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Page 9 - STIL 2 2020
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Die Politik bleibt gefordert
er Umbau der Stahlherstellung wird Unvereinbar mit den Klimazielen ist nach teuer. Prof. Heinz Jörg Fuhrmann rechnet Expertenmeinung zudem die Abstandsregelung vor: „Allein die Salzgitter AG würde die für Windkraftanlagen. Immerhin gibt es Pläne im
vollständige Umstellung auf die wasserstoffbasier- Bundeswirtschaftsministerium, den Ländern und
      te Direktreduktion etwa 3 Mrd. € kosten.“ Ohne Förderungen ist das nicht zu leisten, auch wenn die Strukturhilfen im Zuge des Kohleausstiegs und die Kosten durch die Covid-19-Krise die Haushalte belasten. Sonst steht die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Stahlindustrie auf
dem Spiel. Die Politik muss folglich handeln und neben ausreichender Transformationsanreize und einer Anschubfinanzierung vor allem auch die EEG-Abgabe überdenken, sonst wird die Wind- energie und damit die Dekarbonisierung der Stahlindustrie unbezahlbar.
DBürgerwille und -unwille
er Klimawandel rückte im vergangenen gebaut wurden, werden derzeit 28 der 213 neu Jahr in der öffentlichen Wahrnehmung in genehmigten Vorhaben beklagt. Der Widerstand den Vordergrund: In Umfragen nannten gegen die über Land führenden Stromtrassen blo-
die Deutschen 2019 Klimaschutz und Energie- ckiert die Energiewende zusätzlich. Es dürfen sich
wende erstmals seit 2000 wieder als wichtigstes Thema. Die Forderung nach einer CO2-neutralen Zukunft geht aber leider nicht einher mit der Bereitschaft, dafür einen angemessen Beitrag
zu leisten, worunter vor allem der Zubau von Onshore-Windkraftanlagen leidet. Es mangelt an Flächen und Genehmigungen, weil Einsprüche und Klagen Neubauten verzögern. In Branden- burg, wo 2019 die meisten Windkraftanlagen
folglich nicht nur Industrie und Politik, sondern auch wir alle zum Nachdenken aufgefordert füh- len – und zum Wandel vom Wut- zum Mutbürger. Jeder muss sich hinterfragen – und sei es am Ende aus eigennützigen Motiven: Durch die Flaute beim Ausbau der Windkraftanlagen sind nach Schät- zungen des Bundesverbandes Windenergie in den vergangenen drei Jahren schon 40.000 Arbeits- plätze verloren gegangen.
... kann man mit dem Strom zum Kochen bringen, den ein Windrad je Stunde erzeugt
Kommunen die Aufhebung der 1.000-m-Grenze zu ermöglichen. Trotzdem hegt Agora-Direktor Patrick Graichen Zweifel am Gestaltungswillen der Regierenden: „Ich habe leider nicht das Ge- fühl, dass die Politik die Größe der Herausforde- rung annimmt und sie gegenüber der Bevölkerung auch kommuniziert.“ Das sieht Prof. Heinz Jörg Fuhrmann im gemeinsamen Interview mit der „Welt“ genauso: „Energiewende und Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Das gehört zu den Wahrheiten, die Politiker der Bevölkerung endlich auch zumuten müssen.“
   Schwertransport: Begegnet man einem Rotorblatt auf der Autobahn, bekommt man einen Eindruck von den Dimensionen einer Windkraftanlage
100 °C
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Foto: ©Reinhard Tiburzy – stock.adobe.com
15.000
Liter Wasser
















































































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