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Page 20 - Best of 2019
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 Besserer Stahl durch Wasserstoff
Salzgitter Flachstahl nutzt Wasserstoff seit Jahrzehnten in der Glüherei und den Feuerverzinkungsanlagen zur präzisen Einstellung der Produkteigenschaften
 Luft und Sauerstoff beeinträchtigen in der Glüherei und den beiden Feuerver- zinkungsanlagen die Qualität des Stahls durch Oxidation. Daher wird bei diesen
Produktionsschritten Wasserstoff als Schutzgas eingesetzt. Die Glüherei und die Feuerverzin- kungsanlagen 1 und 2 benötigen monatlich 400.000 m3 des Gases.
Jede der zwei Feuerverzinkungsanlagen ver- braucht 100.000 m3 monatlich, die Glüherei 200.000 m3. Dort wird heute ein fast zu 100 % reiner Wasserstoff verwendet. Bei dieser hohen Sättigung muss das Gas zunächst auf bis zu 10 bar Überdruck komprimiert und dann getrocknet werden. Dagegen ist der Stickstoff in den Feuer- verzinkungsanlagen mit Wasserstoff versetzt – in Anlage 1 mit 20 % und in Anlage 2 mit 5 %. Durch den Glühprozess erhalten alle Feinbleche und eloverzinkten Bleche ihre gewünschte Qualität. Das Erhitzen, Halten der Temperatur und Abküh- len verbessern die Eigenschaften des Strahls wie Streckgrenze, Zugfestigkeit und Bruchdehnung.
Für diese Prozedur stehen in der Haubenglü- herei 81 Glühplätze zur Verfügung. Pro Schicht
werden auf acht bis zwölf davon je drei bis fünf Coils aufeinandergestapelt. Die wiegen zusammen maximal 100 t und können bis zu 5 m in die Höhe ragen. Dann beginnt die „Glühreise“, wie Fachleute den Prozess nennen. Sie dauert 50 bis 80 Stunden.
Zu Beginn der Reise stülpt ein Kran eine Schutzhaube aus Edelstahl über den Coilstapel. Dann flutet Stickstoff den Innenraum, um den Sauerstoff wegzuspülen. Anschließend wird über die Schutzhaube eine Heizhaube gesetzt und zwölf Erdgasbrenner heizen den Raum zwischen den beiden Hauben auf. Im gleichen Moment strömt Wasserstoff in die Schutzhaube und verdrängt den Stickstoff. Da die Wasserstoffmoleküle sehr klein sind, gelangen sie selbst in den aufgehaspelten Coils zwischen die Stahlblechwicklungen.
Der Wasserstoff erfüllt zwei Aufgaben, die Dr. Jürgen Spehr, Betriebsleiter Glüherei und Dressier- straße so erklärt: „Es ist erstens ein hervorragender Wärmeleiter und führt die Hitze aus der äußeren Heizhaube entsprechend gut zum Coilstapel. Zwei- tens beseitigt es die Walzöle auf dem Material. Sie verbrennen bei 200 bis 500 °C – die Temperatur in der Glühhaube liegt zwischen 670 und 720 °C.“
Betriebsassistent Tobias Langermann (l.) und Betriebsleiter Dr. Jürgen Spehr zwischen den Glühplätzen in der Haubenglüherei
20 WASSERSTOFF
Fotos: Carsten Brand























































































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