Außergewöhnliche Stahlmarktsituation bewirkt kräftigen Ergebnisschub

09.03.2005 | Salzgitter AG


Außergewöhnliche Stahlmarktsituation bewirkt kräftigen Ergebnisschub

Eckdaten des Geschäftsjahres 2004

Vor dem Hintergrund einer weltweit boomenden Nachfrage nach Walzstahl und Röhren hat der Salzgitter-Konzern im Geschäftsjahr 2004 weit überdurchschnittliche Resultate erzielt.

Das Wachstum des konsolidierten Konzernumsatzes auf 5,9 Mrd. € reflektiert den erfreulichen Geschäftsverlauf und entspricht 23 % Zunahme gegenüber dem Vorjahr (GJ 2003: 4,8 Mrd. €). 322,8 Mio. € Konzerngewinn vor Steuern (GJ 2003: 42,5 Mio. €) stellen auch im Langfristvergleich einen neuen Bestwert dar. Neben der sehr zufriedenstellenden Geschäftsentwicklung des Unternehmensbereichs Stahl trugen die – im Unterschied zu früheren Konjunkturverläufen – phasengleiche Belebung der Röhren-Aktivitäten und insbesondere ein Rekordergebnis des Handels zu diesem Ausnahmeresultat bei. Nennenswerte Beiträge lieferten zudem die mittlerweile 297 Maßnahmen des konzernweiten Ergebnisverbesserungsprogramms. Der Nachsteuergewinn des Konzerns beträgt 246,7 Mio. € (GJ 2003: 28,1 Mio. €).

Im Jahresabschluss 2004 sind zugleich eine Reihe von bilanziellen Maßnahmen verarbeitet worden: Er beinhaltet einerseits 35,0 Mio. € positiven Ergebniseffekt aus der Umstellung von Bestandsbewertungen im Unternehmensbereich Stahl gemäß aktueller internationaler Rechnungslegungsvorschriften (IFRS) und andererseits einen Gesamtbetrag von 108,4 Mio. € an bilanziellen Vorsorgen in Form von außerplanmäßigen Abschreibungen des Anlagevermögens einiger Tochtergesellschaften des Konzerns. Letztmalig erfolgte die ergebniswirksame Auflösung des negativen Goodwills, der im Wesentlichen aus dem Erwerb der Mannesmannröhren-Werke in 2000 stammte, mit einem positiven Beitrag von 60,4 Mio. €.

Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE) beläuft sich auf 24,4 % (GJ 2003: 4,6 %), wodurch das vom Unternehmen selbst gesteckte Ziel eines 12 %igen ROCE über den Durchschnitt des seit 2001 laufenden Stahlzyklus erreicht wurde.

Der Außenumsatz des Unternehmensbereichs Stahl legte um 23 % auf 1,76 Mrd. € zu (GJ 2003: 1,43 Mrd. €); der Gesamtumsatz, der auch die Absatztätigkeit über eigene Distributionskanäle beinhaltet, stieg um 24 % auf 2,49 Mrd. € (GJ 2003: 2,00 Mrd. €). Zum Umsatzwachstum trugen die Produktbereiche Flachstahl, Grobblech und Träger mit mehreren sukzessiven Erhöhungen der Absatzpreise jeweils zu Quartalsbeginn gleichermaßen bei. Der Unternehmensbereich Stahl verbuchte primär dank der überdurchschnittlich guten Markt- und Ertragsentwicklung bei Flachstahl und Grobblech, aber auch wegen des operativen Turnarounds des Trägergeschäfts einen erfreulichen Vorsteuergewinn von 164,0 Mio. € (GJ 2003: 46,9 Mio. €). Das Resultat enthält 35,0 Mio. € positive Effekte aus der Neubewertung von Vorräten gemäß aktueller IFRS-Regeln, denen 38,5 Mio. € bilanzielle Vorsorgemaßnahmen im Bereich Träger gegenüberstehen. Ferner sind 8,7 Mio. € Gewinn aus der Veräußerung von Aktien des US-amerikanischen Stahlunternehmens Steel Dynamics Inc. sowie operative Einmalaufwendungen für eine Hochofenzustellung während des zweiten Quartals 2004 in etwa vergleichbarer Größenordnung zu berücksichtigen.

