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Page 28 - Best of STIL 2018 Deutsch
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 Thomas Düerkop (l.) und Steffen Müller-Bell auf dem Weg zu einem Einsatzfahrzeug mit Teleskoparm, das sie gleich aus der Feuerwache fahren werden
Verwandtschaft dieses Berufes mit der klassischen Bergrettung veranschaulicht. Um vorzuführen, wie man sich fachgerecht abseilt, lenkt er ein Teles- kopmastfahrzeug auf den Vorplatz der Feuerwa- che – alle Feuerwehrleute erwerben im Zuge ihrer Ausbildung Lkw-Führerscheine. Der Teleskoparm hievt Steffen Müller-Bell in eine Höhe von mehr als 30 m, wo er sich mit geübten Handgriffen anseilt und rücklings fallen lässt, bis sich die Seile straffen und er frei schwebend über dem Hofplatz hängt – spätestens jetzt versteht der Laie, was er mit „Materialvertrauen“ meinte.
Höhenretter müssen jährlich Einsatzzeiten von 72 Stunden nachweisen. Ihre typischen Einsatz- gebiete sind Mobilfunkmasten, Baukräne, Ge- rüste oder Notfälle bei Baumpflegearbeiten und ähnlichen Tätigkeiten. Zu den Routineaufgaben der Höhenretter im Hüttenwerk gehört etwa ihre Anwesenheit, wenn die ca. 100 m hohen Gicht- gasometer inspiziert werden. Im Notfall müssten die Kollegen, die sich dort oben für die Inspektion abseilen, gerettet werden.
Höchster Punkt im Hüttenwerk ist der 150 m aufragende 70 MW-Block des Kraftwerks. Das Bauwerk musste Steffen Müller-Bell zum Glück nur zur Übung besteigen, doch er erinnert sich
an einen Notfall, bei dem die Höhenretter einen Kranführer retteten. „Der Kollege hatte dort
oben einen Herzinfarkt erlitten, zum Glück hat
er überlebt“, erinnert er sich. Auch mussten sie einmal eine Person retten, die in eine Umfüllgrube gestürzt war und mit einer Korbtrage nach oben befördert wurde. Der Job eines Höhenretters kennt nämlich nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Der Unterschied ist dabei nicht groß, bei Höhen geht es erst nach oben, dann nach unten, und bei Tiefen eben umgekehrt. Zu rettende Personen werden entweder abgeseilt oder hochgezogen.
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Spektakuläre Einsätze sind aber – zum Glück – für die Werkfeuerwehr die absolute Ausnahme. Am häufigsten müssen die Rettungsdienste ausrücken – zurzeit etwa 330 Mal pro Jahr. Das klingt viel, ist aber eine Zahl, die für eine positive Entwicklung steht: Die Rettungseinsätze sind
seit Jahren rückläufig, was Thomas Düerkop u. a. auf die Arbeitssicherheitskampagne der Salzgitter Flachstahl zurückführt. Auch die Schwere der Unfälle hat in dieser Zeit abgenommen.
So kann sich die Werkfeuerwehr auf andere wichtige und präventive Aufgaben konzen- trieren. Die Feuerwehrleute halten Sicherheits- wachen am Hochofen und bei Bauarbeiten.
Sie überwachen die Brandschutzeinrichtungen und schulen Mitarbeiter hinsichtlich der Brandschutzvorschriften und -maßnahmen. Zudem werden pro Jahr mehr als 1.000 Beschäf- tigte in Erste-Hilfe-Kursen geschult.
Steffen Müller-Bell inspiziert das neue Boot der Werkfeuerwehr, das auch er steuern können muss. Es wird u. a. die Industrietaucher auf dem Stichkanal zu ihren Einsätzen befördern
 Fotos: Gunnar Garms





















































































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