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Page 12 - STIL 3 2021
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 Prozesskette im Millisekunden-Takt Messwerte, die mithilfe von mehr als 2.000 Servern je nach Anwendungsfall aufbereitet, analysiert, visuali- siert, weiterverarbeitet und gespeichert werden. Die zustandsbezogene Instandhaltung beruht folglich auf Messdaten und deren Auswertung,
die konkrete Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit einer kommenden Störung liefern. Im Gegensatz dazu basiert die vorbeugende Instandhaltung auf einem festgelegten Fahrplan mit zeitlich vorge- schriebenen Wartungsintervallen, die auch ohne Anzeichen für mögliche Störwahrscheinlichkeiten durchzuführen sind. Sie findet insbesondere bei Engpassaggregaten statt, deren Ausfall die Prozess- kette der Produktion unterbrechen könnte. Hierbei ist nicht nur ein ausreichendes Fachwissen über den technischen Zustand der Anlagen gefragt,
es müssen auch die Kunden-, Produktions- und Reserveteil-Logistik berücksichtigt werden, was an die Instandhaltung hohe Anforderungen stellt – sowohl technisch-fachlich als auch organisatorisch und betriebswirtschaftlich: Fachpersonal muss verfügbar sein, das benötigte Ersatzteil ebenfalls, und schließlich sollen alle Kunden trotz des geplanten Produktionsstillstandes pünktlich ihr Material erhalten.
Digitale Werkzeuge und Hilfsmittel
Um alle diese Vorgänge und Faktoren zu kon- trollieren und zu steuern, nutzen die Fachleute der Instandhaltung bei ihren Entscheidungen digitale Werkzeuge und Hilfsmittel. Die Einsätze des Fach- personals planen sie mithilfe eines digitalen Kapa- zitätsleitstandes, Reparaturmaßnahmen bereiten sie im SAP-System vor, und Fremdfirmeneinsätze werden in digitalen Workflows abgerechnet. Die Salzgitter Flachstahl GmbH hat für ihre Anlagen- technik sogar eine eigene App entwickelt, um Wartungsabläufe zu digitalisieren (siehe S. 11). Noch deutlicher offenbart sich der Nutzen der Digitalisierung für die Instandhaltung in der „VR-Cave“ des Salzgitter-Konzerns. In diesem
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speziellen Raum lässt sich eine virtuelle Realität auf die Rundum-Leinwand projizieren und so
die Wahrnehmung einer zwar künstlichen, aber realitätsnahen Umgebung herstellen: Dort sieht, erlebt und testet man Dinge, die es noch gar nicht gibt. „Wir können hier 3D-Modelle aller Aggregate bis hin zu einer einzelnen Schraube visualisieren“, berichtet Peter Sieland, Salzgitter Flachstahl und Leiter Digitale Fabrik.
Bewährt hat sich die Cave zum Beispiel bei Neu- und Umbauten von Anlagen: Tritt in der Simulation ein Problem zutage, zum Beispiel weil ein bestimmter Bereich für einen Kranfahrer nicht einsehbar ist oder für die Instandhaltung nicht ge- nügend Platz bleibt, um im Zuge der Wartung eine Pumpe oder ein Ventil auszutauschen, kann die Planung korrigiert werden. „Man kann sich leicht ausrechnen, wie viel Geld das spart, wenn man solche Probleme schon in der Konstruktionsphase ausräumt und nicht erst später, wenn die Anlagen bereits stehen und ein Umbau oder Verzögerun- gen Kosten verursachen“, sagt Gerd Baresch und fügt hinzu: „Nicht zu vergessen, dient die digitale Virtualisierung auch dem Training.“ Man könnte also sagen: Die Cave ist eine Art Flugsimulator für Instandhalter.
Katharina Lübke, Fachingenieurin 3D- Planung, in der Cave
 Auf dem Hüttengelän- de hat sich das Fahrrad als Einsatzfahrzeug bewährt: ein Instand- halter mit seinem Dienstfahrzeug
Fotos: Carsten Brand























































































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