1. Quartal 2009: Schwierige Wirtschaftslage und bilanzielle Maßnahmen beeinflussen Resultate des 1. Quartals

14.05.2009 | Salzgitter AG


1. Quartal 2009: Schwierige Wirtschaftslage und bilanzielle Maßnahmen beeinflussen Resultate des 1. Quartals

Der Salzgitter-Konzern stand im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2009 unter dem Eindruck rezessiver Geschäftsentwicklungen mit Schwerpunkt in den Bereichen Stahl, Handel und Technologie. Hingegen trugen das anhaltend positive Ergebnis des Röhrenbereichs und die Erträge der Aurubis AG-Beteiligung sowie aus Finanzanlagen erheblich zu einer Stabilisierung bei. Mit Blick auf die Erlösentwicklung in den Walzstahlmärkten und bereits eingetretene sowie absehbare Rohstoffpreisrückgänge wurden im Berichtszeitraum erneut bilanzielle Wertanpassungen für Vorräte vorgenommen, sodass der Konzern nunmehr frei von stillen Lasten aus der Bestandsbewertung ist.

Der Konzern-Außenumsatz ging um 24 % auf 2.194,7 Mio. € zurück (1. Quartal 2008: 2.901,1 Mio. €), was auf die deutlich reduzierten Geschäftsaktivitäten aller Segmente mit Ausnahme des Röhrenbereichs zurückzuführen ist. Der Salzgitter-Konzern schloss das erste Quartal mit 98,3 Mio. € Vorsteuerverlust ab (1. Quartal 2008: +291,9 Mio. €). In diesem Resultat sind rund 100 Mio. € bilanzielle Anpassungen von Vorratsbewertungen im Unternehmensbereich Stahl enthalten. Ferner wurden erstmalig sehr erfreuliche 23,7 Mio € Nachsteuerertrag der at equity einbezogenen 23 %-Beteiligung an dem führenden europäischen Kupferhersteller Aurubis AG verbucht. Das Nachsteuerergebnis rangierte bei −74,1 Mio. € (1. Quartal 2008: +194,9 Mio. €) und das Ergebnis je Aktie betrug somit −1,38 €. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE) aus industriellem Geschäft war negativ (−11,3 %; 1. Quartal 2008: 37,9 %), unter Einbeziehung der 1,3 Milliarden Euro liquider Mittel errechneten sich −7,7 % (1. Quartal 2008: 22,4%).

Während des Berichtszeitraums hat die weltweite Rezession den Unternehmensbereich Stahl am härtesten getroffen. So erreichte die Auslastung der Werke Salzgitter und Peine nur rund 50% der vorhandenen Kapazitäten. Die Situation des Grobblechbereichs, die zunächst noch zufriedenstellend gewesen war, verschlechterte sich ebenfalls zusehends, sodass auch hier ab März keine auskömmliche Beschäftigung mehr vorlag. Zugleich verfielen die Spotmarktpreise für einen Großteil der Stahlprodukte rapide. Der Außenumsatz ging dementsprechend auf 427,7 Mio. € zurück (−45 %; 1. Quartal 2008: 782,1 Mio. €). Aktuell fallende Rohstoffpreise schlugen sich zwar aufgrund hoher, noch zu Vorjahrespreisen beschaffter Bestände nur unwesentlich in den laufenden Ergebnissen nieder, veranlassten uns aber zu 100 Mio. € Vorratsabwertung. Damit dürften nach dem Stand der gegenwärtigen Erkenntnisse nunmehr alle wesentlichen Negativeinflüsse aus Lagerbestandsbewertungen des Stahlbereichs eskomptiert sein. Unter Einbezug dessen kam das Vorsteuerresultat bei −129,7 Mio. € aus (1. Quartal 2008: +172,5 Mio. €).

Auch der Außenumsatz des Unternehmensbereichs Handel, der mit 926,9 Mio. € deutlich unter dem Vorjahreswert (1. Quartal 2008: 1.154,3 Mio. €) blieb, spiegelte die schwierige Geschäftslage wider. Bei vielen Stahlverarbeitern und nachgelagerten Händlern stand der Bestandsabbau im Vordergrund. Somit ließ vor allem die schwache Nachfrage aus dem Binnenmarkt das Ergebnis vor Steuern auf −20,6 Mio. € fallen (1. Quartal 2008: +48,6 Mio. €).

