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 Der klügere Stahl gibt nach
Stahl bleibt der Werkstoff Nummer eins im Automobilbau. Nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern vor allem aus sicherheitstechnischer Sicht. Daran hat auch die Salzgitter AG ihren Anteil – durch die Entwicklung innovativer Stahlsorten. Deren Zusammenspiel prägt den Karosseriebau: Festere Stähle schützen Insassen bei einem Unfall, weichere bauen die Aufprallenergie ab
Die Entwicklung neuer Pressen, Blech- verarbeitungs- und auch Schweißver- fahren ermöglichte in den 30er Jahren Stahlkonstruktionen aus Profilen und
Blechen, die Motor und Fahrwerk trugen und
dem Fahrzeug Steifigkeit verliehen: Die selbsttra- gende Karosserie war erfunden. Doch erst in den 1950er-Jahren rückten die Sicherheitsaspekte in den Blickpunkt. Im August 1952 erhielt Daimler- Benz das im Januar 1951 eingereichte Patent Nr. DBP 854.157 für die Erfindung der Knautschzone: Die Fahrzeugmitte ist stabiler ausgelegt als Front und Heck, die sich bei einer Kollision verformen, um kinetische Energie abzubauen. Mit keinem anderen Werkstoff als Stahl hätte diese Erfindung physikalisch und wirtschaftlich umgesetzt werden können. Zugleich wurde nun zwischen harter und weicher Konstruktion unterschieden. Damit waren die Weichen gestellt für die Verwendung unter- schiedlicher Stahlsorten beim Fahrzeugbau.
Mit dem Werkstoff Stahl konnten seit den 1960er Jahren viele Details des Autos im Dienst der Sicherheit verbessert werden. Beispiele hierfür sind die Kopfstützen und die deformierbare Lenksäule, die den Fahrer beim Unfall nicht mehr
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aufspießt, Überrollbügel bei Cabrios, der Seiten- aufprallschutz sowie die Rohre für Gurtstraffersys- teme und Airbags.
Die Fahrgastzellen sind heute nicht nur viel stabiler als noch vor 20 Jahren, die Konstruktion der Karosserien ist auch ausgefeilter, woran die größere Differenzierung verfügbarer Stahlsor-
ten ihren Anteil hat. Beim Crash wird heute die Verformungsenergie entlang exakt berechneter so- genannter Lastpfade geleitet und mittels verschie- dener Stahlsorten, aber auch anderer Werkstoffe wie Aluminium, Stück um Stück abgebaut. Bei der Konstruktion neuer Karosserien berücksichtigen die Hersteller die verschiedenen Festigkeiten der Stähle, ihre Verformbarkeit und ihr Energieauf- nahmevermögen. Da die Materialeigenschaften exakt bekannt sind, lassen sich gezielt Risse und Brüche entlang der Lastpfade einplanen.
Für die Materialentwickler des Salzgitter-Kon- zerns stellt die Forschung an neuen Stahlsorten daher nur einen Teil der Herausforderung dar. Letztere müssen auch umfangreich dokumentiert werden (siehe nächste Seite) und unterliegen oben- drein sowohl dem Zwang der Wirtschaftlichkeit als auch den Anforderungen der Leichtbauweise.
























































































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