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Page 10 - STIL 4 2022
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TITELTHEMA
 AM WASSER GEBAUT
Die Bedeutung der Binnenschifffahrt für den Salzgitter-Konzern
Auf drei Seiten von Wasser umgeben: der Standort der Salzgitter Mannesmann Stahlservice GmbH im Rheinhafen Karlsruhe
Binnenschiffe transportieren Kohle vom Hansaport in Hamburg zur Salzgitter Flachstahl, andere bringen Schrott für die DEUMU. Träger aus Peine, Coils aus Salzgitter und per Bahn gelieferte Grob- bleche aus Ilsenburg nehmen wiederum von den Häfen in Peine und Salzgitter per Schiff ihre Wege zum Kunden. Auch im Westen und Süden des Landes sind viele Konzernstandorte an das Bundeswasser- straßennetz angeschlossen.
Folglich nutzen die Konzerngesellschaf- ten den Wasserweg auch für den Güter- verkehr untereinander. Die Salzgitter Mannesmann International GmbH (SMID) verschifft Coils zur Salzgitter Mannes- mann Stahlservice GmbH (SMS) nach Karlsruhe. Das dortige Servicecenter liegt im Rheinhafen und erhält Material hauptsächlich aus den Häfen in Antwer- pen, Gent und Bremen. Südlichster Kon- zernstandort ist das Lager Plochingen des Salzgitter Mannesmann Stahlhan- dels. Nur wenige Hundert Meter weiter endet die Wasserstraße – dort ist der Ne- ckar nur noch knietief.
Der Konzern könnte viel mehr Güter per Schiff bewegen, doch neben den bauli- chen Beschränkungen setzt das knappe Angebot an Schiffsraum Grenzen. „Wir erleben spürbare Engpässe bei der Ver- und Entsorgung der Konzerngesellschaf- ten“, sagt Dr. Jürgen Harland, Leiter Logistik und SCM (Supply Chain Manage-
Das Hamburger Hafenterminal „Hansaport“ ist mehrheitlich in Konzernbesitz und gewinnt in der Energiekrise an Bedeutung, da vermehrt Kohle zu den Reservekraftwerken transportiert wird
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ment) bei Salzgitter Flachstahl. „Es gibt ein extremes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, die Reeder kön- nen sich ihre Ladung aussuchen.“ Hinzu kommt, dass Stahl und Schrotte für Bin- nenschiffe eher „unattraktive“ Güter sind, sie fürchten Beschädigungen in den Frachträumen oder den Verlust ihrer Transportgenehmigung für Getreide- und Futtermittel.
„Dabei wünschen unsere Kunden etwa aus den Niederlanden und Ungarn mehr Transporte per Schiff“, berichtet Fabian Gerdes, Leiter Kundenlogistik bei Salz- gitter Flachstahl. Beide Logistik-Exper- ten gehen davon aus, dass der Bedarf für Transporte zunehmen wird, da zum Bei-
spiel der wachsende Schrott-Zulauf ver- mehrt von der Schiene auf das Wasser verlegt werden soll. Auch der Ausbau der Windenergie wird die Nachfrage an Grobblechen aus Ilsenburg und nach Transportkapazitäten erhöhen. „Deshalb hat die Salzgitter Flachstahl bereits 2021 begonnen, drei Schiffe zu chartern, die allein unter unserer Regie eingesetzt werden, und wir so unabhängig von star- ken Schwankungen am Markt und Eng- pässen sind“, sagt Dr. Jürgen Harland. Schließlich soll der Wasserweg in der Circularity-Strategie des Konzerns in Zu- kunft mit eine wichtige Rolle spielen: Binnenschiffe also Stahl zum Kunden und Schrotte wieder zurück zur Stahl- produktion liefern.
Fotos: Carsten Brand, istock©ThomasFluegge






















































































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