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Page 9 - STIL 4 2019
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 es so drastisch sagen – fahrende Särge. Manche der damaligen Sicherheitsüberlegungen wirken heute geradezu obskur. So konnten Käufer eines Citroën DS zu dieser Zeit nur Kopfstützen für den Beifahrer bestellen – aus Sicherheitsgründen. Der Fahrer sollte sich nicht ausruhen dürfen, weshalb an der Fahrertür auch die Armlehne fehlte. Heute sind Kopfstützen Teil des Sicherheitskonzepts eines jeden Autos und ein schönes Beispiel dafür, wie mithilfe des Werkstoffs Stahl viele Details im Dienst der Sicherheit verbessert oder dem Auto hinzugefügt wurden. Andere Beispiele hierfür sind die deformierbare Lenksäule, die den Fahrer beim Unfall nicht mehr aufspießt, Überrollbügel bei Cabrios, der Seitenaufprallschutz oder die Rohre für Gurtstraffersysteme und Airbags.
Heute sind die Fahrgastzellen nicht nur viel stabiler als noch vor 20 Jahren, die Konstruktion der Karosserien ist auch ausgefeilter, woran die größere Differenzierung verfügbarer Stahlsorten
ihren Anteil hat. Bei einem Crash wird heute die Verformungsenergie entlang exakt berechneter so- genannter Lastpfade geleitet und mittels verschie- dener Stahlsorten, aber auch anderer Werkstoffe wie Aluminium, Stück um Stück abgebaut. Bei der Konstruktion neuer Karosserien berücksichtigen die Hersteller die unterschiedlichen Festigkeiten der Stähle, ihre Verformbarkeit und ihr Energie- aufnahmevermögen – sie sind quasi der Material- kasten, aus denen sich die Entwickler bedienen. Da die Materialeigenschaften exakt bekannt sind, lassen sich gezielt Risse und Brüche entlang der Lastpfade einplanen.
Für die Materialentwickler des Salzgitter-Kon- zerns stellt die Forschung an neuen Stahlsorten daher nur einen Teil der Herausforderung dar. Letztere müssen auch umfangreich dokumentiert werden (siehe nächste Seite) und unterliegen oben- drein sowohl dem Zwang der Wirtschaftlichkeit als auch den Anforderungen der Leichtbauweise.
Crashtest „Groß gegen Klein“. Bei größeren Karosserien ist die „Knautschzone“ weicher ausgelegt als bei kleineren, um bei ungleichen Unfall- gegnern „Kompatibi-
lität“ – so das Fachwort – herzustellen
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Foto: © Daimler AG



























































































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