Im Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres entwickelte sich auch die europäische und überseeische Rohrnachfrage zunehmend lebhafter, so dass die stark gestiegenen Vormaterialpreise und die in wichtigen Absatzmärkten wirkenden negativen Währungseffekte schrittweise über Erlösanhebungen ausgeglichen werden konnten. Der konsolidierte Außenumsatz des Unternehmensbereichs Röhren konnte vor diesem Hintergrund um 9 % auf 1,00 Mrd. € gesteigert werden (GJ 2003: 0,92 Mrd. €), wobei die ausgezeichnete Umsatzentwicklung des Nahtlosrohr-Sektors konsolidierungsbedingt in diesen Zahlen nicht reflektiert wird. Im Vergleich zum krisengeprägten Vorjahr (2,6 Mio. €) markieren die 120,5 Mio. € Vorsteuergewinn das beste Resultat dieser Sparte seit ihrer Zugehörigkeit zum Salzgitter-Konzern. Mit diesem Abschluss sind bilanzielle Vorsorgemaßnahmen in Höhe von 17,9 Mio. € getroffen worden.

Der Unternehmensbereich Handel profitierte über das Geschäftsjahr 2004 hinweg am stärksten von der Ausnahmesituation an den Stahlmärkten. Während in den ersten Quartalen im Vorjahr günstig beschaffte und damit niedrig bewertete Lagerbestände zu den jeweils aktuellen, stark anziehenden Marktpreisen abgesetzt werden konnten, wurde dieser allmählich abklingende Effekt in der zweiten Jahreshälfte zunehmend durch das stärker florierende internationale Tradinggeschäft ergänzt. Der Außenumsatz expandierte um 30 % auf 2,64 Mrd. € (GJ 2003: 2,03 Mrd. €), der Vorsteuergewinn erreichte den außergewöhnlich erfreulichen Wert von 98,9 Mio. € (GJ 2003: 13,1 Mio. €). Im Handelsbereich fand keine Methodenänderung der Bewertung von Vorräten statt.

Mit 313 Mio. € Außenumsatz übertraf auch der Unternehmensbereich Dienstleistungen den Vorjahreswert um 30 % (GJ 2003: 241 Mio. €), wobei das Wachstum hauptsächlich auf die von hohen Schrott- und Legierungsmittelpreisen getriebene Ausweitung des Umsatzes der Handelsgesellschaft DEUMU im Geschäft mit Konzernfremden zurückzuführen ist. Der Vorsteuergewinn stieg auf 20,4 Mio. € (GJ 2003: 13,7 Mio. €).

Die Gesellschaften des Unternehmensbereichs Verarbeitung standen während des Geschäftsjahres 2004 unter dem fortgesetzten Druck konjunktureller Schwäche ihrer Abnehmersektoren. So konnten die Auswirkungen der anhaltend krisenhaften Entwicklung in der Bauindustrie durch die eingeleiteten Reorganisationsmaßnahmen und verstärkte Vertriebsaktivitäten der betroffenen Unternehmen nicht kompensiert werden. Sparmaßnahmen der Automobilhersteller belasteten das Zulieferergeschäft nachhaltig und sorgten für permanenten Wettbewerbsdruck. Steigende Vormaterialpreise konnten demgemäß nur begrenzt und zeitlich verzögert weitergegeben werden. In der zweiten Jahreshälfte wurden erste Anzeichen einer begrenzten Verbesserung der Situation erkennbar. Der Außenumsatz entsprach mit 222 Mio. € etwa demjenigen des Vorjahres (GJ 2003: 221 Mio. €), das Ergebnis vor Steuern betrug -0,2 Mio. € (GJ 2003: 0,1 Mio. €). Dieses Resultat ergibt sich, nach Ausgleich der bis zum Jahresende aufgelaufenen operativen Fehlbeträge und von 52,0 Mio. € bilanziellen Vorsorgemaßnahmen, durch 80,5 Mio. € Forderungsverzichte der Holding. Diese Maßnahmen bewirken, dass künftige Perioden entlastet werden und der Konzern seinen operativen und strategischen Handlungsspielraum auch in problematischeren Geschäftsfeldern erheblich ausweitet.

