zurück

Page 8 - STIL 2 2020
P. 8
Vorschaubild

DIndustrie braucht Rückenwind
ie Salzgitter AG strebt wie andere Unter- Daraus lassen sich
nehmen der Branche bis zum Jahr 2050 zwei Aussagen ab-
eine nahezu CO -neutrale Primärstahl- leiten: In den erneu- 2
erzeugung an. Die Verfahren und Technologien erbaren Energien
                                                                     hierfür gehen allerdings einher mit einem deutlich höheren Stromverbrauch. Die Denkfabrik „Agora Energiewende“ berechnete einen etwa 10-fach höheren Bedarf im Vergleich zur konventionellen Primärstahlherstellung über die Hochofen-Kon- verter-Route.
Die Berechnung basiert auf einer Stahlproduk- tion mit Direktreduktionsanlagen unter aus- schließlicher Verwendung von Wasserstoff, der per Elektrolyse gewonnen wird. Das ist exakt das Ver- fahren, das der Salzgitter-Konzern im Zuge seines SALCOS®-Projekts verwirklichen möchte (siehe nächste Seite) und womit Salzgitter Vorreiter in der Stahlbranche ist. Patrick Graichen, Direktor der Denkfabrik, sagte dazu in einem gemeinsam mit dem Salzgitter-Vorstandschef Prof. Heinz
Jörg Fuhrmann geführten Interview der Zeitung „Welt“: „Wenn wir die heutigen Hochofenkapazi- täten auf Wasserstoffdirektreduktion umstellen, ergibt sich ein Strombedarf von mehr als 100 TWh allein für den Stahlsektor – mehr als die heutige Stromerzeugung von Bayern.“ Dass dieser Strom nur aus erneuerbaren Energien wie der Windkraft stammen darf, steht außer Zweifel. Die Frage, in- wieweit das realistisch sei, beantwortet Prof. Heinz Jörg Fuhrmann im Interview mit Entschlossenheit: „Das ist realistisch, weil es schlichtweg realistisch sein muss. Denn wenn wir das nicht schaffen, dann bekommen wir die ganze Dekarbonisierung inklusive Energiewende nicht hin.“
und im Ausbau der
Windkraftanlagen liegt
ein Schlüssel für die
Zukunft der Stahlin-
dustrie in Deutschland.
Zweitens ist der Wille
umzustellen und zu
hohen Investitionen
aufseiten der Salzgit-
ter AG und anderer
Stahlproduzenten vor-
handen – im Rahmen
ihrer Möglichkeiten.
Dr. Martin Theuringer,
Geschäftsführer der
Wirtschaftsvereinigung
Stahl, bringt es in seinem Kommentar zur Agora- Analyse auf den Punkt: „Um die erheblichen Reinvestitionen für einen Technologiewechsel zu nutzen und erste Emissionseinsparungen vor
2030 zu tätigen, brauchen die Unternehmen glaub- würdige Signale vonseiten der Politik, um Inves- titionsentscheidungen zeitnah treffen zu können.“ Zugleich bedarf auch die energiewirtschaftliche Infrastruktur hoher Investitionen. Es müssen Elektrolysekapazitäten hergestellt, Strom- und Gasnetze ausgebaut und Transportmöglichkeiten für Wasserstoff geschaffen werden. Mit anderen Worten: Die Stahlindustrie braucht die Politik
als Partner.
                                     30.925 Windkraftanlagen
           ...mit Netzeinspeisung (61,4 GW) waren Ende 2019 in Deutschland in Betrieb, davon 29.456 onshore (53,9 GW) und 1.469 offshore (7,5 GW)
         Daten-Quellen: Global Wind Report 2019, Statistisches Bundesamt, Deutsche WindGuard, windfakten.at
26%
... beträgt der Anteil des Landes Niedersachsen an der deutschen Windener- gieerzeugung (nach GW): Bestwert vor Schleswig- Holstein (14,3 %) und Brandenburg (11,9 %)
 8 STIL


































































zurück    6   7   8   9   10    weiter

 

 

 

 

 

weiter