Salzgitter Konzern durchschreitet konjunkturelle Talsohle im 2. Quartal 2009

13.08.2009 | Salzgitter AG


Salzgitter Konzern durchschreitet konjunkturelle Talsohle im 2. Quartal 2009

Erwartungsgemäß wurde der Salzgitter-Konzern im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2009 von den Auswirkungen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise erheblich belastet. Dies schlug sich vor allem in den Ergebnissen der Unternehmensbereiche Stahl, Handel und Technologie nieder. Die positiven Beiträge der Röhrensparte, der Aurubis AG-Beteiligung und der umfangreichen Finanzanlagen wirkten im Gegenzug zwar stabilisierend, konnten die Negativeinflüsse der konjunkturellen Rahmenbedingungen jedoch nicht kompensieren.

Der Konzern-Außenumsatz verringerte sich angesichts deutlich reduzierter Absatzmengen und fallender Erlöse in nahezu allen Produktsegmenten um 34 % auf 4.125,7 Mio. € (1. Halbjahr 2008: 6.233,4 Mio. €). Der Salzgitter-Konzern schrieb im ersten Halbjahr 195,2 Mio. € Verlust vor Steuern (1. Halbjahr 2008: +646,4 Mio. €). Mit diesem Resultat sind auch nennenswerte bilanzielle Anpassungen von Vorratsbewertungen schwerpunktmäßig im Unternehmensbereich Stahl verkraftet worden, sodass der Konzern – zusammen mit den bereits im Jahresabschluss 2008 vorgenommenen Maßnahmen – frei von stillen Lasten aus der Bestandsbewertung ist. Die at equity einbezogene 23 % Beteiligung an dem führenden europäischen Kupferproduzenten Aurubis AG steuerte sehr zufriedenstellende 32,7 Mio. € Ertrag nach Steuern bei. Das Konzern-Nachsteuerresultat betrug −165,0 Mio. € (1. Halbjahr 2008: +436,9 Mio. €) und das Ergebnis je Aktie somit −3,07 €. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE) aus industriellem Geschäft lag bei −12,9 % (1. Halbjahr 2008: +36,8 %), unter Einbeziehung der rund 1,5 Mrd. € liquider Mittel ergaben sich −8,1 % (1. Halbjahr 2008: +25,9 %).

Die globale Rezession wirkte sich in den ersten sechs Monaten 2009 am stärksten auf die Gesellschaften des Unternehmensbereiches Stahl aus. So fiel die Auslastung der Werke in Salzgitter und Peine zeitweise bis auf rund 50 % der Kapazität. Gegen Ende des ersten Quartals verschlechterte sich auch der Grobblechmarkt, sodass im Werk Ilsenburg ebenfalls eine Unterbeschäftigung eintrat. Ein exorbitanter Preisverfall über alle Produktgruppen hinweg, der erst im Sommer seinen Tiefpunkt erreichte, verschärfte die Lage zusätzlich. Als Konsequenz dessen halbierte sich der Außenumsatz auf 799,9 Mio. € (1. Halbjahr 2008: 1.611,0 Mio. €). Die fallenden Rohstoffpreise konnten aufgrund anfänglich hoher, zu Vorjahrespreisen beschaffter Bestände das Halbjahresergebnis nicht entlasten. Darüber hinaus wurden Ende Juni noch vorhandene Vorräte so bewertet, dass nunmehr alle wesentlichen Abwertungsrisiken im Stahlsegment berücksichtigt sein dürften. Inklusive dieser Belastung wurden 190,2 Mio. € Vorsteuerverlust verzeichnet (1. Halbjahr 2008: +345,1 Mio. €).

Die herausfordernde Geschäftslage beeinträchtigte auch sämtliche Aktivitäten des Unternehmensbereiches Handel. Die schwache Nachfrage vieler Stahlverarbeiter, verstärkt durch einen massiven Bestandsabbau im lagerhaltenden Stahlhandel, sowie konjunkturbedingt rückläufige Tradingvolumina ließen den Außenumsatz um 37 % auf 1.683,7 Mio. € (1. Halbjahr 2008: 2.656,4 Mio. €) zurückgehen. Das Vorsteuerergebnis kam bei −57,7 Mio. € (1. Halbjahr 2008: +140,7 Mio. €) aus.