Der Unternehmensbereich Röhren präsentierte sich im ersten Quartal in anhaltend solider Verfassung, da die Geschäftsfelder Großrohre, HFI-geschweißte Rohre und nahtlose Edelstahlrohre erfreulich positive Beiträge erbrachten, die die Effekte unauskömmlicher Beschäftigung in der Präzisrohrsparte weit überkompensierten. Der Außenumsatz legte mit 552,0 Mio. € gegenüber dem Vorjahr (1. Quartal 2008: 543,0 Mio. €) sogar leicht zu. Der Vorsteuergewinn erreichte 50,8 Mio. € und somit wieder ein überaus zufriedenstellendes Niveau (1. Quartal 2008: +66,0 Mio. €).

Der Segmentumsatz des Unternehmensbereichs Dienstleistungen ging im Einklang mit der stark reduzierten Produktionstätigkeit der Stahlgesellschaften auf 177,8 Mio. € zurück (1. Quartal 2008: 299,0 Mio. €). Vor allem aufgrund der niedrigeren Schrottpreise fiel auch der Außenumsatz, der im Wesentlichen im Rohstoffhandel der DEUMU Deutsche Erz- und Metall-Union GmbH erzielt wird, auf 84,3 Mio. € (1. Quartal 2008: 128,6 Mio. €). Der Unternehmensbereich verbuchte 3,2 Mio. € Vorsteuerverlust (1. Quartal 2008: 4,9 Mio. €).

Ebenso wurde der Unternehmensbereich Technologie mit seinen Schwerpunkten in den Geschäftsfeldern Abfüll- und Verpackungstechnik sowie Spezialmaschinenbau von den rezessiven Tendenzen seiner globalen Absatzmärkte stark beeinträchtigt. Der Außenumsatz schrumpfte um 23 % auf 192,5 Mio. € (1. Quartal 2008: 248,5 Mio. €). Wegen einer signifikanten Unterauslastung vieler Produktionsbereiche und Risikovorsorgen für Altaufträge wurde ein negatives Vorsteuerresultat von 23,3 Mio. € verbucht (1. Quartal 2008: +4,2 Mio. €).

Der Außenumsatz des Bereichs Sonstiges/Konsolidierung, der vom Halbzeuggeschäft mit Konzernfremden generiert wird, fiel in den ersten drei Monaten vor allem mengenbedingt auf 12,1 Mio. € (1. Quartal 2008: 44,6 Mio. €). Seit Beginn des Geschäftsjahres ist hier auch die 23 %-Beteiligung an der Aurubis AG at-equity einbezogen, die im Berichtszeitraum mit 23,7 Mio. € anteiligem Nachsteuerergebnis zur Stabilisierung des Konzernresultats beitrug. Ferner saldierten sich Erträge aus Geldanlagen, positive Effekte der Währungssicherung und Abschreibungen auf Firmenwerte. Damit betrug das Resultat des Bereichs insgesamt 27,7 Mio. € (1. Quartal 2008: −4,3 Mio. €).

Der Innenumsatz des Salzgitter-Konzerns sank im ersten Quartal 2009 aufgrund deutlich niedrigerer Absatzmengen über konzerninterne Vertriebswege um 31 % auf 576,0 Mio. € (1. Quartal 2008: 837,8 Mio. €).

Für das zweite Quartal zeichnet sich noch keine signifikante Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Geschäftsaktivitäten des Salzgitter-Konzerns ab. Daher liegt der Schwerpunkt unseres Handelns nach wie vor auf Maßnahmen, die den Bestand eines gesunden Unternehmens auch mittel- und langfristig gewährleisten. In allen Gesellschaften sind aus diesem Grunde kurzfristig wirksame Projekte zur Kostensenkung eingeleitet worden. Teile des in Umsetzung befindlichen Investitionsprogramms werden verschoben und − wo erforderlich − die Möglichkeiten der Kurzarbeit genutzt. Grundsätzlich erweist sich die breite Aufstellung sowie die hohe finanzielle und bilanzielle Solidität des Salzgitter-Konzerns in der gegenwärtigen Lage als äußerst vorteilhaft.

