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Page 13 - STIL 3 2021
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 Gerd Baresch schätzt die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die gute Kommunikati- on mit der Produktion im Hüttenwerk
STIL Herr Baresch, welche besonderen Eigenschaf- ten zeichnen Ihre Mitarbeiter aus?
Gerd Baresch Instandhalter sind Teamspieler. Sie müssen gut und klar kommunizieren, um interdis- ziplinär Lösungen zu finden. Also über elektrische, mechanische, verfahrenstechnische, aber auch medientechnische Kenntnisse verfügen und diese anwenden. Dies unter oft schwierigen und unvor- hersehbaren Bedingungen wie etwa jetzt während der Corona-Pandemie. Instandhaltung geht nicht im Homeoffice, da müssen Sie vor Ort sein. Für das, was unser Team da leistet, kann ich allen Mitarbei- tern nur meinen besonderen Dank aussprechen.
STIL Erinnern Sie sich an einen einzelnen Fall, bei dem schnelles, beherztes Handeln gefragt war? Gerd Baresch Bei einer Havarie in der Feuerver- zinkungsanlage war flüssiges Zink ausgelaufen und hatte 750 Kabel verbrannt. Sofort haben wir alle verfügbaren Kräfte zusammengezogen und gemein-
sam den Schaden schnell behoben, da wurde uns von allen Seiten unkompli- ziert geholfen. Das Wichtigste: Es war keine Person zu Schaden gekommen.
STIL Ihre Mitarbeiter müssen im Notfall also auch den Feuerwehrmann spielen können?
Gerd Baresch Ja, schon. Aber wer eine große Bühne sucht, um als Red Adair große Brände zu löschen, ist nicht automatisch der beste Instandhalter. Das ist der, bei dem keine Brände auftreten!
STIL Wie weit lassen sich Abläufe in der Instand- haltung automatisieren?
Gerd Baresch Den automatisierten Instandhalter gibt es Gott sei Dank noch nicht, und das wird meiner Meinung nach auch so bleiben. Aber der Automatisierungsgrad unserer Anlagen steigt ständig, Sensoren sind über die Cloud vernetzt. Und gleichzeitig gibt es vereinzelt noch Uralt-Technik vom Relais bis zum Druckluft-Schalter. All das müs- sen unsere Team-Mitarbeiter beherrschen!
STIL Inwieweit hat die Digitalisierung Ihre Arbeit verändert?
Gerd Baresch Die letzten Jahre haben mehrere Entwicklungen beschleunigt. Für unsere Instandhal- ter ist heute das Arbeiten mit dem SAP-PM-System, mit Smartphone und Tablet völlig normal. Das schafft eine durchgängige Transparenz über unsere Prozesse und Anlagen vom online dokumentier-
ten Wartungsgang und dem Foto vom undichten Flansch über den Reserveteiltransport zur Anlage bis zur Abrechnung der Reparaturleistung in den Kosten der Anlagentechnik.
STIL Die Digitalisierung hat also vieles verbessert? Gerd Baresch Auf jeden Fall und zum Glück. Denn bezüglich der Anlagenverfügbarkeit steigen die An- forderungen ständig. Einerseits führt die Vertiefung unserer Wertschöpfungskette zu immer engeren Verkettungen im Stofffluss und damit zu steigenden Verfügbarkeitsanforderungen der Anlagen. Ande- rerseits hat SZFG ein besonders breites Kunden- und Produktportfolio. Die Anlagen müssen sehr oft umgestellt werden und immer alle Betriebsmodi und Aggregate zur Verfügung stehen. Auch das gehört zu den Aufgaben der Instandhaltung.
STIL Welche Rolle spielt die Instandhaltung noch? Gerd Baresch Sie ist neben der Produktion der Partner bei der Planung neuer Anlagen, der den Prozess, die technischen Gegebenheiten und Rand- bedingungen und den Stand der Technik jenseits unserer Werksgrenzen am besten kennt. Daher ist der Beitrag der Instandhaltung entscheidend für den Projekterfolg und den nachhaltig effizienten Betrieb einer neuen Anlage nach der Projektphase.
STIL Wie ist die Kommunikation zwischen Produk- tion und Instandhaltungsmanagement gestaltet? Gerd Baresch Wir arbeiten Hand in Hand, von den Teams auf dem Hüttenflur über die verschiedenen Besprechungsformate, die elektronischen Schich- tenbücher, Störmeldesysteme und die Experten- netzwerke bis in die Managementebene, auf der in Wochen- und Monatsgesprächen die vielfältigen Themen behandelt werden. Und dank Webkonfe- renzen sowie anderer elektronischer Kommunikati- onswege wird die Kommunikation noch intensiver und, wenn man es richtig macht, auch effizienter.
STIL Welche sind die sensibelsten Bereiche im „Organismus“ des Hüttenwerks?
Gerd Baresch Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Besonders sensibel bezüglich Gefahren sind sicherlich die Bereiche mit Kohlenmonoxid- Gas in den Prozessen und die Heiß-Bereiche, also vom Hochofen über das Stahlwerk bis zur Warm- breitbandstraße. Sensibel aufgrund der Produkti- onsleistung und besonders wichtig für das Unter- nehmensergebnis sind die Engpassaggregate wie Warmbreitbandstraße und die Feuerverzinkungen. Sensibel und kritisch für die Qualität, die zum Kun- den geht, sind die ausliefernden Betriebe, zumeist aus den Bereichen Warmflach und Kaltflach.
STIL Was ist ein kritisches Aggregat?
Gerd Baresch Das kann alles Mögliche sein. Wenn die kleine Prüfmaschine im Keller des Werkstoffzen- trums oder der eine wichtige Verladekran oder die Lkw-Waage am Tor 6 nicht funktionieren, dann sind diese ganz plötzlich die sensibelsten und kritischsten Aggregate der ganzen Hütte!
„Instandhalter sind Teamspieler“
Gerd Baresch, Werksbereichsleiter für den Technischen Service, im Interview
STIL 13
Foto: Carsten Brand












































































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