Der Unternehmensbereich Röhren setzte dank der vergleichsweise soliden Situation der Produktsegmente Großrohre, HFI-geschweißte Rohre und nahtlose Edelstahlrohre einen markant positiven Akzent. Der Außenumsatz verbesserte sich trotz der unbefriedigenden Beschäftigungslage der Präzisrohrgesellschaften um 3 % auf 1.107,9 Mio. € (1. Halbjahr 2008: 1.077,0 Mio. €). Mit 96,0 Mio. € Vorsteuergewinn verbuchte die Division ein absolut erfreuliches Ergebnis (1. Halbjahr 2008: 152,1 Mio. €).

Im Einklang mit dem reduzierten Produktionsniveau der Stahl- und Walzwerke verminderte sich der Segmentumsatz des Unternehmensbereiches Dienstleistungen um die Hälfte auf 340,9 Mio. € (1. Halbjahr 2008: 678,1 Mio. €). Der im Wesentlichen vom Rohstoffhandel der DEUMU Deutsche Erz- und Metall-Union GmbH erwirtschaftete Außenumsatz fiel auf 146,4 Mio. € (1. Halbjahr 2008: 284,9 Mio. €). Das Resultat vor Steuern lag bei −5,4 Mio. € (1. Halbjahr 2008: +16,8 Mio. €).

Die schwierige Lage des internationalen Maschinenbausektors schlug sich in den Umsatz- und Ertragszahlen der Unternehmen des Technologiebereiches nieder. Mit 367,5 Mio. € Außenumsatz verzeichnete das Segment einen Rückgang von 30 % (1. Halbjahr 2008: 523,4 Mio. €). Als Folge der Unterauslastung in den meisten Werken, rückläufiger Margen im Anlagengeschäft sowie wegen Risikovorsorgen für Altaufträge ergaben sich −43,7 Mio. € Vorsteuerverlust (1. Halbjahr 2008: +12,2 Mio. €).

Der Außenumsatz des Bereiches Sonstiges/Konsolidierung, der vom Halbzeuggeschäft mit Konzernfremden generiert wird, reduzierte sich in den ersten sechs Monaten auf 20,5 Mio. € (1. Halbjahr 2008: 80,7 Mio. €). Seit Beginn des Geschäftsjahres ist hier auch die 23 %-Beteiligung an der Aurubis AG at equity einbezogen, die in der Berichtsperiode 32,7 Mio. € anteiliges Nachsteuerergebnis beitrug. Insgesamt lag das Resultat des Bereiches bei 5,8 Mio. € (1. Halbjahr 2008: −20,5 Mio. €).

Der Innenumsatz des Salzgitter-Konzerns halbierte sich im ersten Halbjahr 2009 aufgrund der nachfragebedingt geringeren Nutzung interner Vertriebswege auf 980,4 Mio. € (1. Halbjahr 2008: 1.942,9 Mio. €).

Die seit Mai in einigen Wirtschaftszweigen sichtbar gewordenen Erholungstendenzen reichen bei weitem noch nicht aus, um die zuvor eingetretenen drastischen Rückgänge der Geschäftsaktivitäten auszugleichen. Vor diesem Hintergrund liegt unser Augenmerk nach wie vor auf der Sicherstellung der mittel- bis langfristigen Prosperität des Konzerns. Die hohe finanzielle und bilanzielle Solidität der Salzgitter-Gruppe und ihre breite Aufstellung haben sich in dieser schwierigen Situation als äußerst vorteilhaft erwiesen. Die kurzfristig eingeleiteten umfassenden Maßnahmen zur Kostensenkung haben bereits im ersten Halbjahr entlastend gewirkt; sie werden konsequent fortgeführt.

Im zweiten Halbjahr ist mit einer nach Produktgruppen differenzierten, insgesamt moderaten Verbesserung der Lage auf dem Stahlmarkt zu rechnen, da sich die Lücke zwischen dem Stahlabsatz der Produzenten und dem realen Verbrauch zu schließen scheint. Die jüngsten Preisanhebungen deuten darauf hin, dass der Tiefpunkt der Erlöse im europäischen wie auch im internationalen Walzstahlmarkt durchschritten ist. Grundsätzlich wird jedoch erst nach Ende der geplanten Wartungsstillstände und Werksferien vieler Abnehmer erkennbar sein, ob die positiven Entwicklungen in eine nachhaltige Stabilisierung des Marktgefüges münden. Das Ergebnis der Stahlgesellschaften dürfte – trotz instandhaltungs- und investitionsbedingter Produktionsausfälle – in der zweiten Jahreshälfte oberhalb des Resultates der ersten sechs Monate 2009 auskommen.

