Reuters meldet:

08.11.2000 | Salzgitter AG


Reuters meldet:

Der Stahlkonzern Salzgitter AG erwartet aus der Übernahme der Mannesmannröhren-Werke AG (MRW) bereits im kommenden Geschäftsjahr überdurchschnittlich wachsende Erträge. Schon 2001 wird Mannesmannröhren deutlich schwarze Zahlen schreiben. Der Gewinn wird größer sein, als bisher erwartet, sagte Salzgitter- Vorstandschef Wolfgang Leese am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Im laufenden Jahr werde der Verlust bei MRW geringer ausfallen als geplant. Im kommenden Jahr werden wir dann glänzen, sagte Leese.

Der seit Januar amtierende Chef des zweitgrößten deutschen Stahlerzeugers hofft, dass dies auch den schwachen Börsenkurs beflügeln wird. Der Börsenkurs klebt bei sieben bis acht Euro und spiegelt weder unsere Stärken im Stahlgeschäft noch das Potenzial bei Röhren wider, sagte Leese. Insofern sei es vorerst gut, mit dem Anteil des Landes Niedersachsen von 25,5 Prozent bei der Salzgitter AG vorläufig einen gewissen Rückhalt zu haben.

Röhren wird ein Kerngeschäft des Salzgitter-Konzerns sein, sagte Leese. Das bedeute, die Weltmarktführerschaft bei Großrohren und nahtlosen Rohren noch zu stärken und auszubauen. Das Röhrengeschäft profitiert nach den Worten Leeses weltweit von dem hohen Ölpreis. Ziel sei, insbesondere durch die MRW- Ergebnisse binnen zwei Jahren die Bruttoumsatzrendite des Salzgitter-Konzerns von derzeit gut drei Prozent auf bis zu fünf Prozent zu steigern. Bei einem erwarteten Jahresumsatz von etwa neun Milliarden DM würde sich das Vorsteuerergebnis demnach auf etwa 450 Millionen DM erhöhen, fast doppelt so hoch wie das bisherige Spitzenergebnis von vor zwei Jahren.

Die im Sommer für den symbolischen Preis von 1 Euro und mit zusätzlichen Finanzleistungen übernommene einstige Mannesmann-Tochter ist im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 1999/2000 (30. September) noch nicht in die Salzgitter-Bilanz einbezogen. Konsolidiert würden beim Umsatz jedoch nur die MRW- Mehrheitsbeteiligungen, beim Ergebnis fließen laut Leese alle Beteiligungen ein. MRW werde erstmals im Rumpfgeschäftsjahr Oktober bis Dezember 2000 einbezogen, mit dem die Salzgitter AG ihre Bilanz ab 2001 auf das Kalenderjahr umstellt, sagte Leese. Dies werde auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 20. Dezember beschlossen.

Management und Mitarbeiter bei MRW seien hochmotiviert, da sie nach dem Ausscheiden aus dem einstigen Mannesmann-Konzern jetzt wieder eine Perspektive sähen, sagte Leese. MRW behalte seine unternehmerische Eigenständigkeit und werde im künftigen Salzgitter-Holding-Vorstand vertreten sein. Zwischen dem Röhrengeschäft und dem bisherigen Stahlgeschäft der Salzgitter AG gebe es eine Menge Synergiemöglichkeiten, sagte Leese.

Aber auch das Stahlgeschäft sei im Geschäftsjahr 1999/2000 überaus gut verlaufen. In der Stahlerzeugung habe die Salzgitter AG mit 5,1 Millionen Tonnen Rohstahl die seit 25 Jahren höchste Produktionsmenge erzielt. Wir sind bis an den Rand unserer Kapazitäten ausgelastet und erwarten auch für 2001 ein ähnlich gutes Jahr, sagte Leese. Umsatz und Gewinn seien im vierten Quartal (Juli bis September) stärker gewachsen als im Zeitraum davor, sagte Leese. Damit dürfte die Salzgitter AG beim Umsatz um etwa 20 Prozent auf deutlich über sechs Milliarden DM wachsen. Der Vorsteuergewinn dürfte sich auf knapp 200 Millionen DM verdoppeln.

Der Salzgitter-Chef erteilte den früheren Überlegungen für eine Fusion mit einem der großen Stahlkonzerne eine klare Absage. Eine solche Allianz steht nicht zur Debatte. Der Salzgitter-Konzern werde seinen Weg der Selbstständigkeit mit weiteren Zukäufen und kleineren Allianzen festigen, sagte Leese. Hierfür werde Salzgitter gegebenenfalls auch eigene Aktien einsetzen. Bislang sind 6,5 Prozent der Aktien zurückgekauft worden. Die Option zum Rückkauf von bis zu zehn Prozent soll auf der Dezember-Hauptversammlung verlängert werden.