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Page 15 - STIL 2 2020
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Der Vollsortimenter für die
FEnergie-Zukunft
ür die Ilsenburger Grobblech GmbH (ILG) ist die Windenergiebranche seit Langem ein wichtiger Markt. Die Salzgitter-Tochter be-
gann 1996, Grobbleche in anfangs noch geringen Mengen für den Onshore-Markt zu produzieren. Seit der Etablierung der 350-mm-Bramme im Jahr 2010 und der damit verbundenen Produktion größerer Blechformate hat sich das Geschäft stark erweitert. Insbesondere für den Offshore-Markt waren die dicken Brammen entscheidend, denn nur mit den höheren Stückgewichten konnte die ILG den Bau bestimmter Turmtypen bedienen. Heute entfallen etwa 20 % des ILG-Absatzes auf den Windenergie-Markt, der sich aufgrund der Menge im Standardsegment zu einer wichtigen Säule für das Unternehmen entwickelt hat.
Die Ilsenburger Grobblech GmbH darf sich als Vollsortimenter in Sachen Windkraft bezeichnen, was europaweit sonst nur ein einziger anderer Anbieter von sich behaupten kann.
Das Unternehmen fertigt auf CNC-gesteuerten (Computerized Numerical Control) Autogen- brennschneidmaschinen mit Dreibrenneraggre- gaten (DAFL) Formzuschnitte nach Kundenvor- gaben – ob Rechteck oder Konus, ob mit oder ohne Schweißnahtvorbereitung. Dienstleistungen wie das Zuschneiden und die Schweißnahtvorbe- reitungen entwickeln sich im Moment allerdings rückläufig, da viele Kunden hierfür inzwischen eigene Kapazitäten aufgebaut haben.
Grobblech-Lieferant für viele bekannte Windkraftprojekte
Schon bei vielen europäischen Windparks wurde Stahl aus Ilsenburg verbaut. Für den Offshore- Windpark „Meerwind“ lieferte die ILG z. B. den gesamten Grobblech-Bedarf – insgesamt 85.000 t. Davon wurden rund 70.000 t Stahl für die Fer- tigung der 80 Monopiles und der Transition
Pieces benötigt – dies sind die Verankerungen im Meeresboden und die Übergangsstücke, auf die die Windtürme aufgesetzt werden. Die restlichen 15.000 t wurden für die Windtürme selbst verwen- det. Die Windparks „Meerwind 1 und 2“ produ- zieren vor Helgoland seit 2014 Strom für rund 360.000 Haushalte.
Die ILG kann auf viele weitere solcher Referenz- projekte verweisen: Die Salzgitter-Tochter lieferte circa 47.900 t Grobbleche für „Nordsee One“ – einem Offshore-Windpark mit 54 Anlagen vor den ostfriesischen Inseln. Etwa 14 km südwestlich der größten englischen Insel in der Irischen See, Wal- ney Island, wurde der Windpark „West of Duddon Sands“ errichtet. Für dessen Bau produzierte die ILG rund 22.000 t Grobblech der Güte S355ML. Die Eigengewichte der im Durchmesser 5 bis 6 m
starken Monopiles und Transition Pieces liegen zwischen 334 t und 516 t.
Darüber hinaus lieferte die Salzgitter-Tochter Material für die Offshore-Projekte „Hywind“ mit dessen schwimmenden Windkraftanlagen vor der schottischen Küste, „Baltic 1 und 2“ in der Ostsee sowie die im August 2019 in Betrieb gegangene dritte Ausbaustufe der Anlage „Horns Rev“, des ersten in der Nordsee errichteten Windparks überhaupt. Aktuell bedient das Unternehmen u. a. Aufträge über 35.000 t für das Offshore-Projekt „East Anglia One“ in Spanien und 47.000 t für Windparks in den USA und Kanada.
„Die Windenergiebranche ist eine wichtige wirtschaftliche Säule der Ilsenburger Grobblech GmbH. Unser Unternehmen ist einer der wenigen Vollsortimenter in diesem Bereich in Europa.
Diese Position wollen wir ausbauen.“
Erreicht wurde diese Marktpräsenz nur durch die Stärke des Konzernverbundes und die Zusammen- arbeit mit anderen Geschäftsbereichen. Wesent- lich ist etwa bei der Produktion von mehr als 3.500 mm breiten Blechen die Zusammenarbeit mit der Salzgitter Mannesmann Grobblech GmbH in Mülheim an der Ruhr. Diese Produkte sind
u. a. für Jacket-Konstruktionen unverzichtbar und für einen Produzenten wie die ILG lebens- wichtig, will sie dem Wunsch der Kunden nach einem Vollsortimenter gerecht werden – zumal auch der Onshore-Markt immer höhere Stück- gewichte nachfragt. Darüber hinaus ist der Salzgitter Stahlhandel ein wichtiger Vertriebs- partner und Bindeglied zur Windenergie- industrie.
Wichtig ist es allerdings, dass sich die Ilsen- burger Grobblech GmbH für die schon jetzt ab- sehbaren Herausforderungen der nahen Zukunft rüstet. So schrumpft insbesondere in Deutschland die Onshore-Windindustrie, wovon die verschie- denen Insolvenzen im vergangenen Jahr künden. Die noch bestehenden Unternehmen haben ihre Produktionskapazitäten massiv gesenkt – teil- weise um mehr als 50 %. Dazu kommt die starke Konkurrenz aus Fernost, aber auch innerhalb Europas. So konnte sich die Iberische Halbinsel dank ihrer vielen Häfen und der niedrigeren Löhne als Hauptlieferant für Europa durchsetzen. Die ILG begegnet diesen Herausforderungen mit einem breiten Lieferangebot sowie mit Inno- vationsfreude, Produktqualität und der Fähigkeit, sich ganz auf die individuellen Wünsche der Kunden einstellen zu können.
Dr. Sebastian Bross, Geschäftsbereichsleiter Grobblech/Profilstahl, Vorsitzender der ILG-Geschäftsführung
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