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Page 16 - STIL 012 2019
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 TITELGESCHICHTE
 Besserer Stahl durch Wasserstoff
Salzgitter Flachstahl nutzt Wasserstoff seit Jahrzehnten in der Glüherei und den Feuerverzinkungsanlagen zur präzisen Einstellung der Produkteigenschaften
 Was der Mensch zum Atmen braucht, ist nicht immer gut für den Stahl: Luft und Sauerstoff könnten in der Glüherei und den
beiden Feuerverzinkungsanlagen dessen Qualität durch Oxidation beeinträchtigen. Daher kommt bei diesen Produktionsschritten Wasserstoff als Schutzgas zum Einsatz.
Er wird hochkomprimiert und flüssig per Lkw aus Leuna angeliefert und in Salzgitter auf dem Hüttengelände in Flüssiggastanks gelagert, in denen sich sein Volumen nach dem Transport wieder
auf das Zehnfache ausdehnt. Durch die werks- eigenen Versorgungsleitungen strömen monatlich 400.000 m3 des Gases in die Glüherei und die Feuerverzinkungsanlagen 1 und 2. Mit diesem Gasvolumen könnte man pro Monat 160 Mio. Luftballons füllen und in jeder Sekunde des Tages 62 davon gen Himmel steigen lassen.
Jede der zwei Feuerverzinkungsanlagen ver- braucht vom derzeit in Salzgitter genutzten Wasser- stoff je 100.000 m3 monatlich, die Glüherei die andere Hälfte, 200.000 m3. Dort wird heute ein fast zu 100 % reiner Wasserstoff verwendet. Bei dieser
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hohen Sättigung muss das Gas zunächst auf bis zu 10 bar Überdruck komprimiert und dann über eine Druckwechseladsorptionsanlage getrocknet werden. Dagegen ist der Stickstoff in den Feuer- verzinkungsanlagen mit Wasserstoff versetzt – in Anlage 1 mit 20 % und in Anlage 2 mit 5 %.
Durch den Glühprozess erhalten alle Feinbleche und eloverzinkten Bleche ihre gewünschte Qua- lität. Das Erhitzen, Halten der Temperatur und Abkühlen verändert die Struktur des Stahls – man spricht auch vom „Gefüge“ – und verbessert somit dessen Eigenschaften wie Streckgrenze, Zugfestig- keit und Bruchdehnung.
Der Stahl geht auf eine Glühreise
Exakt 81 Glühplätze stehen in der Haubenglüherei für diese Prozedur zur Verfügung. Pro Schicht werden auf acht bis zwölf dieser Sockel jeweils drei bis fünf Coils übereinandergestapelt. Zusammen wiegen sie maximal 100 t und können bis zu 5 m in die Höhe ragen. Dann beginnt die „Glühreise“, wie Fachleute den gesamten Prozess nennen.
Sie dauert 50 bis 80 Stunden.
Betriebsassistent Tobias Langermann (l.) und Betriebsleiter Dr. Jürgen Spehr zwischen den Glühplätzen in der Haubenglüherei
Fotos: Carsten Brand



















































































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