Beim Auftragseingang der Stahlgesellschaften sind bislang keine eindeutigen Verbesserungstendenzen erkennbar. Vielmehr ergeben sich mittlerweile für das spätzyklische Produkt Grobblech ebenfalls erhebliche Beschäftigungsprobleme. Bei einigen Produkten scheint der Tiefpunkt der Erlösentwicklung in greifbarer Nähe zu sein, gleichwohl wird das zur Abrechnung kommende Durchschnittsniveau über alle Produkte wesentlich niedriger sein als noch im ersten Quartal. Eine grundlegende Aufhellung der Lage kann aller Voraussicht nach frühestens nach der Sommerpause stattfinden.

Auch der Unternehmensbereich Handel rechnet im zweiten Quartal mit einer anhaltend schwachen Nachfrage, die sich insbesondere im inländischen Lagerhandel widerspiegeln dürfte. Wegen eines weiter abflauenden internationalen Geschäfts werden Umsatz und Ergebnis in etwa auf dem Level des ersten Quartals rangieren.

Die Aussichten des Unternehmensbereichs Röhren stellen sich weiterhin insgesamt positiv dar, was ganz wesentlich auf die gebuchten Auftragsbestände zurückzuführen ist. Der Umsatz wird in etwa stabil bleiben und das Ergebnis dürfte gegenüber den Vorjahreswerten zwar rückläufig sein, aber immer noch vergleichsweise erfreulich ausfallen.

Umsatz und Vorsteuerresultat des Unternehmensbereichs Dienstleistungen werden als Folge der geringen Produktionsmenge der Stahlgesellschaften in den kommenden Monaten stagnieren.

Auch im Unternehmensbereich Technologie wird sich die ungünstige Nachfragesituation voraussichtlich fortsetzen, sodass für die Umsatz- und Ergebnisentwicklung keine durchgreifenden Impulse zu erwarten sind.

Wegen der anhaltenden weltweiten Konjunkturschwäche sehen wir unsere ursprüngliche Prognose bestätigt, dass die erste Jahreshälfte nicht mit einem ausgeglichenen Konzernergebnis abgeschlossen werden kann. Für eine Erholung im zweiten Halbjahr haben wir zwar derzeit noch keine zuverlässigen Indikationen, halten es aber dennoch nicht für ausgeschlossen, dass sich die Ordertätigkeit für Stahlprodukte nach dem Abschluss des Lagerbestandsabbaus bei Stahlverarbeitern und -händlern normalisieren wird.

Ab dem dritten Quartal wird sich die Ermäßigung der Rohstoffpreise stärker in den Herstellkosten bemerkbar machen, sodass wir – auch unter Einbezug der bereits durchgeführten Vorratsbewertungsmaßnahmen – im Falle einer spürbaren Belebung der Walzstahlmärkte sowie der Nachfrage aus der Automobilindustrie die Erreichung eines in etwa ausgeglichenen Vorsteuerergebnisses in 2009 für noch möglich halten. Hierzu bedürfte es allerdings eines starken und nachhaltigen Turnarounds der Verhältnisse im Stahlmarkt.

Wie schon in den vergangenen Jahren weisen wir darauf hin, dass Chancen und Risiken aus aktuell nicht absehbaren Erlös-, Vormaterialpreis- und Beschäftigungsentwicklungen sowie Veränderungen von Währungsparitäten den Verlauf des Geschäftsjahres 2009 erheblich beeinflussen können. Wie die aktuellen Ereignisse zeigen, kann die hieraus resultierende Schwankungsbreite des Konzernergebnisses vor Steuern ein beträchtliches Ausmaß sowohl in negativer als auch positiver Richtung annehmen. Die Dimension dessen wird deutlich, wenn man unterstellt, dass schon bei 10 Mio. t abgesetzten Stahlerzeugnissen der Unternehmensbereiche Stahl, Handel und Röhren im Schnitt 50 € Margenverlust pro Tonne bereits ausreichen, um 500 Mio. € jährliche Ergebnisvarianz zu verursachen.

Disclaimer:

Einige der in dieser Mitteilung gemachten Aussagen haben den Charakter von Prognosen bzw. können als solche interpretiert werden. Sie sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und gelten naturgemäß unter der Voraussetzung, dass keine unvorhersehbare Verschlechterung der Konjunktur und der spezifischen Marktlage für die Gesellschaften in den Unternehmensbereichen eintritt, sondern sich die Grundlagen der Planungen und Vorschauen in dem Umfang und dem zeitlichen Rahmen wie erwartet als zutreffend erweisen. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, vorausblickende Aussagen zu aktualisieren.