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Page 13 - STIL 4 2019
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DImmer weniger Verkehrsopfer
ass Autos seit Jahrzehnten immer siche- Unschärfe liegt darin, dass offizielle Statistiken in rer werden, lässt sich an der sinkenden ihren Zulassungsvergleichen nicht zwischen Pkw, Zahl der Unfalltoten ablesen. Will man Lkw und anderen Kraftfahrzeugen unterscheiden
allerdings untersuchen, welche Rolle Material und und auch nicht die Zahl der vorübergehend still-
Fahrzeugkonstruktion hierbei spielen, darf man nicht einfach auf die Gesamtzahl der Verkehrsopfer blicken. Man muss vielmehr überlegen, wie viele Personen als Insassen eines Pkw zu Tode kamen. Denn die offiziellen Gesamtzahlen berücksichti- gen auch verunglückte Fußgänger, Motorrad- und Radfahrer sowie die Unfälle der Lkw.
Abgesehen davon ist die Entwicklung der Ge- samtzahlen mehr als erfreulich: Heute sterben viel weniger Menschen im Straßenverkehr als vor 20, 30, 50 oder sogar 70 Jahren. Die meisten Verkehrs- opfer wurden 1970 gezählt: 21.332 bei 20,8 Mio. Fahrzeugen. In 2018 verloren „nur noch“ 3.274 Menschen ihr Leben im Straßenverkehr, obwohl 56,5 Mio. Fahrzeuge unterwegs waren, darunter 46,5 Mio. Pkw. Das entsprach 5,5 Toten je 100.000 Zulassungen – im Jahr 1950 waren es noch 309!
Der Gedanke liegt nahe, dass dieser erfreuliche Trend hauptsächlich auf sichere Automobile zu- rückzuführen ist. Doch es gibt auch andere Ursa- chen. Zum einen retteten schärfere Verkehrsregeln wie Tempolimits, die Promillegrenze (1973) und die Gurtpflicht (1984) Menschenleben. Zum an- deren sank vor allem die Zahl der Verkehrstoten, die sich beim Unfall nicht im Auto befanden – sie reduzierte sich von 1980 bis Mitte der 90er-Jahre um 61,5 % von 8.135 auf 3.136. Die Zahl der töd- lich verunglückten Insassen sank in diesen Jahren „nur“ um 18,7 % von 6.915 auf 5.622. Eine andere
AE-Autos brauchen Stahl
Anzahl der tödlich verunglückten Fahrzeuginsassen je 100.000 zugelassener Pkw
gelegten Autos berücksichtigen. Deshalb haben wir anhand der Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes einen engeren Maßstab angesetzt und nur die
Zahl der Pkw auf den Straßen mit der Anzahl der tödlich verunglückten Fahrzeuginsassen vergli- chen. Das Ergebnis ist bemerkenswert und weist darauf hin, dass Autos mit gesteigerter Sicherheit in den letzten Jahren tatsächlich Leben retteten:
In der Zeit von 2002 bis 2018 sank die Zahl der tödlich verunglückten Fahrzeuginsassen je 100.000 zugelassener Pkw um mehr als zwei Drittel – von 10,2 (2002) auf 3,1 (2018)! Dies hat ganz sicher auch etwas mit den konstruktiven Verbesserun- gen zu tun, die u. a. durch neue verbesserte Stähle möglich wurden.
10 9,5
 8
7
2005
6,5
6,3
5,8
5 4,5
2010
4,8
4
3,5 3,5
3,5 3,2
2015
3 2,8
2018
                 2002
  utos mit Elektroantrieb stellen neue An- geraten nach und nach forderungen an die Fahrzeugsicherheit. die anderen in Brand. Beispielsweise muss das Hochvolt-System Der in Akkus enthalte-
so ausgelegt sein, dass bei einem Crash die Batterie ne Sauerstoff heizt
sofort von allen Leitungen getrennt wird, damit kein Strom mehr fließt und die verformte Karosse- rie unter Spannung setzt. In einem E-Mobil kann sie 400 bis 600 Volt betragen. Die Gefahr eines Stromschlags besteht sonst nicht nur für die Fahr- zeuginsassen, sondern auch für die Rettungskräfte.
Zudem müssen die Batterien zusätzlich ge- schützt werden, woraus neue Anforderungen an die Karosseriestruktur und die verwendeten Stähle erwachsen. Deshalb muss auch mehr Stahl in einem Elektroauto verbaut werden als bei einem herkömmlichen Fahrzeug.
Typisch für Tesla z. B. sind die vielen kleinen Lithium-Ionen-Rundzellen mit hoher Energie- dichte, von denen im Model 3 mehr als 2.000 Stück zu einer Gesamtbatterie zusammengeschaltet sind. Die einzelnen Akkus werden durch Stahlgehäuse geschützt, da im Fall eines Defekts eine Ketten- reaktion droht: Entzündet sich ein Akku, dann
ein Feuer zusätzlich
an, weshalb sich eine beschädigte Batterie auch noch Tage nach einem Unfall immer wieder neu entzünden kann. Folglich muss die Gesamtbatterie ge- schützt und crashsicher verbaut sein.
Rettungskräfte und
Feuerwehren stellen
diese Umstände vor
neue Schwierigkeiten, zumal sie kaum Erfahrun- gen mit verunglückten oder brennenden Elektro- autos haben. Da sich die Fahrzeuge noch lange nach dem Unfall entzünden können, müssen sie vorerst im Freien abgestellt werden – oder in spe- ziellen Sicherheitscontainern aus Stahl.
Brennende E-Autos werden in speziellen Sicherheits- containern aus Stahl gelöscht – und danach noch mindestens drei
Tage aufbewahrt
STIL 13
Fotos: FF Schwaz
























































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