Insbesondere wegen der Forderungsverzichte fiel das Ergebnis aus Konsolidierungsvorgängen und Sonstigem mit -80,8 Mio. € negativ aus (GJ 2003: -34,0 Mio. €).

Der Jahresabschluss wird dem Aufsichtsrat anlässlich seiner nächsten Sitzung zur Billigung vorgelegt und in vollständiger Fassung am 31. März 2005 veröffentlicht werden.

Der Ausblick auf die kommenden Monate des laufenden Geschäftsjahres ist überwiegend von Zuversicht geprägt. Obwohl das Gesamtvolumen der Auftragseingänge des Unternehmensbereichs Stahl in den zurückliegenden Wochen unter den herausragenden Werten des Vorjahres blieb, ist die Beschäftigung der Bereiche Flachstahl und Grobblech nach wie vor auf sehr zufriedenstellendem Niveau. Aktuell deutet sich für das Trägergeschäft nach der auch saisonbedingten Schwäche zum Jahresende eine leichte Belebung der Ordertätigkeit an. Die 2005 zu erwartenden, teilweise exorbitanten Kostensteigerungen für einige Rohstoffe der Stahlproduktion werden durch Preiserhöhungen im Verlauf der kommenden Quartale kompensiert werden müssen. Zum ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres sind entsprechende Anpassungen für Flachstahlprodukte und Grobblech bereits umgesetzt worden. Wegen des geplanten Reparaturstillstands des Hochofens A wird es im dritten Quartal zu einer vorübergehenden Einschränkung der Rohstahlproduktion kommen. Die reibungslos in Betrieb gegangenen neuen Aggregate Hochofen C und Stranggießanlage 3 werden zur Kompensation der Fehlmenge maßgeblich beitragen.

Auch im Röhrengeschäft hält die auskömmliche Nachfrage an. Bei zu Jahresbeginn sehr gut gefüllten Auftragsbüchern deuten sämtliche Indikatoren auf eine weiterhin gute Beschäftigung der in- und ausländischen Produktionsstätten hin. Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Vormaterial ist – neben dem das Exportgeschäft europäischer Hersteller benachteiligenden schwachen Dollar – der wesentliche limitierende Faktor.

Nach der Ende Januar erfolgten Unterzeichnung einer unverbindlichen Absichtserklärung führen die Salzgitter AG und die Vallourec SA derzeit Vertragsverhandlungen zur beabsichtigten Konzentration der Nahtlosrohraktivitäten bei Vallourec.

Für den Unternehmensbereich Handel wird von einem Fortdauern der im Ganzen günstigen Marktsituation sowohl bezogen auf den inländischen lagerhaltenden Handel als auch für das internationale Trading ausgegangen. Die auf niedrigem Niveau verharrende Nachfrage aus der inländischen Bauwirtschaft sollte von günstigeren Entwicklungen in anderen Abnehmerbranchen kompensiert werden, so dass Mengenbild und Preisgefüge des konzerneigenen Stahlhandels stabil bleiben dürften.

Der Geschäftsverlauf des Unternehmensbereichs Dienstleistungen wird sich voraussichtlich konstant positiv darstellen, während die Gesellschaften des Unternehmensbereichs Verarbeitung wegen der anhaltend schwierigen Lage der Bauindustrie und einem moderaten Erholungstrend in der Automobilindustrie allenfalls schwache Impulse erwarten.

Disclaimer:

Einige der in dieser Mitteilung gemachten Aussagen haben den Charakter von Prognosen bzw. können als solche interpretiert werden. Sie sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und gelten naturgemäß unter der Voraussetzung, dass keine weitere Verschlechterung der Konjunktur und der spezifischen Marktlage für die Gesellschaften in den Unternehmensbereichen eintritt, sondern sich die Grundlagen der Planungen und Vorschauen in dem Umfang und dem zeitlichen Rahmen wie erwartet als zutreffend erweisen.