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Page 21 - STIL 2 2021
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 wissenschaftlich fundierte Messmethoden, Bewer- tungskriterien und technische Normen entwickelt und international verabschiedet – Regelungen,
die auch im Alltag eines auf die Produktion von „Grünem Stahl“ ausgelegten Hüttenwerks künftig berücksichtigt werden müssen.
Auch die Politik muss umgestalten
Während also Industrie und Wissenschaft für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie technische Lösungen anbieten, fehlen noch die Voraussetzun- gen für den Betrieb. „Die Anlagentechnik ist da. Was noch fehlt, sind die notwendigen regulatori- schen Rahmenbedingungen für einen wirtschaft- lichen Betrieb“, bringt Dr. Alexander Redenius, Projektleitung SALCOS®, das momentane Dilem- ma auf den Punkt. Unter anderem die Befreiung von der EEG-Umlage, Schutz vor unfairen Handelspraktiken und Investitionszuschüsse wären zielführend.
Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG,
verweist in diesem Zusammenhang auf die
hohe Förderungseffizienz im Stahlsektor:
„Die erste SALCOS-Ausbaustufe vermeidet
bei einer Investition von gut 1 Mrd. € so viel
CO2, wie es dem Austausch von einer Million Verbrenner-Pkw gegen elektrische Autos ent- spräche.“ Zur Erinnerung: Der Kauf so vieler E-Mobile würde derzeit mit bis zu 9 Mrd. € geför- dert werden. Prof. Fuhrmanns Fazit lautet daher: „Wir legen mit SALCOS in Relation zu der Menge an damit vermeidbarem CO2 das wohl im Sekto- ren- und Branchenvergleich investiv günstigste Angebot vor.“
Die Bundesregierung hat mittlerweile eine na- tionale Wasserstoffstrategie und ein Handlungs- konzept Stahl verabschiedet. Das Konzept des Bundesministeriums für Wirtschaft zur nationa- len Wasserstoffstrategie erwähnt auch explizit die Anstrengungen der Stahlbranche als eine konkrete Maßnahme zum Aufbruch in eine wasserstoffba- sierte Industrie. Durch das Urteil des Bundesver- fassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz, wonach die CO2-Emissionen früher in größerem Umfang als vom Gesetzgeber ursprünglich vorgesehen ge- mindert werden müssen, könnten diese Anstren- gungen nun noch stärker in den Fokus rücken.
Als ein weiterer Schritt soll im kommenden Jahr eine erste Direktreduktionsanlage im Demons- trations-Maßstab auf dem Gelände der Salzgitter Flachstahl in Betrieb gehen. Sie wird neben der Umsetzung der Technologie auch eine Erkenntnis verkörpern: Die Einführung neuer Produktions- verfahren in der Rohstahlerzeugung waren nicht nur eine Aufgabe für die Ingenieure und Wissen- schaftler des 19. Jahrhunderts, sie sind es auch für ihre Kolleginnen und Kollegen der Gegenwart.
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Foto: Adobestock©Alexander Limbach





















































































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