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Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzen- der der Salzgitter AG, allen Beteiligten seine Anerkennung aus: „Dass Mitar- beitende mit eigenen finanziellen Mit- teln in den Klimaschutz ihres Unter- nehmens investieren, ist ein riesiger Vertrauensbeweis und zeigt die enor- me Identifikation mit der KHS. Das Engagement ist vorbildlich und ein tolles Signal für die Zukunft.“
Die Mitarbeitergenossenschaft unter- stützt mit der nachhaltigen Strom- erzeugung künftig nicht nur ihren ei- genen Arbeitgeber beim Klimaschutz, sondern hilft zugleich, das konzern- weite Ziel einer Treibhausgasneutra- lität bis 2045 zu erreichen. Die Salz- gitter AG würdigte das Engagement der KHS-Mitarbeitenden deshalb mit dem ersten Preis in einem internen Wettbewerb um Lösungen zur Ein- sparung von CO2-Emissionen.
Auf diese Aus- zeichnung ist man bei der Genossen- schaft so stolz wie auf die ersten Re- sultate nach Eröff- nung der Anlage Ende September:
In einer Woche Beate Schäfer, produzierte diese Personalge-
täglich mehr als schäftsführerin 2.700 kWh Strom –
so viel, wie ein durchschnittlicher Drei­Personen­Haushalt im Jahr ver- braucht. Dadurch bezieht KHS tags- über teils bis zu 40% weniger Strom aus dem öffentlichen Netz.
Als großen Erfolg wertet dies Perso- nalgeschäftsführerin Beate Schäfer: „Die Produktion von eigenem Strom aus erneuerbaren Energien trägt dazu bei, dass wir uns vom Energiemarkt ein Stück weit unabhängig machen. Dank der Unterstützung leistet dieses Vorzeigeprojekt einen wesentlichen Beitrag, um die Klimaneutralität bis 2035, so das Ziel der Stadt Dortmund, zu erreichen.“
Das große Interesse sowie die erfolg- reiche Umsetzung sollen nun Ansporn und Vorbild für weitere deutsche KHS- Standorte sein. Denn der Beweis für die Machbarkeit eines solchen Pro- jekts wurde jetzt erbracht, wie Bernd Molitor betont: „Wir haben bewiesen, dass eine nachhaltige Energieversor- gung und das Engagement für Klima- schutz durch die eigene Belegschaft funktionieren.“
DAS PATENT-REZEPT
Wie Kerstin Uhde und ihr Team bei Salzgitter Flachstahl technische Innovationen sichern
  Kerstin Uhde braucht einen langen Atem. „Bis ein Patent rechtskräftig erteilt ist, kann es auch einmal bis zu 14 Jahre dau- ern“, erzählt die Leiterin des Bereichs Patente, Bücherei und Normenbüro der Salzgitter Flachstahl GmbH. Hier werden die technischen Schutzrechte der Ge- sellschaft betreut – ein komplexer Pro- zess, der sich bis zur Patenterteilung mehrere Jahre hinziehen kann. Und der durchaus erfolgskritisch ist für das Un- ternehmen, denn schließlich gewährleis- ten Patente den Schutz von kreativen Leistungen in Forschung, Entwicklung und Produktion. Sie räumen exklusive Rechte für deren Nutzung ein und schüt- zen Innovationen vor Nachahmern.
„Langläufer“ unter den Patentrechts- verfahren können dann entstehen, wenn die Salzgitter Flachstahl GmbH oder ihre Wettbewerber Einspruch gegen die Er- teilung eines Patents einlegen. Dann kommt es zu Verhandlungen vor dem deutschen oder dem europäischen Pa- tentamt. Die Gesellschaft beobachtet sehr aufmerksam, welche Patente von Wettbewerbern angemeldet werden.
Kerstin Uhde erklärt die Details: „Ein Kri- terium für eine erfolgreiche Patent- erteilung ist die ,erfinderische Höhe‘ der Innovation, die jeweils individuell vor dem Stand der Technik zu bewerten ist. Das andere Kriterium ist, dass das Pro- dukt oder Verfahren eine wirkliche Neu- erung darstellt. Das heißt, es muss neu gegenüber jeder Vorveröffentlichung sein, egal ob schriftlich, mündlich oder in Form eines bereits in Verkehr gebrach- ten Produkts. Eine Voraussetzung, die wir sehr gründlich prüfen, gerade dann, wenn wir Einspruch gegen Patente von Wettbewerbern erheben.“ Damit soll verhindert werden, dass Wettbewerber Patente auf bereits im Markt präsente Produkte erhalten und einreichende Un- ternehmen so einen unrechtmäßigen Wettbewerbsvorteil erlangen. In diver- sen Fällen konnte das Salzgitter-Team nachweisen, dass bestimmte Stahlgüten bereits zuvor in Produkten verwendet wurden – ein Ausschlusskriterium für die Patenterteilung. Dafür greifen Kerstin Uhde und ihr Team auf eigene Lieferzeug- nisse aus der Historie zurück, aber auch Nachforschungen in großen (Online-)
Kerstin Uhde ist die Expertin für Patentrechts- verfahren bei der Salzgitter Flachstahl
Bibliotheken sind gang und gäbe. Eine Aufgabe also, die viel Recherchearbeit und einen engen Austausch mit ver- schiedenen Fachbereichen erfordert. Weitere Schwerpunkte liegen in der Be- ratung von Fachabteilungen und in der Betreuung des Patentportfolios.
Und wie ist die Maschinenbau-Ingenieu- rin in ihrem juristisch-technischen Ar- beitsgebiet des gewerblichen Rechts- schutzes heimisch geworden? „Interesse an neuen Themengebieten hatte ich schon immer. Mit der Dezentralisierung unserer Schutzrechte Anfang der 2000er­Jahre hat sich diese Möglichkeit ergeben, die ich gerne ergriffen habe“, sagt Kerstin Uhde.
Die Aufgeschlossenheit für neue The- men und ein Blick fürs große Ganze sind es auch, die sie zu ihrem Ehrenamt ge- bracht haben: Kerstin Uhde engagiert sich nebenbei im Vorstand des Deut- schen Ingenieurinnenbunds (dib), einem Berufsverband für Ingenieurinnen, Inge- nieurstudentinnen und Frauen aus tech- nischen Berufen. Im November fand die Jahreskonferenz statt, die sich um die Frage drehte, wie die Energiewende gelingen kann.
An der Arbeit im Salzgitter-Konzern schätzt sie das Betriebsklima: „Der Um- gang ist direkt und herzlich. Ich habe hier immer eine große Offenheit erlebt, ge- paart mit Gestaltungsmöglichkeiten, die es anderswo so wohl nicht gibt.“
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Foto: Carsten Brand















































































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