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 Hier die Produktion im Berliner Gasturbinenwerk von Siemens Energy
Diesen Rekord wollte der Bloodhound LSR (Bloodhound Land Speed Record) mit einer Kombination von Turbinen- und Raketenantrieb brechen. In der Kon- struktion setzte er auf andere Materiali- en: Die Fahrzeugzelle wurde aus Carbon- faser und Leichtmetallen gebaut. Auch aus diesem Grund, wenn auch nicht allein deshalb, wurde das Projekt viel zu teuer. Kostete der Thrust-Weltrekord 2,5 Mio. Britische Pfund (£), waren beim Blood- hound nach zehn Jahren schon Kosten von rund 60 Mio. £ aufgelaufen. Der Blut- hund kam deshalb nicht vom Fleck, das Projekt ging in Konkurs und sucht derzeit nach einem Investor. Der Langstrecken- rekord wird weiterhin von einem Fahr- zeug mit Stahlrahmen gehalten. Für den Kontakt zur Erde konnte der teure LSR- Renner übrigens dann doch nicht auf den bewährten Werkstoff verzichten, der Bluthund steht auf stählernen Füßen: Die Räder – jedes 95 t schwer – müssen bei 10.000 U/min einer Fliehkraft von 50.000 G standhalten. Das geht nur mit Stahl.
Stahl stellt selbst Weltrekorde auf
Stahl tritt folglich bei sehr vielen Rekor- den als Materiallieferant in Erscheinung. Doch ist er nicht nur Steigbügelhalter, im Gegenteil: Stahl selbst ist ein Welt­ rekordhalter. „Kein anderer technischer Werkstoff wird weltweit in solchen Men- gen produziert wie Stahl, und kaum ein anderer verfügt über so vielfältige nützli- che Eigenschaften“, schreibt die Verlags- gesellschaft „Spektrum der Wissen- schaft“. Zudem sei Stahl „der wichtigste Konstruktionswerkstoff in nahezu allen Bereichen der Technik“.
Kein anderer Werkstoff wird so oft ver- wendet wie Stahl, wobei die Betonung auf dem Wort „verwendet“ liegt. Denn Stahl wird nicht „verbraucht“ wie etwa viele Kunststoffe, sondern stetig wieder- verwendet: Aus altem Stahl lässt sich ohne Qualitätseinbußen beliebig oft neu- er herstellen. Der Werkstoff – und das ist der vielleicht bemerkenswerteste aller Rekorde – ist Recycling-Weltmeister: Er ist nicht nur das weltweit am häufigsten, sondern auch das am meisten recycelte Material. Laut der World Steel Associa- tion wurden im Jahr 2021 weltweit rund 680 Mio. t Stahl recycelt. Die Wirtschafts- vereinigung Stahl meldet, dass dies allein in Deutschland bis zu 20 Mio. t CO2 ein- spart. Grob geschätzt, entstehen aus einer Tonne Stahl nach mehrmaligem Re- cycling vier Tonnen neue Stahlprodukte. Jedes Stahlerzeugnis ist also in ge­ wissem Umfang ein Recyclingprodukt. Wenn das mal nicht auch schon wieder ein Rekord ist ...
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Foto: Liebherr-Werk Ehingen GmbH Foto: Siemens




























































































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