Wegen der Margenschwäche rechnet der Unternehmensbereich Handel – begleitet von deutlicher Kostenreduzierung – eher mit einer allmählichen Verbesserung der Ertragslage. Dies betrifft in erster Linie den lagerhaltenden Handel; als Folge des in weiten Teilen lahmenden Welthandels und mangelnder Investitionsneigung können die Trading-Absatzmengen der letzten Jahre zunächst nicht wieder erreicht werden.

Die weiterhin angespannte Lage des Präzisrohrmarktes und Abkühlungstendenzen in den Produktbereichen Edelstahl- und HFI-geschweißte Rohre lassen für den Unternehmensbereich Röhren gegenüber dem ersten Halbjahr spürbar geringere Umsätze und Gewinne erwarten. Dennoch wird für 2009 ein klar positives, durch den gut beschäftigten Großrohrbereich getragenes Resultat prognostiziert.

Umsatz und Ergebnis des Unternehmensbereiches Dienstleistungen hängen wesentlich von der Beschäftigung der Stahlsparte ab und sollten sich analog dazu entwickeln.

Im Unterschied zu frühzyklischen Branchen wird ein solider Aufschwung im Maschinen- und Anlagenbau noch einige Zeit auf sich warten lassen. Erste Hinweise auf eine Erholung sind zwar wahrnehmbar, können aber noch nicht als nachhaltig interpretiert werden. Infolge des niedrigen Auftragseingangs im ersten Halbjahr rechnet der Unternehmensbereich Technologie mit einem gegenüber 2008 wesentlich schwächeren, negativen Resultat für das Geschäftsjahr 2009.

Unsere ursprüngliche Prognose eines Halbjahresverlustes mit einer möglichen Aufhellung der Lage in der zweiten Jahreshälfte hat sich bestätigt. Allerdings ist ein starker und nachhaltiger Turnaround der Verhältnisse am Stahlmarkt bisher nicht erkennbar, da lediglich für einzelne Produktgruppen eindeutige Erholungstendenzen bei Auftragseingängen und Erlösen verzeichnet werden. Demzufolge erwartet der Salzgitter-Konzern auch für das zweite Halbjahr 2009 einen Vorsteuerverlust, der allerdings niedriger als derjenige der abgelaufenen Berichtsperiode ausfallen dürfte. Wir halten es für denkbar, dass gegen Jahresende wieder nahezu ausgeglichene Monatsergebnisse erzielt werden können.

Wie schon in den vergangenen Jahren weisen wir darauf hin, dass Chancen und Risiken aus aktuell nicht absehbaren Erlös-, Vormaterialpreis- und Beschäftigungsentwicklungen sowie Veränderungen von Währungsparitäten den Verlauf des Geschäftsjahres 2009 noch erheblich beeinflussen können. Wie die aktuellen Ereignisse zeigen, kann die hieraus resultierende Schwankungsbreite des Konzernergebnisses vor Steuern ein beträchtliches Ausmaß sowohl in negativer als auch positiver Richtung annehmen. Die Dimension dessen wird deutlich, wenn man beispielhaft unterstellt, dass bei 5 Mio. t in einem Halbjahr abgesetzten Stahlerzeugnissen der Unternehmensbereiche Stahl, Handel und Röhren im Schnitt schon 50 € Margenschwankung pro Tonne ausreichen, um 250 Mio. € Ergebnisvarianz zu verursachen.

Disclaimer:

Einige der in dieser Mitteilung gemachten Aussagen haben den Charakter von Prognosen bzw. können als solche interpretiert werden. Sie sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und gelten naturgemäß unter der Voraussetzung, dass keine unvorhersehbare Verschlechterung der Konjunktur und der spezifischen Marktlage für die Gesellschaften in den Unternehmensbereichen eintritt, sondern sich die Grundlagen der Planungen und Vorschauen in dem Umfang und dem zeitlichen Rahmen wie erwartet als zutreffend erweisen. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, vorausblickende Aussagen zu aktualisieren.