Politischer Dialog
Volatile Energie- und Rohstoffkosten, vulnerable Lieferketten sowie ein verstärkter wirtschaftlich-technologischer Wettbewerb sind auch die Folgen neuer geopolitischer Unsicherheiten. Multilaterale Vereinbarungen und Institutionen werden – vor dem Hintergrund zunehmender protektionistischer Maßnahmen im (Stahl-)Außenhandel – verstärkt infrage gestellt. Fehlende oder unterschiedliche weltweite Standards auf zahlreichen Politikfeldern, zum Beispiel der Umwelt-, Klima- und Energie- sowie Sozialpolitik, sind Ursache erheblicher Wettbewerbsverzerrungen. Wir setzen uns deshalb gegenüber politischen Entscheidungsträgern für ein internationales „Level Playing Field“ in Zeiten der Transformation ein, das der deutschen Industrie faire Produktions- und Standortbedingungen sichert.
Dazu verfolgen wir systematisch den politischen Diskurs, halten Kontakt zu relevanten politischen Institutionen und bringen unsere Expertise in politische Prozesse ein. Im Dialog mit kommunalen, regionalen, nationalen und europäischen Akteuren setzen wir auf präzise Informationen und eine glaubwürdige, transparente Kommunikation. Es ist unsere erklärte Unternehmenspolitik, keinerlei Spenden oder Zahlungen an politische Parteien zu leisten. Wir sehen uns zu politischer Neutralität verpflichtet und pflegen den Dialog mit allen Parteien des demokratischen Spektrums.
Eine Überwachung konzernrelevanter Themen durch politisches Monitoring ist Grundlage für eine effektive Mitgestaltung der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen: Gesetzesvorhaben werden maßgeblich auf europäischer Ebene gestaltet. Dem frühzeitigen Erkennen politischer Vorhaben, die die Konzernaktivitäten oder das unternehmerische Umfeld (un-)mittelbar beeinflussen, kommt entscheidende Bedeutung zu. Um unsere Tätigkeiten in diesem Aufgabenfeld und die politische Interessenvertretung des Konzerns zu intensivieren, verfügt der Salzgitter-Konzern über eigene Büros in Brüssel und Berlin. Vor dem Hintergrund politischer Aktivitäten in Brüssel ist die Salzgitter AG seit 2014 im öffentlichen Transparenzregister der EU registriert. Interessierte können hier Einblick in die aufgewendeten Mittel und Ressourcen der politischen Arbeit auf europäischer Ebene erhalten. Zum 1. Januar 2022 wurde auch auf Bundesebene ein öffentliches Transparenzregister eingeführt. Die Eintragungen der Salzgitter AG in das Lobby-Register werden regelmäßig aktualisiert.
Zu den wesentlichen vom Konzern aktiv begleiteten politischen Themen der vergangenen Jahre gehörten neben der Energie-, Umwelt- und Klimaschutzpolitik (wie etwa die Umsetzungsrechtsakte zum EU-Emissionshandel ab 2026, der EU-Grenzausgleichmechanismus CBAM, Grüne Leitmärkte, die Ökodesign-Verordnung) besonders die Handelspolitik (Global Arrangement on Sustainable Steel and Aluminium, EU-Handelsschutzverfahren und -instrumente, speziell EU-Safeguards ), die Industriepolitik (Green Deal Industrial Plan), die EU-Forschungs- und -Innovationspolitik (zum Beispiel der ETS-Innovationsfonds, Important Projects of Common European Interest), das EU-Beihilfenregime sowie die Arbeits- und Sozialpolitik.
Zur Verfolgung der Gesetzgebungsverfahren und für die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft arbeitet der Salzgitter-Konzern seit Jahren als Know-how-Träger mit Verbänden und branchenübergreifenden Initiativen vertrauensvoll zusammen. Konzernvertreter sind in politischen (Dach-)Verbänden sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene tätig. Zu den wichtigsten zählen der Bundesverband der Deutschen Industrie, der Unternehmerverband Niedersachsen, der europäische Stahldachverband Eurofer, die Wirtschaftsvereinigung Stahl sowie der europäische Wasserstoffverband Hydrogen Europe und der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV). Grundlage jeder Verbandsarbeit ist ein den rechtlichen Vorgaben entsprechendes Regelwerk zur Compliance-Organisation und Einhaltung rechtskonformen Verhaltens. Über die Verbandstätigkeit hinaus ist die Salzgitter AG in beratenden Gruppen der öffentlichen Hand oder der EU aktiv. Gerade in Niedersachsen haben Regierungskommissionen zu wichtigen umwelt- und energiepolitischen Fragen eine lange Tradition. Experten der Salzgitter AG sind regelmäßig in diesen Beratungsgremien der Landesregierung wie den ihnen zugeordneten Arbeitskreisen vertreten.
Auch an dem von der Europäischen Kommission eingerichteten „Sozialen Dialog Stahl“ beteiligt sich die Salzgitter AG. Des Weiteren nehmen Vertreter des Unternehmens an Sachverständigen- und Expertengruppen der Europäischen Kommission wie der RFCS – Steel Advisory Group (SAG) teil. Darüber hinaus ist die Salzgitter AG regelmäßig Teil der deutschen Delegation im OECD-Stahlausschuss.
SALCOS® - Wir machen Stahl grün
Mit SALCOS® haben wir gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung die Grundlagen für eine nahezu CO2-freie Stahlproduktion geschaffen.
Zentrale Elemente des Konzepts sind Strom aus erneuerbaren Quellen und dessen Einsatz in der Produktion von Wasserstoff mittels Elektrolyse. Dieser grüne Wasserstoff wird die Kohle ersetzen, die wir derzeit im konventionellen Hochofenprozess verwenden. Möglich wird dies mithilfe sogenannter Direktreduktionsanlagen, in denen Eisenerz durch Wasserstoff direkt im festen Zustand zu Eisen reduziert wird. Bei dieser Technologie wird an Stelle von CO2 Wasserdampf emittiert.
Unser Programm SALCOS® verfolgt damit den Carbon Direct Avoidance Ansatz, der dafür steht, die Entstehung von CO2 in der Stahlerzeugung von Beginn an zu vermeiden. Insgesamt können wir mit unserem Ansatz den CO2-Ausstoß bei der Stahlherstellung um über 95 % senken.