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informieren und sie für Stahl als nachhaltigen Bau- stoff sensibilisieren.“ Denn aus deren Sicht ist eine Planung mit Beton nun einmal sehr einfach und al- lenfalls die Schnittstelle zwischen Stahl und Beton eine besondere Herausforderung. Dass hier ein Um- denken stattfindet, könnte ein besseres Marketing für grünen Stahl, aber auch öffentliche Auftrag- geber initiieren. So fordert zum Beispiel die Stadt Hamburg für den Ausbau einer U-Bahnlinie von den Planern die Verwendung CO2-reduzierten Stahls.
Neben der Kundenberatung erachtet Dr. Schmidt eine „Flankierung“ für notwendig und meint damit unter anderem finanzielle Anreize sowie eine politi- sche Regulierung. Der Gebäuderessourcenpass – im Koalitionsvertrag vorgesehen – und das Materialien- Kataster „Madaster“ zur Planung und Nutzung der Gebäude als Rohstoffbanken für künftige Baupro- jekte sind Schritte in eine nachhaltige Bauzukunft. Als Nächstes muss grüner Strom zu Industriestrom- preisen verfügbar sein. Zudem bedarf es objektiver Bewertungsmodelle der Nachhaltigkeit.
Entscheidend hierfür ist eine gültige Umwelt-Pro- duktdeklaration (EPD). Sie gibt dem Kunden den Nachweis für die Nachhaltigkeitsbewertung ihrer Bauwerke. Seit 1. August besitzt die PTG eine solche Deklaration. „Wir gehen davon aus, dass dadurch die Nachfrage nach grünem Stahl sprunghaft steigen wird“, sagt Dr. Schmidt.
Zugleich müssen weitere Hausaufgaben erledigt werden. „Wir sollten auch mehr Transparenz für die Öffentlichkeit schaffen“, sagt Dr. Schmidt und plä- diert unter anderem dafür, klare Zahlen zu kommu- nizieren. So reduziert sich allein durch die Verwen- dung grünen Stroms der CO2-Fußabdruck in der PTG-Produktion um fast 50% (siehe Grafik). Wird der Stahl einmal in den Öfen der Walzwerke nicht mehr durch die Verbrennung von Erdgas, sondern durch Wasserstoff erhitzt, könnte der CO2-Ausstoß noch viel weiter sinken.
Mehr Transparenz schafft auch das neue Marketing- konzept der PTG. Dazu gehört ein Website-Re- launch, der schon begonnen hat, aber noch weiter ausgebaut werden soll, wie Sarah Meier, verant- wortlich für Marketing und Kommunikation, verrät: „In einem zweiten Schritt werden wir die Website komplett überarbeiten und neue Inhalte gezielt für Architekten und Bauherren implementieren.“ Auch soll die Präsenz auf Online-Plattformen wie LinkedIn sowie bei Messen, Podiumsdiskussionen und ande- ren Veranstaltungen verstärkt werden.
Dazu kommen Optimierungen in der Produktion. So hat die PTG ihre Prozesse derart organisiert, dass das Vormaterial vor dem Wiedererwärmen und Wal- zen der Träger weniger abkühlt, was Energie spart. „Auch bei der Lieferantenauswahl achten wir heute auf möglichst geringe CO2-Emissionen, etwa durch kürzere Transportwege“, sagt Dr. Schmidt. Der PTG- Geschäftsführer ist überzeugt: „Schon bald wird sich das momentane Überangebot an grünen Stahl- produkten zu einem Mangel entwickeln.“
Erbaut unter anderem mit Material aus Peine: die Müllverbrennungsanlage Amager Bakke in Kopenhagen, auf deren Dach eine Skipiste angelegt ist
  Schweißen, biegen, bohren und mehr: die Anarbeitung der Mannesmann Stahlhandel GmbH auf dem Werksgelände der Peiner Träger GmbH
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Foto: Carsten Brand Foto: Gunnar Garms

























































































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