Page 27 - Salzgitter AG Verantwortung und Perspektiven
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 Statt Kohlendioxid in unterirdische Endlager zu verpressen oder chemisch zu verwerten, will die Salzgitter AG die Entstehung dieses Treibhausgases lieber vermeiden. Ein ambitioniertes Ziel, das mit den Projekten SALCOS® und GrInHy erreicht werden soll
Der überwiegende Teil der Wissen­ schaft sieht einen Zusammenhang zwischen von Menschen verursach­
ten CO2­Emissionen und der globalen Temperaturzunahme. Davon ausgehend formulierte die EU ambitionierte Klimaziele, die sie u.a. durch den Emissionsrechte­ handel erreichen will. Der europäischen Stahlindustrie entstehen daraus zusätzliche Kosten. Schließlich erzeugt die Stahlher­ stellung aus Eisenerz heute prozessbedingt CO2 in einem Maß, das die freie Emissi­ onsrechtezuteilung nicht abdeckt. Folglich müssen auch die technologisch besten Stahlhersteller Emissionsrechte hinzu­ kaufen. Dies bedroht die internationale Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Stahl­ industrie, da weltweit nur wenige stahl­ erzeugende Länder den Klimaschutz so konsequent umsetzen wie die EU – und es auch absehbar nicht tun werden.
Zweifellos wird Stahl in Industrienatio­ nen und Schwellenländern ein unverzicht­ barer Werkstoff bleiben. Das ist aus Sicht des Klimaschutzes gut so – nicht nur, weil Stahl unendlich recycelbar ist: Trotz der Emissionen sparen neue Stahlgüten bei ihrer Anwendung sechsmal mehr CO2 ein, als bei ihrer Produktion entsteht. Zudem ist die Erzeugung erneuerbarer Energien ohne dem in Windkraftanlagen, Wasser­ kraftwerken oder Biogasanlagen verbauten Stahl kaum möglich. Zugleich dient die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Stahl­ industriedemKlimaschutz:Dennverlagerte sich die Stahlproduktion in Regionen, in denen die Reduktion der CO2­Emissionen nicht auf der Agenda steht, wäre dem Klima auch nicht geholfen.
Stahlindustrie und Politik müssen also technische Lösungen zur Reduzierung der CO2­Emissonen finden und politische wie ökonomische Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche und nachhaltige Stahl­ produktion in Europa schaffen.
Damit weniger CO2 in die Atmosphäre gelangt, wollen einige Industrien wie die Energiewirtschaft CO im Erdboden end­
UNSERE VERANTWORTUNG
CO2-VERMEIDUNG
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lagern (Carbon Dioxide Capture and Sto­
rage, CCS). Manche Stahlhersteller versu­ chen auch, CO2 in andere Stoffe chemisch umzuwandeln (Carbon Capture and Usage, CCU). Die Salzgitter AG geht einen dritten Weg: Der Konzern will weniger CO2 erzeugen. Das klingt naheliegend und logisch, ist aber technisch und wirtschaft­ lich ambitioniert. Denn die Entstehung des Gases ist bei der heutigen Stahlherstellung unvermeidbar, die fast nur auf dem Ein­ satz von Kohlenstoff beruht. Die Salzgitter AG aber will ein verändertes Produktions­ verfahren prüfen.
Hierfür initiierte der Konzern das Pro­ jekt SALCOS® (s.u.). Dessen technischer Ansatz zur CO2­Vermeidung beruht im Kern auf dem Direktreduktionsprozess (DRP: Direct Reduction Plant). Was ist damit gemeint? Bei der Stahlerzeugung über die Hochofenroute wird in Europa Eisenerz fast nur mit Kohlenstoff in Form von Koks, Einblaskohle, Kunststoff oder Öl reduziert. Dabei entsteht CO2. Direkt­ reduktionsanlagen verwenden dagegen als Reduktionsmittel neben Kohlenstoff auch erhebliche Mengen Wasserstoff. Dieser wiederum stammt aus Erdgas, dessen Hauptbestandteil Methan (CH4) viel Was­ serstoff enthält. Der reagiert bei der
DAS PROJEKT SALCOS®
SALCOS® steht für „SAlzgitter Low CO2 Steelmaking“. Forscher und Produktionsfachleute des Konzerns kooperieren dabei mit Fraunhofer-Instituten und weiteren Partnern, um durch neue Technologien und deren Einbindung in das integrierte Hüttenwerk die CO2-Bildung weitgehend zu vermeiden.
Die Salzgitter AG nennt diesen Ansatz Carbon Direct Avoidance (CDA) und hat hierfür klare Rahmenbedingungen definiert: Der Standort sowie die Arbeitsplätze sollen erhalten werden, die Rohstahlkapazität bei 5 Mio. t/Jahr bleiben.
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ILLUSTRATION: DEWON VIDEOS
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