten.
Bremsender – oder besser noch – schneller Stahl kennzeichnete auch lange den anderen französi- schen Nationalsport – den Radsport. Von 1903 bis in die 1990er-Jahre waren Stahlräder bei der Tour de France erfolgreich, als Letzter gewann Miguel Indurain 1994 die Rundfahrt auf einem Rennrad mit Stahlrahmen. Es wog 9 kg und lag damit nicht dramatisch über dem heute vorgeschriebenen Gewichtsminimum von 6,8 kg.
Ohne Stahl wäre Frankreich um viele traditionelle Eigenarten ärmer. Selbst beim Champagner spielt der Werk- stoff eine wichtige Rolle. Das „Mu- selet“– das von Draht gehaltene Champagnerdeckelchen – hält
bau, allen voran vertreten von der Marke Citroën. Die Firma war in den 1920er-Jahren und noch vor den späteren französischen Kultmodellen Trac- tion Avant („Gangster-Citroën“), DS und 2CV der größte Automobilhersteller Europas und hinter Ford der zweitgrößte der Welt.
Vielleicht wird Stahl in Zukunft noch eine andere Ikone Frankreichs behüten und ihr zu
neuem Glanz verhelfen. Seit dem Brand der Kathedrale Notre-Dame stützt ein Gerüst aus Stahl die beschädigten Mauern und Gewölbe. Nun wird diskutiert, ob der Dachstuhl statt
aus Holz aus Stahl neu aufgebaut werden sollte. Traditionalisten lehnen diesen
Plan ab – so wie ihre Geistesver- wandten vor 130 Jahren gegen das
Stahlbauwerk Eiffelturm Sturm liefen. Ist es nicht erstaunlich, dass dieser Werkstoff selbst heute noch ein Sinnbild für die
Moderne zu sein vermag?
    seit 175 Jahren den Korken in den Flaschen. Es wird aus einem Baustahl mit höchstens 2 % Kohlenstoff und ohne weitere nennenswerte Legie- rungsbestandteile gefertigt.
Und natürlich findet man französische Ikonen aus Stahl auch im Automobil-
Hält den Korken jeder Champagner- flasche: das „Muselet“
          Macau (China) Höhe: 150 m
Tokyo Tower (Japan) Höhe: 323,5 m
Torreón (Mexiko) Höhe: ca. 58 m
Madrid (Spanien) Höhe: 30,4 m
Paris, Tennessee (USA) Höhe: ca. 18 m
STIL 27
Fotos: Wikipedia, adobestock © Tobias Arhelger
Fotos:adobestock © thanamat, © Alex Stokes, © ngupakarti
Eiffelturm in Zahlen
2,5 Mio. m2 Stahloberfläche
18.038 Stahlelemente
1.665 Stufen
7.500 t Stahl
60 t Lack
2,5 Mio. Nieten





































































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